Babbel muss sich mit Mittelmaß begnügen

SID
Die Spieler der TSG Hoffenheim müssen sich mit dem grauen Mittelmaß vergnügen
© Getty

Die Analyse fiel selbst von Tom Starke schonungslos aus. "Es war mein Fehler", sagte der Torwart von 1899 Hoffenheim zu seiner missglückten Faustabwehr vor dem Führungstreffer durch Tomas Pekhart für die Gäste des 1. FC Nürnberg bei der 2:3-Niederlage am Samstag.

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Die Fans feierten Starke trotzdem, das von Trainer-Manager Markus Babbel nach dem Spiel erneut wiederholte Interesse an Nationaltorwart Tim Wiese lässt sie genauso wenig kalt wie Starke: "Ich habe gedacht, ich hätte es leichter wegstecken können. Aber ich war nervöser als sonst, das kenne ich gar nicht von mir. Aber ich bin auch nur ein Mensch."

Die schleichende Demontage von Publikumsliebling und Vize-Kapitän Tom Starke ist zum Saisonende ein weiteres Indiz, dass im Management des Projekts 1899 Hoffenheim wenig emotional gehandelt wird.

Von daher scheint Babbel, für den Identifikation mit einem Verein "durch Erfolg" entsteht, der richtige Mann in dem von Software-Milliardär Dietmar Hopp finanzierten Klub zu sein.

Durch die Niederlagen von Hannover 96 und Werder Bremen hat nun sogar der 1. FC Nürnberg zumindest noch theoretische Chancen auf die Qualifikation zur Europa League, Hoffenheims turbulente Saison dagegen ist gelaufen.

Fans solidarisieren sich mit Tom Starke

Dass die Anhänger sich vor, während und nach dem Spiel vehement verbal und mit Transparenten ("Wiese - betreten verboten!") für ihre Nummer Eins einsetzten, drehte Babbel ins Positive: "Das zeigt doch, dass die oft kritisierte fehlende Fankultur hier vorhanden ist."

Ob er sich nach Starkes Fauxpas bestätigt sieht, einen neuen Keeper zu suchen: "Nein. Das wusste ich schon vorher." Bei den weiteren Gegentoren von Daniel Didavi und erneut Pekhart war Starke machtlos.

Warum genau Babbel für die kommende Saison nicht mehr mit Starke plant, bleibt das Geheimnis der Klubführung. Während der gesamten Saison war er ein sicherer Rückhalt seines Teams. Auch Starke sagte, er kenne den Grund nicht. "Die Beweggründe musste ich dann gar nicht mehr hören", sagte er zum letzten Gespräch mit Babbel.

"Wenn der Trainer, der Manager oder der Vorstand meint, dass man sich verändern muss, dann ist das so. Die gehen voran. Ob man es versteht, ist gar nicht so wichtig." Bei der Entlassung von Trainer Holger Stanislawski im Februar hatte der 31-Jährige seinen Arbeitgeber für den Umgang mit dem Personal kritisiert.

Kein Mitgefühl von Teamkollege Sejad Salihovic

Starke machte kein Geheimnis daraus, dass die aktuell unsichere Situation seiner Familie "noch viel schwerer" falle, als ihm selbst. Er selbst engagiert sich in regionalen Vereinen, ist eine der wenigen Integrationsfiguren von 1899.

Weniger schwer fällt es offenbar Teamkollege Sejad Salihovic: "Was soll ich da mitfühlen? Die Fans hätten lieber die Mannschaft unterstützen sollen und sich nicht die ganze Zeit mit Tom Starke beschäftigen sollen", sagte der Bosnier kalt.

Kapitän Andreas Beck, der in seinem 118. Spiel sein Tor-Debüt für Hoffenheim feierte, konnte verstehen, dass die Situation seinen Stellvertreter nicht kalt lässt. Er wollte aber nichts sagen, außer: "Das ist dann wohl ein Vorgriff auf die Zukunft."

Babbel plant für neue Saison

Babbel plant mit Nachdruck an einem schlagkräftigen Kader für die kommende Saison, damit die Europa League erreicht werden kann. "Ich bin kein Mann für das Mittelmaß", sagte er unter der Woche zu seinen Zielen. Mäzen Hopp scheint ihn dabei zu unterstützen, obwohl er seinem Fußballprojekt eigentlich einen strikten Sparkurs verordnet hatte.

Zur neuen Saison kommen Stephan Schröck (SpVgg Greuther Fürth), Matthieu Delpierre (VfB Stuttgart), die Verträge mit Salihovic und Tobias Weis wurden bis 2016 verlängert. Ryan Babel und Edson Braafheid, der den 2:3-Endstand herstellte, haben wohl keine Zukunft im Kraichgau, zwei Stürmer sollen noch geholt werden.

Entscheidet sich Großverdiener Wiese doch gegen Hoffenheim, steht der Verein womöglich ganz ohne Torwart da. "Man muss abwarten, wie es dann weitergeht", sagte Starke.

Dass er nach dem Spiel als einziger Hoffenheimer im letzten Heimspiel der Saison in die Kurve ging, wollte dieser selbst nicht überbewerten: "Es war keine Abschiedsrunde, ich habe mich nur für die Unterstützung bedankt."

Hoffenheim - Nürnberg: Daten zum Spiel