Zweifel am letzten Strohhalm

Von Fatih Demireli
Der 1. FC Köln kann in Freiburg seit 16 Jahren nicht gewinnen
© Getty

Der 1. FC Köln kann sich nur noch durch die Relegation in der Bundesliga halten. Doch selbst dieser letzte Strohhalm wird kein Selbstläufer, weil der größte Gegner der Kölner sie selbst sind. Der Trainer bleibt realistisch und verzichtet auf extravagante Maßnahmen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Reaktionen:

Claus Horstmann (Geschäftsführer 1. FC Köln): "Wir haben es weiter selbst in der Hand, müssen uns jetzt auf Bayern konzentrieren und alle Kraft darauf lenken. Wir beten nicht, dass wir die Bayern schlagen, wir arbeiten daran. Wir haben die Bayern in der Vergangenheit schon mal geschlagen. Zu Hause zeigt die Mannschaft auch ein anderes Gesicht. Wir nehmen die Herausforderung an und werden von heute an darum kämpfen. Für Hertha wird es auch nicht so einfach, gegen Hoffenheim zu gewinnen."

Frank Schäfer (Trainer 1. FC Köln): "Kurzzeitig habe ich Frust, mittelfristig Hoffnung. Weil die Mannschaft zu Hause zu anderen Leistungen fähig ist. Letzte Spieltage haben ihre eigene Dramaturgie. Die Ausgangssituation ist klar: Offenes Visier - so werden wir das Spiel gegen Bayern angehen."

Sascha Riether (1. FC Köln): "Wir haben keinen Bammel vor Bayern. Die Bayern sind auch nicht unbesiegbar."

Nachbetrachtung:

Wer noch einen letzten Grund zum Frust-Aufbau benötigte, bekam ihn beim 1. FC Köln in der 90. Minute. Sebastian Freis, aus der Domstadt fortgejagt, weil man den Angreifer für den Abstiegskampf offenbar nicht mehr benötigte, drückte in der Schlussminute der Partie im Mage Solar Stadion das 4:1 über die Linie.

Während Freis im Anschluss mit seinen Freiburger Kollegen den längst feststehenden Klassenerhalt feierte, verließen die Kölner den Rasen mit gesenkten Köpfen. Die direkte Rettung ist nicht mehr möglich. Der letzte Strohhalm heißt Relegation.

Die Rechnung ist relativ einfach: Gewinnt Köln gegen den FC Bayern, spielt man am 11. und 15. Mai um den Klassenerhalt gegen den Dritten der 2. Bundesliga. Ein Unentschieden würde nicht reichen, wenn Hertha BSC gegen 1899 Hoffenheim gewinnt.

Die letzten beiden Male hat es jeweils der Bundesligist geschafft, sich in der Liga zu halten, insofern ist die Playoff-Runde keine so schlechte Chance für Köln - sollte sie der FC bekommen.

Doch genau hier beginnt das Problem: Die Überzeugung, dass man den FC Bayern, der in der Bundesliga seit Wochen auf Standby spielt und den Usamis, Pranjics und Olics Einsatzprämien verschafft und in einer Woche mit den Köpfen noch mehr bei den Endspielen im DFB-Pokal und in der Champions League sein wird, im Spiel der Spiele besiegen kann, fehlt im größeren Rahmen sogar in Köln.

Deswegen nennt Trainer Frank Schaefer seine Mannschaft für dieses Spiel auch "Außenseiter". Auch wenn es unter den Gegebenheiten etwas seltsam klingt, ist der Kölner Coach zumindest realistisch. Denn es gibt berechtigte Zweifel am letzten Strohhalm.

Das Spiel in Freiburg war ein Sinnbild der gesamten Saison: Der FC begann ordentlich, sah defensiv sehr geordnet aus. In den ersten 20 Minuten wirkte der 1. FC Köln so, als habe er endlich kapiert, wie man sich in der Bundesliga eine Daseinsberechtigung verdient.

Analyse Köln verpasst in Freiburg direkte Rettung

Doch ein Gegentor genügte, um das gut funktionierende Konstrukt in seiner Gesamtheit zu erschüttern. Sicherlich fiel der Freiburger Sieg etwas hoch aus, aber er war nicht unverdient. Dass selbst Schaefer sagt, er habe "kurzzeitig Frust, mittelfristig Hoffnung", spricht Bände. Denn die Kölner Mannschaft selbst liefert kaum Argumente, um die Woche hoffnungsvoll zu gestalten.

Auf ein Trainingslager will Schaefer verzichten. Dass das kein Allheilmittel sein muss, bewies schon Abstiegskonkurrent Hertha BSC.

Vielmehr muss der Trainer wohl wieder als Psychologe Dienst tun. Denn die Zweifel daran, dass die wackelige Kölner Mannschaft bei Nackenschlägen gegen Bayern wieder auf die Beine kommen könnte, sind angebracht. Den Beweis, dass sie es nicht kann, lieferte sie einfach zu oft in dieser Saison.

Lukas Podolski weiß, wie es gegen seinen Ex-Klub Bayern München gehen könnte: "Wir gehen das Spiel so an, als wenn es unser letztes wäre." Sollte es anders kommen, würde Podolski recht behalten. So oder so.

Freiburg - Köln: Daten zum Spiel

Artikel und Videos zum Thema