Bayern drücken auf Euphoriebremse

SID
Arjen Robben und Thomas Müller zelebrieren den lockeren Sieg gegen Stuttgart
© Getty

Uli Hoeneß hatte ihn noch, diesen Siegesrausch von Madrid. "Nein, nein, nein, es ist alles okay", sagte Bayern Münchens Präsident grinsend in Richtung der wartenden Fragesteller, als er die Münchner Arena federnden Schrittes verließ. Sein Sakko hatte sich der 60-Jährige schon längst ausgezogen und auf den Rücken geworfen an diesem wunderschönen Sommertag.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die B-Mannschaft schickte den VfB Stuttgart im letzten Heimspiel mit 2:0 (1:0) nach Hause, die Fans skandierten "Finale", die Blaskapelle spielte: Eigentlich bayrische Hochgenussstimmung - wäre Hoeneß da nicht aus den eigenen Reihen ausgebremst worden.

"Ich würde mir gerne in den Wein ein bisschen Wasser gießen, weil mir diese Euphorie, die momentan herrscht, doch ein bisschen zu viel ist", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Auch auf die beiden Torschützen wirkte die Vorfreude auf das in drei Wochen anstehende Finale der Champions League noch etwas übertrieben.

"Ich muss jetzt mal mahnend den Finger heben", sagte etwa Thomas Müller. Mario Gomez wurde noch deutlicher: "Was bringt es dir, wenn du im Finale dabei bist und dann als Verlierer nach Hause fährst? Dann kannst du auch gleich weg bleiben."

Beide Nationalspieler haben das Endspiel der Königsklasse vor zwei Jahren gegen Inter Mailand verloren - und das soll am 19. Mai gegen den FC Chelsea nicht noch einmal passieren.

Butt genießt seinen letzten Auftritt

"Wir müssen realisieren, dass wir dieses Spiel auch noch spielen müssen", sagte Müller, bevor aber auch er seine Lockerheit wiederfand. Zumindest habe es "gut getan, nach so einem Riesenerlebnis die Pflichtaufgabe zu lösen", sagte er immerhin.

Nicht im Stile eines Champions-League-Finalisten, aber immerhin einigermaßen souverän, präsentierte sich die bayrische Reservemannschaft um Torhüter Jörg Butt in seinem 387. und wohl letztem Bundesliga-Spiel.

"Jörg hat uns mit seiner tollen Leistung im Spiel gehalten", sagte Trainer Jupp Heynckes, der auch Takashi Usami und Ivica Olic einen letzten Auftritt vor 69.000 Zuschauern gegönnt hatte.

"Spieler sind professionell"

"Es war nicht leicht, zum Alltag zurückzuschalten. Aber meine Spieler haben sich professionell verhalten", lobte Heynckes. Müller gab immerhin lachend zu, "dass man den letzten Schritt in so einem Spiel nicht immer geht". Lediglich drei Akteure aus dem Fußball-Krimi gegen Real Madrid standen im bedeutungslosen 90. Südschlager in der Startelf.

Ein "Casting" für die Defensive, die im Champions-League-Finale aufgrund der drei Sperren neu formiert werden muss, sei die Generalprobe gegen die Schwaben aber nicht gewesen. Lediglich die neuen Ausweichtrikots in weiß mit orangenen Applikationen wurden getestet - zum Unmut ("wir wollen rot-weiße Trikots") der Fans.

Nur für Mario Gomez ging es noch um etwas. Sein Treffer zum 1:0 war sein 26. in dieser Saison. Ein Tor liegt er jetzt hinter Klaas-Jan Huntelaar zurück, der gegen Hertha BSC zweimal traf.

Gomez hat auch in der Liga noch ein Ziel

Manuel Neuer, Jerome Boateng und Franck Ribery sahen von der Tribüne aus eine Stuttgarter Mannschaft, die trotz des Kampfes um die direkte Qualifikation zur Europa League nicht viel mehr Kampfgeist und Kreativität zeigte.

"Es wäre mehr drin gewesen", gab Trainer Bruno Labbadia zu. Nationalspieler Cacau ärgerte sich vor dem letzten Saisonspiel gegen den VfL Wolfsburg über den Sturz von Rang fünf auf sechs: "Jetzt haben wir es nicht mehr in der eigenen Hand."

Für die Bayern geht es am kommenden Wochenende beim 1. FC Köln nur um das gute Gefühl vor den anstehenden beiden Endspielen. Lediglich Gomez hat noch ein persönliches Ziel: "Ich werde nächste Woche wieder spielen und versuchen, zu treffen. Wenn es reicht, ist es schön. Wenn nicht, werde ich dem Klaas-Jan gratulieren", sagte der 26-Jährige artig.

Bayern - Stuttgart: Daten zum Spiel