Fink traut seiner Mannschaft noch nicht

SID
Thorsten Fink zeigte sich erleichtert, traut dem Braten jedoch noch nicht gänzlich
© Getty

Thorsten Fink hat es sich abgewöhnt, allzu optimistisch zu erscheinen. Das einzig Verlässliche beim Hamburger SV in dieser missratenen Saison ist schließlich die Unzuverlässigkeit.

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Schon am Tag nach dem wichtigen 1:0 (1:0)-Sieg am Samstag gegen Hannover 96 begann der Trainer also mit der intensiven Vorbereitung auf die nächste Aufgabe im Abstiegskampf am kommenden Samstag im Frankenland. Dem Jubel und Trubel folgte schnell wieder die Ungewissheit: "Jetzt bin ich mal gespannt, welches Gesicht meine Mannschaft beim 1. FC Nürnberg zeigt", sagte Fink.

Nur etwa zehn Minuten währte die Euphorie in Hamburg nach dem ersten Heimsieg des Kalenderjahres 2012 und dem dritten der Saison.

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Die Mannschaft ließ sich auf dem Rasen feiern, tanzte, umarmte sich, die Fans sangen "niemals Zweite Liga". Der Dino will nicht aussterben und gegen Hannover konnten die 57.000 Zuschauer in der ausverkauften Arena auch eine entsprechende Einstellung der HSV-Profis sehen.

Auch die Fans haben den Kampf um den Klassenerhalt angenommen. "Wir für euch, ihr für uns - immer 1. Liga" lautet das Motto für die finalen Wochen der Saison. Die Unterstützung gegen Hannover war erstklassig.

"Für die Mannschaft ist es sehr wichtig zu sehen, dass man mit den Fans ein Team ist", meint der Trainer.

Glücksfall Son

Dass kurzfristig Stürmer Mladen Petric mit einem grippalen Infekt ausfiel, wurde zudem zu einem Glücksfall. Ersatzmann Heung Min Son war von der ersten Minute an laufstark und agil.

Der 19 Jahre alte Koreaner erzielte nicht nur das Siegtor (12.), sondern war andauernd gefährlich, quirlig, beweglich. Die ganze Saison über stand er im Schatten von Petric und dem inzwischen gesperrten Paolo Guerrero, jetzt hat er seine Chance genutzt.

"Dieser Sieg war für die Mannschaft wichtig. Dass ich das entscheidende Tor gemacht hab, ist ein Traum", sagte der Teenager, "Ich hab lange nicht gespielt und deshalb auf dem Platz heute richtig Spaß gehabt mit der Mannschaft. Wir können heute ein bisschen feiern, dann müssen wir aber weiter hart arbeiten." Der Blick auf die Ergebnisse der Konkurrenz brachte schnell wieder Alarmstimmung. "Es hat sich im Prinzip nicht viel geändert", sagte Fink.

Zieler verhinderte höhere Niederlage

Zwei Tage lang wurde intern Tacheles geredet nach der miserablen 0:4-Vorstellung am Mittwoch bei 1899 Hoffenheim. Allerdings hatten die Hamburger eine Reaktion nach der "Katastrophe" (Heiko Westermann) von Hoffenheim gezeigt.

Die Charakterfrage wurde gestellt. Wieder einmal. "Wir hatten sehr viel Druck, und haben diese Aufgabe angenommen", meinte Dennis Aogo, "wir stecken da unten aber immer noch mitten drin, da darf jetzt keiner locker lassen."

Ob das gelingt, wird die nahe Zukunft zeige. "Die Mannschaft hat heute vielleicht gezeigt, dass sie Abstiegskampf kann", sagte Fink. "Vielleicht", sicher ist er sich nicht.

Samstag aber konnte er nur die Chancenauswertung kritisieren: "Wir hätten das 2:0 machen müssen." Allein Hannovers Torwart Ron-Robert Zieler verhinderte mit mehreren Glanzparaden eine höhere Niederlage seines Teams und sorgte dafür, dass der HSV bis zum Schluss zittern musste.

Hannover nicht wach und überspielt

Wahrscheinlich waren die norddeutschen Nachbarn auch genau der richtige Gegner im richtigen Moment. 96 wirkte nicht wach, überspielt nach den Dauerbelastungen mit der Europa League.

Es war bereits der 47. Pflichtauftritt des Teams, das außerdem auf die verletzten Stürmerstars Mohammed Abdellaoue und Mame Diouf verzichten musste.

"Wir haben so viele Spiele hinter uns in dieser Saison, da ist es schwer, sich immer wieder neu zu motivieren", glaubt Sportchef Jörg Schmadtke.

Klubchef Martin Kind wollte seiner der Mannschaft nach der fünften Auswärtsniederlage in Folge auch keinen Vorwurf machen: "Rechnerisch ist alles für die Europa League drin. Die sieben Tage bis zum Spiel gegen Freiburg werden uns guttun."

Hamburg - Hannover: Daten zum Spiel

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