Gladbach schießt Köln erneut ab

Von Stefan Rommel / Tim Habicht
Der Anfang vom Kölner Ende: Arango zirkelt einen Freistoß zum 1:0 ins Netz
© Getty

Borussia Mönchengladbach hat das Derby gegen den 1. FC Köln mit 3:0 (1:0) gewonnen und damit einen wichtigen Sieg im Kampf um die Qualifikation zur Champions League errungen. Für Köln bleibt die Lage nach der 18. Saisonniederlage auch unter Interimstrainer Frank Schaefer extrem bedrohlich.

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Vor 52.990 Zuschauern im Borussia Park erzielten Juan Arango (19.), Tony Jantschke (53.) und Marco Reus (55.) die Tore für Gladbach.

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Die Borussia liegt jetzt nur noch einen Punkt hinter Schalke 04 und Platz drei, der zur direkten Teilnahme an der Königsklasse reicht. Der Vorsprung auf den VfB Stuttgart und Platz fünf beträgt nun wieder sieben Punkte. Platz vier sollte Gladbach also kaum mehr zu nehmen sein.

Köln findet auch unter Frank Schaefer nicht aus seinem Tief und bleibt mit 29 Punkten auf Relegationsplatz 16 - mit nur einem Punkt Vorsprung vor Hertha BSC, aber schon vier Rückstand auf Augsburg und das rettende Ufer.

Reaktionen:

Lucien Favre (Trainer Borussia Mönchengladbach): "Es war verdient. Wir haben sehr gut anfangen. Wir wollten früher das Tor machen. Nach 90 Minuten ist es klar verdient. Es war aber nicht so einfach wie man denkt. Wenn Köln ein Tor macht, weiß ich nicht, wie wir reagieren. Aber sie haben das nicht gemacht, wir haben 3:0 gewonnen. Das wollten wir."

Frank Schaefer (Trainer 1. FC Köln): "Die Situation ist klar. Wir haben mehr Rückstand nach vorne als Vorsprung nach unten. von daher ist es so, dass der Relegationsplatz klar unser Ziel ist. Es sind noch neun Punkte zu vergeben. Wir können Mannschaften nach vorne abfangen. Wir müssen uns aber mit dem Relegationsplatz beschäftigen. Es ist eine ganz wichtige und anzustrebende Option. Es gibt deutliche Punkte, die ich als Trainer positiv mitnehmen und auf die Mannschaft übertragen muss. Es war ein extrem unglücklicher Spielverlauf für uns. Die Körpersprache und Ausstrahlung der Mannschaft war über weite Strecken nicht so negativ, wie man das jetzt so sieht nach dem Ergebnis."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Die Borussia wieder mit Stranzl rechts in der Viererkette an Stelle von Jantschke, der erneut nur auf der Bank sitzt. Im Sturm auch wieder Hanke neben Reus. De Camargo nur Ersatz.

Kölns Trainer Schaefer begnadigt Peszko und Novakovic und bringt beide von Beginn an. Auch Petit sitzt auf der Bank. Podolski (grippaler Infekt) ist rechtzeitig fit und beginnt. Eichner rückt wieder links in die Viererkette.

3.: Daems findet mit einer weiten Flanke Hanke am rechten Strafraumeck. Der geht volles Risiko und trifft den Ball volley perfekt. Das Ding dreht sich Richtung langes Eck, aber Rensing fingert den Ball gerade noch so raus.

19., 1:0, Arango: Lanig haut Reus 23 Meter vor dem Tor um. Arango zirkelt den Ball überragend über die Mauer, Rensing fliegt vergebens. Rechts unten schlägt der Ball ein. Sechstes Saisontor für Arango.

22.: Hanke bringt von der rechten Seite die Kugel auf Reus, der elf Meter vor dem Tor mit der Brust annimmt und direkt abschließt. Der Ball senkt sich als Bogenlampe ins lange Eck, Rensing faustet im letzten Moment über die Latte.

40.: Reus jagt Sereno, der fahrlässig am eigenen Strafraum ins Dribbling geht. Reus spitzelt den Ball weg, Arango bedient ihn gleich wieder. Querpass auf Hanke, der am Elfer völlig frei steht und jede Menge Zeit hat. Schuss aufs linke Eck, aber Rensing pariert fantastisch mit der rechten Hand.

47.: Das erste Mal Fußball vom FC: Doppelpass Podolski auf Clemens, der aus spitzem Winkel abzieht. Ter Stegen zur Ecke. Die sorgt für große Verwirrung, Novakovic schießt aus fünf Metern aber nur Daems an.

53., 2:0, Jantschke: Freistoß Reus aus dem linken Halbfeld. In der Mitte wirft sich Jantschke energischer als Riether in den Ball und verlängert aus neun Metern per Kopf ins lange Eck. Rensing noch dran, der Ball aber drin.

55., 3:0, Reus: 96 Sekunden später: Reus von sechs Kölnern umringt. Beinschuss gegen Geromel, Beinschuss gegen Sereno. Alleine vor Rensing schlenzt er den Ball dann aus zwölf Metern ins rechte untere Eck.

70.: Überragende Kombination zwischen Hanke und Arango, doppelter Doppelpass. Arango frei vor Rensing, der den Schuss aufs lange Eck aber überragend hält.

76.: Arango flankt in aller Ruhe an den Elfer. Brouwers ist völlig blank und köpft zentral aufs Tor. Rensing wieder mit einer starken Parade.

Fazit: Völlig verdienter Sieg für Gladbach, das dem Gegner in allen Belangen deutlich überlegen war und höher hätte gewinnen können.

Der Star des Spiels: Juan Arango, Marco Reus und Mike Hanke wirbelten phasenweise überragend. Der heimliche Star des Spiels war aber Michael Rensing, der ein totales Debakel mit teilweise sensationellen Paraden verhinderte und einmal mehr als einziger Kölner Bundesligatauglichkeit bewies.

Der Flop des Spiels: Die komplette Kölner Mannschaft, mit Ausnahme von Rensing. Spätestens jetzt können kein Präsident, kein Sportdirektor und kein Trainer mehr Schuld sein. Der FC besitzt keine Mannschaft im eigentlichen Wortsinn. Sich nach den Vorkommnissen der letzten Wochen in einem Derby dermaßen vorführen zu lassen, lässt tief blicken. Vermutlich entspricht ein 0:3 gegen Mönchengladbach aber auch dem Leistungsvermögen.

Der Schiedsrichter: Knut Kircher zeigte erneut eine starke Leistung. Ein paar Mal vielleicht ein bisschen zu kleinlich, aber jederzeit Herr der Lage. Nur mit einem Fehler: Dantes Einsteigen gegen Riether war ein klares Foul (73.).

Analyse: Köln auch unter Schaefer im 4-4-2 und extrem defensiv eingestellt. Der Gästetrainer hatte mehr Aggressivität in den Zweikämpfen gefordert, sein Team kam aber wie unter Vorgänger Solbakken kaum dazu, sich durch Eins-zu-Eins-Situationen richtig ins Spiel zu beißen.

Köln begleitete den Gegner im Prinzip nur und versuchte stattdessen, die Räume zuzustellen, was aber nur bedingt gelang. Gladbach dominierte Ball und Gegner und kombinierte bis 30 Meter vor dem Tor auch flüssig. Dann war aber in der Anfangsphase meist auch Schluss, weil das risikoreiche Spiel mit nur einem Ballkontakt zunächst nicht gut justiert war.

Nach der Führung nahm Gladbach etwas Tempo raus, der FC durfte eine Spur offensiver werden und wurde sogar auch vor dem Tor gefährlich, wenngleich eher zufällig.

Gladbach behielt auf Grund seiner haushohen spielerischen Überlegenheit trotzdem das Spiel im Griff und hätte nach Serenos üblem Patzer durch Hanke bereits die Vorentscheidung machen müssen.

Köln kam mutiger aus der Kabine und zeigte sogar so etwas wie Kombinationsfußball. Der Doppelschlag machte dem Treiben aber schnell wieder ein Ende. Danach war die Partie natürlich gelaufen. Gladbach spielte eine halbe Stunde lang ein Trainingsspiel unter Wettkampfbedingungen, Köln ergab sich wieder einmal in sein Schicksal.

Gladbach - Köln: Daten zum Spiel

 

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