Naldo ärgert Gladbach und klärt Missverständnis

SID
Der umjubelte Held gegen Gladbach: Naldo wird nach seinem Treffer von den Kollegen gefeiert
© Getty

Er schien irgendwie überzählig zu sein - und trotzdem war Naldo nach dem dramatischen Bundesligaspiel gegen Borussia Mönchengladbach, seinem Tor zum 2:2-Endstand und dem Debüt im defensiven Mittelfeld gar nicht böse auf den Trainer. "Nein", sagte der Brasilianer, "ich bin sogar dankbar, dass er mir das Vertrauen geschenkt hat."

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Nur zehn Tage musste Werder Bremen auf Naldo verzichten nach dessen Muskelfaserriss beim 0:3 gegen Mainz. Zum Comeback brachte Thomas Schaaf den Innenverteidiger im Mittelfeld - eine Idee mit Folgen.

"Wir hatten einen Innenverteidiger zu viel", erklärte Thomas Schaaf, "den musste ich unterbringen." Ein Spaß. Natürlich. Dabei war dem Werder-Coach nach dem fünften sieglosen Bundesligaspiel nacheinander überhaupt nicht zum Scherzen zumute. Und Lust, sein Experiment mit Naldo als Sechser zu erklären, hatte er gleich gar nicht. "Ich wollte einfach mal überraschen."

Eine "viel, viel bessere Werder-Mannschaft" hatte er gesehen. Gegen einen starken Tabellenvierten, der jetzt zwar auch schon vier Spiele nicht mehr gewonnen hat, dank seiner schnellen Spitzen Marco Reus, Patrick Herrmann und Mike Hanke aber weiter brilliert und keine Sorgen um die nötigen Punkte für die Qualifikation zur Champions League haben muss.

Schaaf fehlen Antworten

Tatsächlich gab es nach langer Zeit mal wieder ein kleines Fußballfest vor vollen Rängen im Weserstadion. Nur das Unentschieden machte keinen froh. Obwohl die Bremer am ehesten Grund dazu gehabt hätten, nachdem sie eine gute Stunde zu Zehnt kämpfen mussten, weil Sebastian Boenisch schon früh für eine Notbremse die Rote Karte gesehen hatte - in seinem ersten Spiel von Beginn an seit dem 28. August 2010.

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Wahrscheinlich war es diese Szene aus der 27. Minute, die Schaaf die Laune richtig verdorben hatte. Boenischs Attacke gegen Herrmann und den folgenden Platzverweis von Schiedsrichter Marco Fritz, der so strittig war wie Dantes nicht geahndeter Rempler im Strafraum gegen Marko Marin, kommentierte der Trainer unerwartet heftig.

Zornig war er über die Fülle vermeintlicher Fehlentscheidungen, die seine Mannschaft über sich ergehen lassen müsse. "Da fehlen mir unheimlich viele Antworten." Geschäftsführer Klaus Allofs wurde noch deutlicher: "Es gab in den letzten Wochen viele harte Entscheidungen gegen uns. Und das ist noch gnädig ausgedrückt."

"Gutes Spiel - nur mit dem ein oder anderen Tor zu wenig"

Doch selbst mit einem Mann weniger gaben die Bremer nicht auf. "Das verdient Respekt", meinte Torhüter Tim Wiese. Für Kapitän Clemens Fritz war der Kampfgeist in Unterzahl das Positive in dem Spiel, das Markus Rosenberg mit seinem achten Saisontor (18. Minute) für Werder erfolgreich eröffnet hatte. "Die Moral stimmt", sagte Fritz.

Auch nach den beiden Toren von Mike Hanke (52./67.) ließen sich die Gastgeber nicht hängen. Vor allem Naldo nicht, der an Hankes zweitem Treffer durch einen Fehlpass im Aufbau Mitschuld trug. "Entscheidend war, dass wir den Gegner weiter gefordert haben.

Dass wir mutig waren", erklärte Schaaf. Naldos Kopfballtor zum 2:2-Endstand war eine Energieleistung sondergleichen, die Gladbach tief traf: "Wir hätten es verdient gehabt zu gewinnen", glaubte Keeper Marc-André ter Stegen. Auch Herrmann war enttäuscht. "Es war ein richtig gutes Spiel - nur mit dem ein oder anderen Tor zu wenig."

Naldo: "Habe nie gesagt, dass ich zurück will nach Brasilien"

Trainer Lucien Favre trauerte den vergebenen Punkten nach. "Das Spiel war schön für die Zuschauer, aber für uns Trainer? Ich weiß nicht ..." Nach drei sieglosen Spielen sollte endlich die Wende her. Da ging es den Gladbachern, die nun Köln erwarten, nicht anders als den Bremern.

Die müssen am Freitag nach Stuttgart, das Augsburg 3:1 geschlagen hat und im Kampf um Europa vier Punkte vor Werder liegt. Obwohl nach 13 Rückrundenspielen nur 13 Punkte zu Buche stehen, hat bei Werder keiner die Europa League abgeschrieben. "Das ist unser Ziel - daran hat sich nichts geändert", sagte Naldo und räumte mit einem Missverständnis auf.

"Ich habe nie gesagt, dass ich zurück will nach Brasilien. Ich habe nur gesagt, dass ich zurück will in die Nationalmannschaft." Ob das ein großer Unterschied ist, wird sich erst zeigen, wenn Naldo nächste Saison weiter in Bremen spielt.

Bremen - Gladbach: Daten zum Spiel

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