Gladbach flüchtet sich in Galgenhumor

SID
Mike Hanke (l.) hat in dieser Saison sechs Tore erzielt und drei weitere vorbereitet
© Getty

Als die inzwischen altbekannte Frage nach der Krise kam, flüchtete sich Mike Hanke in Galgenhumor. "Wir wollten genauso ins Spiel gehen und unbedingt ein Unentschieden haben. Ich sehe aber noch nicht den Untergang von Borussia", sagte der Stürmer nach dem mageren 0:0 gegen Hertha BSC.

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Dann wurde er wieder ernst und stellte das klar, was während des monatelangen Höhenflugs ein wenig untergegangen war. Es sei vieles rosarot gelaufen, man habe vor allem zuhause alles weggefegt. "Wir wussten, dass diese Phase mal kommt. Jetzt kommt sie zum Ende der Saison", sagte Hanke.

Und damit zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Es scheint, als gehe der Borussia auf der Zielgeraden der Saison ein wenig die Luft aus. Seit vier Spielen warten die Gladbacher zuhause auf einen Sieg, das Pokal-Aus gegen die Bayern hat deutlichere Spuren hinterlassen, als man sich offenbar eingestehen will.

Gegen schwache Berliner gab es nach zwei Bundesliga-Niederlagen in Folge zumindest mal wieder einen Punkt. "Wir hatten bisher in der Saison keine Schwierigkeiten. Jetzt fehlen einfach die Resultate. Die anderen Mannschaften haben sich auf unser Spiel eingestellt", sagte Verteidiger Martin Stranzl.

Lell: "Es war nicht meine Absicht"

Das bedeutet in der Regel ein Defensiv-Bollwerk, gegen das die Borussia momentan keine spielerischen Mittel findet. So auch gegen die Hertha. Und wenn dann noch Kreativkopf Marco Reus ausfällt, geht bei den Gladbachern nach vorne nicht mehr viel. Nach einem Tritt des Berliners Christian Lell musste der Topscorer verletzungsbedingt früh ausgewechselt werden.

"Ich hab es im ersten Moment nicht so hart empfunden, es war nicht meine Absicht", sagte "Übeltäter" Lell. "Das ist so, so ist Fußball", sagte Gladbachs Trainer Lucien Favre. Man könne keine Verletzungen planen. Man habe ohne Reus alles probiert, man müsse das akzeptieren, sagte der Schweizer, der hofft, dass Reus am Dienstag in Bremen auflaufen kann.

Denn die Borussia droht Platz drei und damit die direkte Champions-League-Qualifikation aus den Augen zu verlieren. Immerhin: Noch verfügt man über ein beruhigendes Polster auf Rang fünf.

Ist die Momentaufnahme für den Fast-Absteiger der vergangenen Saison im Spätherbst der Saison also eher eine Luxus-Krise? "Das trifft vielleicht zu. Das ist eine neue Situation, aus der wir lernen müssen. Andere hätten diese Situation aber sicher gerne", sagte Stranzl.

Ein gefühlter Punktgewinn

Die Hertha zum Beispiel, der der Punkt in Mönchengladbach im Abstiegskampf rechnerisch genauso wenig bringt wie der Borussia im Kampf um das direkte Ticket für die Champions League. Drei Zähler beträgt der Rückstand der Berliner auf Platz 15, zwei auf den Relegationsplatz.

Deshalb war man bei den Berlinern auch bemüht, das Remis als "gefühlten Punktgewinn" (Lell) zu nehmen. "Wir haben ein gutes Spiel gemacht für unsere mentalen Verhältnisse", sagte Trainer Otto Rehhagel.

Für Rehhagel wäre ein Sieg in Gladbach verdient gewesen. Diese Meinung hatte er zwar relativ exklusiv, trotzdem stimme ihn die Leistung optimistisch für das Spiel gegen den SC Freiburg am Dienstag, sagte Rehhagel.

"Wir wollten kompakt stehen. Das haben wir getan und wollten dann, wie man das so sagt im neudeutschen Fußballjargon, Nadelstiche setzen", sagte Rehhagel und rechnete vor: "Ein ums andere Mal ist es uns nur zu 80 Prozent und nicht zu 100 Prozent gelungen." Er sei aber froh, dass sein Team den Abstiegskampf zu 100 Prozent angenommen habe. Und um im Rehhagelschen neudeutschen Fußballjargon zu bleiben: "Darauf wollen wir aufbauen."

Gladbach - Hertha: Daten zum Spiel

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