Hamburg verliert auch in Wolfsburg

Von Stefan Moser / Manuel Herter
Hamburgs David Jarolim (l.) im Zweikampf mit Wolfsburgs Josue
© Getty

Die Talfahrt des Hamburger SV geht weiter. Zum Auftakt des 27. Spieltags unterlag die Mannschaft von Trainer Thorsten Fink beim VfL Wolfsburg mit 1:2 (0:0) und kassierte damit die vierte Niederlage in Folge.

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Vor 30.000 Zuschauern in der Arena in Wolfsburg brachte Mario Mandzukic (46.) die Gastgeber kurz nach dem Seitenwechsel in Führung. Im direkten Gegenzug glich Marcus Berg mit seinem ersten Saisontor für den HSV aus. Den Siegtreffer für den VfL erzielte Marcel Schäfer (75.) per Freistoß.

Mit dem vierten Sieg in Folge und nun 37 Punkten ist Wolfsburg endgültig alle Abstiegssorgen los und hat sogar wieder Anschluss an die internationalen Plätze. Der HSV dagegen droht auf den Relegationsplatz abzurutschen.

Reaktionen:

Trainer Felix Magath (VfL Wolfsburg): "Ich habe heute ein sehr gutes Spiel gesehen, das wir verdient gewonnen haben. Dieser Sieg macht uns sehr glücklich."

Trainer Thorsten Fink (Hamburger SV): "Unser Auftritt war sehr gut und engagiert. Wir haben sehr unglücklich verloren. Die Mannschaft hat den Kampf angenommen. Ich bin zuversichtlich, dass wir da rauskommen. Von der Spielanlage war ich zufrieden."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Beim VfL kehrt Dejagah nach Gelb-Sperre zurück, für ihn muss Träsch zum ersten Mal auf die Bank. Abgesehen davon vertraut Magath der Mannschaft, die zuletzt Nürnberg geschlagen hat.

Im Vergleich zur Niederlage gegen Freiburg stellt der HSV dagegen gleich auf fünf Positionen um. Aogo und Jansen kehren nach Verletzungen zurück, Westermann nach Gelb-Sperre. Bruma, Rajkovic und Töre sitzen dafür auf der Bank. Im Angriff erhält Berg anstelle von Arslan die Chance, im defensiven Mittelfeld beginnt diesmal wieder Rincon für Tesche.

17.: Schäfer ist über links durch und bringt den Ball flach mit Tempo in die Mitte, dort verpasst Mandzukic nur knapp.

28.: Mandzukic kämpft sich links an zwei Hamburgern vorbei, zieht in die Mitte, legt nach links ab auf Schäfer, dessen stramme Hereingabe findet aber keinen Mitspieler.

34.: Hasebe flankt von rechts, Mandzukic verlängert mit dem Kopf auf Helmes, der aus acht Metern zum Schuss kommt, aber keinen Druck hinter den Ball bekommt. Drobny ohne Probleme.

46., 1:0, Mandzukic: Dejagah klaut Aogo in einem aggressiven Zweikampf den Ball an der Mittellinie und startet sofort rechts die Linie runter. Zauberflanke aus vollem Lauf auf den langen Pfosten, Mandzukic köpft aus fünf Metern ein. 10. Saisontor.

47., 1:1, Berg: Die Antwort nach 22 Sekunden! Westermann chippt den Ball im richtigen Moment von der Mittellinie in den Lauf von Berg. Der Schwede steht nicht im Abseits, Benaglio kommt früh raus und Berg lupft aus 20 Metern ins Tor. Sein erstes in dieser Saison.

75., 2:1, Schäfer: Drobny rechnet bei einem Freistoß von halbrechts aus 20 Metern mit einer Flanke, doch Schäfer zieht direkt auf den kurzen Pfosten ab. Der Ball schlägt genau neben dem Pfosten flach im rechten Eck ein. Drobny macht keine allzu gute Figur.

82.: Son mit einem starken Ball von links auf Aogo in den Strafraum, der gibt noch mal nach innen, wo Petric nur haarscharf vorbeirutscht.

Fazit: Etwas glücklicher, aber nicht unverdienter Sieg für Wolfsburg, das im Spiel nach vorne einfach mehr Mittel hatte. Der HSV zwar ordentlich und engagiert, aber nach vorne ohne Rezept.

Der Star des Spiels: Mario Mandzukic. War mit seiner physischen Qualität und Cleverness im Zweikampf nicht nur ein Gefahrenherd im Strafraum, sondern vor allem als Anspielstation im Mittelfeld enorm präsent. Behauptete immer wieder die Bälle sehr geschickt - und verteilte sie auch klug weiter. Krönte seine Leistung mit dem Tor zum 1:0. Bester Hamburger war der sehr aggressive und leidenschaftliche Dennis Diekmeier.

Der Flop des Spiels: Ivo Ilicevic. Begann engagiert, verlor nach den ersten missglückten Aktionen aber fast minütlich an Selbstvertrauen und versteckte sich schließlich immer mehr. Hatte entsprechend die wenigsten Ballkontakte aller Mittelfeldspieler auf dem Platz, gewann nur vier Zweikämpfe und brachte nicht einmal die Hälfte seiner Zuspiele an den Mann.

Der Schiedsrichter: Dr. Felix Brych hatte einige Mühe mit der intensiven Partie und sorgte bei engen Entscheidungen einige Male für Unmut auf beiden Seiten. Behielt aber immerhin die Ruhe und machte keinen spielentscheidenden Fehler. Den Zweikampf von Dejagah gegen Aogo etwa, der zum 1:0 führte, kann man tatsächlich so laufen lassen.

Analyse: Aggressiver und erstaunlich selbstbewusster Beginn des HSV, der gegen den Ball ungewohnt früh presste und Wolfsburg zu Fehlern im Aufbau zwang. Auch das Umschalten nach Ballgewinn ging zunächst deutlich schneller, risikoreicher und geradliniger als zuletzt - auch weil sich Petric diesmal häufig als Anspielstation ins Mittelfeld fallen ließ.

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Wolfsburg aber verteidigte sehr hoch und konzentriert, stellte die Hamburger oft ins Abseits und machte vor allem konsequent die Flügel dicht. So blieben die HSV-Außen stumpf, die einzig nennenswerte Torchance in den ersten 45 Minuten war ein Distanzschuss.

Etwas griffiger die Offensive der Wölfe, die nach einer halben Stunde das Kommando übernahmen. Die Gastgeber warteten auf Fehler und suchten vorne immer wieder schnell die robusten Angreifer, die die Bälle auf die nachrückenden Außen verteilten. Beim letzten Pass aber fehlte die Präzision, auch die durchaus zahlreichen Standards blieben ohne Wirkung.

Nach dem Seitenwechsel überschlugen sich zunächst die Ereignisse, nach dem 1:1 aber entwickelte sich ein ähnliches Spiel wie im ersten Durchgang. Der HSV im Mittelfeld ganz ordentlich im Spiel und in den Zweikämpfen, vorne aber weiterhin ohne Mittel, die Bälle zu behaupten und sich Chancen zu kreieren. Beide Flügel blieben weiter ohne jede Durchschlagskraft.

Und so war es wieder einmal eine Standardsituation, die die Entscheidung brachte. Typisch für Wolfsburg - und typisch für den HSV, der sich in Sachen Engagement und Leidenschaft aber immerhin deutlich gesteigert hat.

Wolfsburg - Hamburg: Daten zum Spiel

 

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