Gladbach scheitert an der eigenen Messlatte

SID
Gladbachs Marco Reus blieb zuletzt vier Mal ohne Torerfolg
© Getty

Als im Borussia-Park die Bilder der Gala-Vorstellung von Bayern München gezeigt wurden, blickte Marco Reus immer wieder gebannt auf den Bildschirm. Ein wenig Wehmut war wohl auch dabei. Während die Bayern sich ihren Frust von der Seele schossen, sind sie bei Borussia Mönchengladbach noch auf der Suche: Nach der offenbar verlorenen Leichtigkeit und der Antwort auf die Frage, ob sich die Borussia nach dem 0:0 gegen den SC Freiburg in der erste Krise der Saison befindet oder nicht. "Wir haben das Limit sehr hoch gesetzt. Wir sind aber keine Maschinen", sagte Reus.

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Trainer Lucien Favre hatte auch lange gesucht. Und gehofft, eine Lösung für den fehlenden Schwung der vergangenen Wochen gefunden zu haben. Seit dem Schlüsselbeinbruch seines Schlüsselspielers Patrick Herrmann hat es einen kleinen Bruch im Offensivspiel gegeben, es fehlten die Impulse, die Überraschungsmomente der Überraschungsmannschaft der Saison.

Der Schwede Oscar Wendt war die neue Alternative. Der Linksfuß sollte sich im rechten Mittelfeld versuchen, denn "ich wollte wie zuvor mit Marco Reus in der Mitte spielen", erklärte der Schweizer seine Maßnahme.

Erwartungshaltung gestiegen

Doch dem Borussen-Spiel fehlten Tempo und Ideen, im Abschluss die notwendige Effizienz. Sicher nicht die Schuld des Schweden Wendt, der Herrmann zwar vertrat, ihn aber nicht ersetzten konnte. Es sei sehr schwierig, dies innerhalb von wenigen Tagen zu schaffen, sagte Favre. Schwierig ist es allerdings auch, die Erwartungshaltung rund um den Borussia-Park auf ein der Situation angemessenes Maß herunter zu fahren. Denn in Mönchengladbach kennt man das Problem, dass die Ansprüche selten zur sportlichen Situation passen. In Krisenzeiten geht am Niederrhein gerne einmal die Welt unter. Doch die vergangenen Wochen luden förmlich zu Träumereien ein.

Und als Gladbach gegen defensiv eingestellte und taktisch diszipliniert auftretende Freiburger zum dritten Mal in Folge die in den vergangenen Monaten selbst gelegte Messlatte nicht erreichte, machte sich im Borussia-Park erstmals Unmut breit, erste Pfiffe waren zu vernehmen. "Seit einem Jahr spielen wir immer konstant. Da kann es passieren, dass man nicht so gut spielt. Viele müssen aufhören zu träumen, aufhören, Dummheiten zu erzählen. Es wurde übertrieben mit unserer Qualität", sagte Favre.

Doch wofür reicht die Qualität des Tabellendritten? "Jetzt kommen wieder die Schlagzeilen mit der Euro-Flatter. Das interessiert uns aber nicht", sagte Reus. Vom Titelkampf hatten sie sowieso nie was hören wollen. Da aber auch die Konkurrenz patzte, wuchs der Vorsprung auf den Fünften Bayer Leverkusen vor dem direkten Duell am kommenden Samstag sogar auf acht Punkte an. "Ich kann mit der Leistung leben, sie war ein Schritt nach vorne", sagte Favre, der jedoch nur selten auf die Tabelle schaut. "Man hat mir das gezeigt. Das interessiert mich aber nicht so sehr", sagte Favre.

Freiburg punktet gegen die Topteams

Sein Kollege Christian Streich war zufrieden mit dem ersten Auswärtspunkt in seiner Amtszeit, der Blick auf die Tabelle bringt den Trainer des Vorletzten aber derzeit auch nicht weiter. "Gladbach spielt mit einer wunderbaren Ballance Fußball, gegen die man immer wieder ankämpfen muss", sagte Streich, mit dem der SC nach dem 0:0 gegen die Bayern und dem 2:1 gegen Schalke 04 zum dritten Mal gegen ein Topteam punktete.

Nicht zuletzt dank Torhüter Oliver Baumann, der beim letzten Aufbäumen der Gladbacher in der Schlussphase mehrfach auf dem Posten war. "Ich glaube, jetzt geht es weiter aufwärts mit der Mannschaft, wir werden es am Ende schaffen und drin bleiben", sagte Baumann zur Situation im Abstiegskampf. Doch Streich wusste das Remis einzuschätzen. "Wenn Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen, hätten wir vielleicht sogar gewonnen."

Gladbach - Freiburg: Daten zum Spiel

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