Bender-Doppelpack zu viel für Köln

Von Stefan Rommel / Jochen Tittmar
Lars Bender (Nr. 8) trifft zum 0:1 für Leverkusen beim 1. FC Köln
© Getty

Bayer Leverkusen hat das rheinische Derby beim 1. FC Köln dank eines Doppelpacks von Lars Bender mit 2:0 (1:0) gewonnen und damit seine Ambitionen auf einen Platz im internationalen Geschäft unterstrichen.

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Vor lediglich 46.500 Zuschauern in Köln erzielte Lars Bender die frühe Führung für die Gäste (16.). Bender war es auch, der kurz nach der Pause die Partie mit seinem zweiten Tor früh entschied (50.).

Für Köln war es die fünfte Niederlage im sechsten Spiel der Rückrunde. Damit rutscht der FC weiter in Richtung Abstiegsplätze, der Vorsprung vor Platz 16 beträgt nur noch vier Punkte.

Reaktionen:

Stale Solbakken (Trainer 1. FC Köln): "Ich sage nicht, dass die fünf Niederlagen etwas mit Glück oder Pech zu tun haben, aber im Moment haben wir kein Glück. Wir stehen vor schweren Wochen. Wir haben eine Mannschaft, die zusammen steht. Es ist ein Test für den Verein, wie stark der Verein ist. Kann man zusammen stehen in dieser Zeit? Kann man Spieler schützen?"

Lukas Podolski (1. FC Köln): "Der Fuß ist okay, sonst hätte ich nicht gespielt. Ich wollte im Derby spielen, das war mir wichtig. Die Jungs haben ihre Sache sehr gut gemacht. Wir haben ein ordentliches Spiel gemacht, auch wenn wir keine Punkte haben. Ich kann mich erinnern, dass der Trainer geholt wurde, hier etwas aufzubauen. Diese Zeit sollte man ihm lassen."

Robin Dutt (Trainer Bayer Leverkusen): "Vielleicht konnten wir die Fans zurückgewinnen, die wir nach der Niederlage im Hinspiel verloren haben. Wir haben von der ersten Minute an den Weg nach vorne gesucht und das Spiel wunderbar im Griff gehabt. Der einzige Kritikpunkt ist vielleicht, dass wir noch mehr Tore hätten machen können."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Der FC endlich wieder mit Podolski hinter Novakovic im Sturm. In der Abwehr die Gastgeber aber mit großen Problemen: Lanig spielt neben McKenna in der Innenverteidigung, Andrezinho verteidigt rechts. Auf der Bank sitzt die Erfahrung von schlappen drei Bundesligaspielen, mit Kräften wie Weiser, Hector, Kubler, Ishak, Tese oder Schnellhardt.

Leverkusen ohne Rolfes und Friedrich, die beide nur auf der Bank sitzen. Dafür spielt Toprak in der Innenverteidigung, Renato Augusto im 4-2-3-1 wieder zentral offensiv. Kießling einzige Spitze.

6.: Clemens passt von links in den Strafraum. Podolski schirmt den Ball nur ab, Schwaab lässt sich billig abkochen. Aus spitzem Winkel zieht Podolski ab, zimmert den Ball aber Zentimeter über die Latte.

15.: Köln klärt eine Flanke nicht weit genug und in die Mitte. Bender zieht volley aus 25 Metern ab. Rensing fliegt schön und klärt zur Ecke.

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16., 0:1, Bender: Ecke von rechts, kurz ausgeführt. Das Ding landet bei Toprak am langen Pfosten. Der köpft die Kugel an den kurzen Pfosten, wo Reinartz das Kunststück schafft, den Ball aus einem Meter an den Pfosten zu köpfen. Vom Pfosten landet der Ball bei Corluka, der die Kugel berührt und zu Bender leitet, der sie dann schlussendlich über die Linie drückt.

28.: McKenna spielt den Ball aus der Zentrale heraus auf die rechte Seite. Riether bringt die Kugel an den kurzen Pfosten, übersieht dabei zwei Kollegen am langen Pfosten. Novakovic hat sich vorne einen Vorsprung verschafft, trifft den Ball aber unsauber - deutlich rechts daneben.

33.: Langer Ball auf Podolski, Schwaab steht völlig falsch. Podolski steht im Strafraum mit dem Rücken zum Tor. Leno springt dem Kölner ins Kreuz, spielt dabei zwar den Ball. Aber das ist trotzdem ein klares Foulspiel und damit Elfmeter. Brych lässt weiterspielen.

38.: Übler Ballverlust von Castro im Mittelfeld. Der Ball kommt zu Novakovic, der mit links aus 16 Metern abzieht. Leno klatscht nach vorne ab. Podolski will abstauben, wird aber korrekt von Toprak abgedrängt und begeht dann das Foul am Leverkusener.

50., 0:2, Bender: Jajalo im Mittelfeld mit dem einfachen Stockfehler. Renato Augusto läuft mit Tempo auf die Abwehr, Bender startet den richtigen Laufweg. Der Pass in die Tiefe kommt perfekt durch die beiden Innenverteidiger durch. Bender versenkt das Ding mit links aus 13 Metern im langen Eck.

76.: Flanke von links. Kießling setzt den Ball aus sieben Metern fast perfekt, trifft aber nur die Latte. Den Nachschuss von Castro hält Rensing mit dem linken Fuß eher glücklich..

86.: Konter Leverkusen. Den Rückpass an den Sechzehner schlenzt Augusto fein aufs rechte Kreuzeck - verfehlt das aber um Zentimeter.

Fazit: Ein verdienter Erfolg für die fußballerisch bessere Mannschaft. Köln wehrte sich mit seiner Rumpftruppe, so gut es ging, war letztlich aber machtlos.

Der Star des Spiels: Lars Bender war einmal mehr die kämpferische Komponente im Leverkusener Spiel, eroberte viele Bälle, hielt der Kölner Körperlichkeit robust dagegen. Am Ende bestritt er 22 Zweikämpfe und gewann 64 Prozent davon. Dazu die obligatorisch starke Laufleistung von 12,06 Kilometern (die meisten aller Feldspieler) und noch sein Doppelpack. Beide Tore im Stile eines Torjägers erzielt: zuerst der rotzige Abstauber, dann der perfekte Laufweg und der kühle Abschluss beim 0:2. Auch stark: Renato Augusto, der immer besser in Fahrt kommt.

Der Flop des Spiels: Milivoje Novakovic hatte zwar zwei vernünftige Torschüsse in der ersten Halbzeit - ansonsten fiel der Slowene aber im Vergleich zu seinen Kollegen enorm ab: Novakovic hatte nur zwölf Ballkontakte, gewann schwache 25 Prozent seiner Zweikämpfe. Während vielen anderen zumindest Willen und Einsatz attestiert werden konnten, arbeitete Novakovic nicht genug für das Team. Zu allem Überfluss brach auch noch eine alte Muskelverletzung wieder auf. Für Naovakovic war deshalb nach nur 45 Minuten Schluss.

Der Schiedsrichter: Felix Brych ließ erst einiges großzügig laufen, hatte dann aber immer wieder kleinliche Aussetzer wie beim angeblichen Foul von Riether an Castro und der dementsprechend völlig überzogenen Gelben Karte. Bei Lenos Attacke gegen Podolski nicht auf Elfmeter zu entscheiden, war eine Fehlentscheidung. Fing sich in der zweiten Halbzeit, als die Partie quasi nur noch im Schongang daher kam.

Analyse: Köln war von Beginn an giftiger in den Zweikämpfen und kompensierte so eine Viertelstunde lang seine wackelige Aufstellung und die spielerische Unterlegenheit. Da dazu noch Leverkusen aus seinem Potenzial so gut wie nichts rausholte außer Ballbesitz, war es zunächst ein Spiel auf Augenhöhe.

Schon bald machten sich aber die großen Abstimmungsprobleme in der neu formierten Kölner Deckung bemerkbar. Erst sicherte bei Benders Chance keiner den Halbraum, dann schliefen alle Feldspieler bei der folgenden Ecke im Kollektiv und gewährten Leverkusen gleich drei Möglichkeiten, den Ball dann doch zu versenken.

In der Folge kontrollierte Bayer die Partie unspektakulär, spielte nur zaghaft und zu langsam nach vorne, statt weiter konsequent Druck zu machen auf eine verunsicherte Defensive des Gegners. Köln wehrte sich so gut es ging mit viel Einsatz und Leidenschaft, stieß aber spielerisch recht schnell an seine Grenzen.

Umso bemerkenswerter, dass Köln mit dem einfachsten Mittel überhaupt - langen Bällen - doch ab und an Gefahr ausstrahlen konnte. Ein Indiz dafür, wie wackelig Leverkusens Spiel trotz der Führung und spielerischer Überlegenheit doch war.

Nach dem Wechsel kam Köln mutig und entschlossen aus der Kabine, nahm sich aber durch Jajalos katastrophalen Fehler schnell selbst wieder den Drive aus den Bemühungen. In der Folge wickelten beide Mannschaften die Partie gefühlt nur noch ab.

Köln hatte einfach nicht die Mittel, um nochmal zurückzukommen, Leverkusen verwaltete ohne großen Aufwand. Letztlich ist die Geschichte des Spiels: die besseren Einzelspieler haben dieses Derby entschieden. Kleiner Lichtblick aus FC-Sicht: Mitchell Weiser kam zu seinem BL-Debüt und ist mit 17 Jahren und 309 Tagen Kölns jüngster Bundesligaspieler aller Zeiten.

Köln - Leverkusen: Daten zum Spiel

 

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