Zu stark zum Stolpern

Von Für SPOX in Nürnberg: Daniel Börlein
Roman Weidenfeller (l.) kam extra aus seinem Tor, um beim 2:0 von Lucas Barrios mitzujubeln
© spox

Borussia Dortmund erledigte auch die Pflichtaufgabe beim 1. FC Nürnberg. Jürgen Klopp lebte dabei seiner Mannschaft selbst vor, was er von ihr sehen will. Am Ende gab es sogar noch einen "tollen Moment", einen Wermutstropfen allerdings auch. Beim Club schaut man auf andere Gegner - und orientiert sich an der Vorrunde.

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Reaktionen:

Jürgen Klopp (Borussia Dortmund): "Es war heute das erwartet schwere Spiel. Nürnberg hat gezeigt, dass sie Qualität in der Mannschaft haben und gerade nach Standards waren sie in der Anfangsphase immer wieder gefährlich. Wir waren in dieser Phase zu unruhig und das Timing im Spiel nach vorne hat nicht gepasst. Das 1:0 war dann der Dosenöffner und hat dem Spiel die entscheidende Wende gegeben. Es war harte Arbeit und das macht den Sieg umso schöner. Bis auf die Verletzung von Sven Bender war das heute eine runde Geschichte."

Sebastian Kehl (Borussia Dortmund): "Wir haben einen Pflichtsieg eingefahren, der war sehr wichtig. Mehr nicht. Wir haben heute sicherlich nicht so gut gespielt wie in den letzten Spielen. Die Nürnberger standen wahnsinnig kompakt, haben uns nicht ins Spiel kommen lassen, sehr mannorientiert gespielt. Wir haben viele Standardsituationen zugelassen. Aber wir haben 2:0 gewonnen, putzen den Mund ab und fahren nach Hause. Es ist immer schön, wenn man freitags vorlegen kann, alles andere müssen wir abwarten."

Kevin Großkreutz (Borussia Dortmund): "Wir haben das Spiel gewonnen. Punkt. Wir können nicht immer perfekten Fußball spielen. Bei Standardsituationen ist Nürnberg immer gefährlich, aber am Ende haben wir verdient gewonnen. Wir wollen ins internationale Geschäft. Favorit ist Bayern, die haben gesagt, sie haben mehr Qualität. Dann sollen sie das zeigen."

Jens Hegeler (1. FC Nürnberg): "Es ist ärgerlich, dass wir unsere Chancen heute nicht genutzt haben. Dortmund hat eine hohe Qualität. Und nach dem Gegentor war es für uns schwierig, zurückzukommen, damit haben sie uns eiskalt erwischt. In der ersten Halbzeit waren wir ein unangenehmer Gegner für den Deutschen Meister - das ist nicht selbstverständlich. Gegen Augsburg als direkter Konkurrent ist ein Sieg wichtig."

Raphael Schäfer (1. FC Nürnberg): "Knackpunkt heute war, dass wir die Chancen, die wir hatten, nicht genutzt haben. Uns fehlt die Kaltschnäuzigkeit und die Geilheit auf Tore. Wir müssen in so einem Spiel einfach alles, was wir haben, einbringen. Die Zuversicht schwindet bei uns nie, aber es geht nun Mal darum, Punkte zu holen."

Nachbetrachtung: Freitagabendspiele haben in der Bundesliga immer dieses gewisse Etwas. Flutlichtatmosphäre, die ganze Liga guckt zu, und man hat die Chance, durch ein Erfolgserlebnis ein entspanntes Wochenende zu erleben, während die Konkurrenz Samstag und Sonntag um Punkte kämpft.

Um dieses Freitagabendspiel beneideten Nürnberg und den BVB aber wohl nur recht wenige. Auch ein Fußball-Profi sitzt eben bei Minustemperaturen von um die 15 Grad lieber zuhause im warmen Wohnzimmer. Und genau darauf hatte man beim Club doch ein kleinwenig gehofft: Dass sich der BVB nicht so wohl fühlt wie gewohnt und der Abstiegskandidat dem Meister so ein Bein stellen kann.

20 Minuten sah es so aus, als ginge der Plan tatsächlich auf. Der Club schnürte Dortmund teilweise fast im eigenen Strafraum ein und hatte vier beste Möglichkeiten in Führung zu gehen. Vor allem hatte das aber mit einer Reihe stark getretener Standards von Linksverteidiger Adam Hlousek zu tun - und weniger mit der Unlust des BVB.

Denn Dortmund war gierig auf den Sieg wie eh und je. Vorgelebt von Jürgen Klopp höchstpersönlich. Dortmunds Coach protestierte lautstark über Schiedsrichterentscheidungen, beschwerte sich über zu hartes Einsteigen und legte sich zwischenzeitlich mit dem vierten Offiziellen und Club-Trainer Dieter Hecking an. Klopp, das war zu spüren, war gierig auf diesen Dreier. So wie man es vom BVB kennt.

Und genau so agierten die Borussen dann nach der Nürnberger Drangphase auch. Robert Lewandowski hätte schon vor der Pause die Führung erzielen können, Sebastian Kehl holte dies kurz nach dem Seitenwechsel nach. Und schon war die Partie gelaufen. Der BVB hatte den Club im Sack. Mittlerweile sind die Schwarzgelben schlichtweg zu stark, als dass sie solche Spiele gegen unterlegene Gegner noch aus der Hand geben.

So gab es in der Schlussphase sogar einen "ganz tollen Moment", wie Klopp es beschrieb. Lucas Barrios, kurz zuvor eingewechselt, traf zum 2:0-Endstand und erzielte sein erstes Saisontor für die Borussen.

Am Dienstag noch stand der Angreifer kurz davor, die Borussia zu verlassen. Erst im letzten Moment zerschlug sich ein Wechsel nach England. "Er hat sich eindeutig für uns entschieden", erklärte Klopp. "Und er wird bei uns auch noch eine unheimlich wichtig Rolle spielen. Wir brauchen ihn total."

Barrios soll mithelfen, dass der BVB noch lange um die Meisterschaft mitkämpft und möglichst sogar den Titel verteidigt. Dass man dazu allemal in der Lage ist, zeigen die drei Auftritte nach der Winterpause und nun schon 14 ungeschlagene Spiele in Serie.

Einziger Wermutstropfen: Sven Bender verletzte sich am Knöchel und musste schon in Halbzeit eins ausgewechselt werden. "Seine Verletzung trifft uns hart", sagte Klopp. Noch steht allerdings nicht fest, wie schwer es Bender tatsächlich erwischt hat.

Bei Club ist dagegen wieder der Alltag eingekehrt. Nach dem Sieg zum Rückrundenauftakt gegen Berlin gab es nun die zweite Niederlage in Folge. "Natürlich wollen wir auch gegen eine Mannschaft wie den BVB gewinnen", sagte Timmy Simons. "Aber wir müssen unsere Punkte woanders holen."

Zum Beispiel am kommenden Wochenende. Dann nämlich reist der Club zum Kellerduell nach Augsburg. "Wir haben in diesen Spielen häufig ganz gut ausgesehen", sagte Raphael Schäfer. Vielleicht so wie in der Hinrunde. Damals gewann Nürnberg gegen den FCA, nachdem man zuvor zum Auftakt gegen Berlin dreifach gepunktet und gegen Hannover und Dortmund verloren hatte.

Nürnberg - Dortmund: Daten zum Spiel