Alles in Ordnung

Von Stefan Rommel
Auf Augenhöhe: Borussia Mönchengladbach und der BVB jagen jetzt die Bayern wieder
© Getty

Das Remis zwischen Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund bestätigt die bisherige Saison beider Mannschaften. Gladbach lieferte den endgültigen Beweis seiner Stärke und darf sich jetzt wie der BVB wieder in der Jägerrolle gefallen.

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Am Samstagnachmittag fand im Borussia-Park eine Veranstaltung statt, die es gar nicht geben durfte.Zumindest nicht nach offizieller Gladbacher Sprachregelung. Die Macher der Deutschen Fußball-Liga DFL hatten ein Spitzenspiel gebastelt.

Das war natürlich eher ein Zufall, immerhin hatte es die Konstellation in 49 Jahren Bundesliga noch nie gegeben: Die Gladbacher Borussia, als Zweiter, empfängt die Dortmunder Borussia, als Erster. Und wenn sich der Tabellenführer und sein schärfster Verfolger treffen, muss der Begriff nach mehr als einem Drittel der Saison erlaubt sein.

Routine und Selbstverständlichkeit

Die Gladbacher Verantwortlichen sträuben sich noch immer dagegen, aber spätestens seit dem Remis gegen Meister Dortmund sollte auch jedem klar sein, dass das schon längst kein Zufall mehr ist oder eine glückliche Fügung. Vielmehr entspricht die Platzierung ziemlich exakt dem Leistungsvermögen dieser Mannschaft.

Die Systematik im Gladbacher Spiel ist mittlerweile so routiniert, so selbstverständlich. Der Ausgleich gegen die andere Borussia war wie eins zu eins vom Reißbrett auf den Platz verpflanzt. Im Dreieck den Innenverteidiger rausziehen, tropfen lassen, einlaufen, passen, Torabschluss.

 

"Die ziehen ihr Ding durch"

Wie wenig die Struktur dabei abhängig von Personen ist, zeigt schon die komplette Saison, die Gladbach mit dem Personal des Beinahe-Abstiegs der letzten Saison bestreitet. Und am Samstag auch der Ausfall von Marco Reus, dem offenkundig besten Gladbacher Spieler.

Der fiel aber kaum ins Gewicht, im Gegenteil. Nach der Partie sprach der gegnerische Trainer rasch von Reus' Vertreter Raul Bobadilla und wie schwer der zu verteidigen war. Und natürlich davon, wie unangenehm es ist, gegen Mönchengladbach zu spielen.

"Wir haben heute richtig arbeiten müssen. Gladbach ist ein schwer zu bespielendes Team, die ziehen ihr Ding durch. Borussia hat gezeigt, dass die Mannschaft in der Tabelle da oben hin gehört", sagte Jürgen Klopp.

Üppiger Vorsprung auf Platz sieben

Da ist Gladbach mittlerweile etabliert, bereits acht Punkte beträgt der Vorsprung auf Platz sieben, der nicht mehr für den Zutritt zum internationalen Geschäft gereicht. "Wir wollten unbedingt oben dran bleiben, deswegen wollten wir auch gegen den amtierenden Meister punkten", sagte Martin Stranzl.

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Auch der Rückstand nach Robert Lewandowskis Kopfball, bei dem Torhüter Marce-Andre ter Stegen keine gute Figur machte, konnte der Gladbacher Selbstverständlichkeit nichts anhaben. "Wir waren in einer schwierigen Situation nach dem Rückstand. Aber auf Fähigkeiten und unsere Coolness konnten wir uns verlassen und haben wenigstens noch das Remis geschafft", sagte Innenverteidiger Dante.

Hanke trifft schon wieder

Sein Trainer fasste in seiner nüchternen Rhetorik zusammen: "Wir haben jetzt 30 Punkte. Ohne gute Spieler im Team wären wir nicht soweit." Torschütze Mike Hanke ist so einer dieser guten Spieler, der praktischerweise seit geraumer Zeit auch wieder ins Tor trifft.

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"In den letzten beiden Spielen habe ich wieder das abgerufen, was mich früher sehr stark gemacht hat: nämlich wenige Chancen für ein Tor zu brauchen", sagte er nach dem Spiel und lieferte einen nächsten Beweis dafür, dass seine Mannschaft zu den Besten der Liga gehört. Die Borussia vergibt nicht mehr allzu viele Möglichkeiten vor dem gegnerischen Tor.

Hier hat sich auch der BVB verbessert, auch wenn die Mannschaft in Gladbach in der Phase nach der Pause die Partie hätte zumachen können.

Gerne in der Rolle der Bayern-Jäger

So blieb am Ende die Erkenntnis, dass beide Mannschaften auf ihre Art die besten in der Bundesliga sind: Gladbach kehrt ein Spiel unheimlich flink um, macht im letzten Angriffsdrittel den Ball schnell wie kaum anderes Team.

Dortmund presst und drückt aus dem Mittelfeld heraus, macht Kilometer um Kilometer.

Und dass die Bayern in der Tabelle an beiden Mannschaften wieder vorbeigezogen sind, dürfte auch keinen wirklich grämen. Eher im Gegenteil gefallen sich beide Borussias lieber in der Rolle des Verfolgers.

"Ich denke, dass jetzt alle wieder zufrieden sind", sagte BVB-Trainer Klopp zwar ein bisschen schnippisch, aber doch auch ernst. "Jetzt ist es wieder so, wie es sein soll. Bayern ist vorne und wir sind auch vorne dabei. Wir haben uns nie im Zweikampf mit Bayern München gesehen - außer wenn wir auf sie treffen. Für uns ist das alles in Ordnung."

Gladbach - Dortmund: Daten zum Spiel

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