Arjen Robben: Gefühlschaos nach der fiesen Zeit

Von Thomas Gaber
Arjen Robben erzielt gegen Werder Bremen zwei Tore für den FC Bayern
© Getty

Beim 4:1-Sieg des FC Bayern gegen Werder Bremen feierte Arjen Robben eine Art Wiedergeburt. Der Niederländer hat nur einen Wunsch: endlich gesund bleiben. Trotz der Tore von Robben und Ribery sind die Bayern noch nicht überm Berg.

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Arjen Robben hat in seiner Karriere schon viele Rückschläge wegstecken müssen. Als er beim FC Chelsea spielte, wurde er von der bisweilen arg ruppigen Presse als "Glas-Robben" verspottet, weil er immer wieder wegen Verletzungen ausfiel.

Als er bei Real Madrid spielte, kam er nie an sein Leistungspotential heran, ebenfalls aufgrund von Verletzungen. Und auch in seiner Zeit beim FC Bayern betrieb die Gesundheit ein fieses Spiel mit dem Niederländer. In den letzten 16 Monaten konnte Robben nur etwa ein Drittel der Zeit vernünftig Fußball spielen. Sein Nervenkostüm hat darunter nachhaltig gelitten.

"Ich hatte eine schwere Zeit, das darf man nicht unterschätzen. Ich war unsicher, ob ich überhaupt wieder mein Niveau erreichen kann", sagte Robben nach dem 4:1 des FC Bayern gegen Werder Bremen der "ARD" mit zittriger Stimme und konnte dabei seine Tränen kaum unterdrücken.

Robben: "Bin noch lange nicht fit"

Robben steuerte als Einwechselspieler zwei Elfmetertore bei, nach dem ersten küsste er seinen Ehering, suchte Blickkontakt zu seiner Familie auf der Tribüne und befreite sich vom Frust über die Leidenszeit mit einem lauten Schrei und der dazu passenden Faustbewegung.

"Ich konnte endlich wieder ohne Schmerzen spielen. Das war eine große Freude für mich", sagte Robben, dessen Rekonvaleszenz aber nicht wie erwünscht verläuft.

"Ich habe noch immer manchmal Schmerzen und konnte vergangenes Wochenende wegen der Schmerzen nicht spielen. Ich hatte dieses Jahr eine Schambeinentzündung und eine Leisten-OP - das dauert einfach sehr lange. Manchmal ist es ein bisschen besser, dann wieder schlimmer. Ich bin noch lange nicht fit und noch lange nicht da, wo ich sein muss."

Doch auch im Standby-Modus ist Robben für den FC Bayern unverzichtbar - zumindest war er es gegen Werder. Robben kam beim Stand von 1:1, übernahm Verantwortung bei den Elfmetern und leitete das 3:1 durch Franck Ribery mit einem Pass auf Mario Gomez ein.

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"Eine Mannschaft ist immer darauf angewiesen, dass sich Einwechselungen positiv auswirken. Und Arjen hat die richtigen Impulse gegeben", sagte Kapitän Philipp Lahm.

Mehr Qualität mit Ribery und Robben

Robben zwei Tore, Ribery zwei Tore - so in etwa stellen sich die Bayern-Bosse das schon die ganze Zeit vor. Dass der FC Bayern über eine exzellente Flügelzange verfügt, ist unbestritten, die gemeinsamen Auftritte der beiden waren aber rar gesät über die Jahre. Die Münchner hoffen - mal wieder - auf eine dauerhafte Fortsetzung.

"Wir haben viel Qualität in der Offensive. Und wenn beide fit sind noch mehr", sagte Mario Gomez.

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Durch Robbens Wiedergeburt wurde das Werder-Spiel zur Cinderella-Geschichte für die Bayern. Spiel eins nach der verheerend schlechten Leistung in Mainz gibt aber noch keinen Anlass zur Entwarnung.

Lange Zeit waren die Bayern nicht in der Lage, einen "dankbaren Gegner, der nicht im Spiel war" (Werder-Coach Thomas Schaaf), in die Schranken zu weisen.

Wie in den Spielen zuvor brachte ein Gegentor vieles durcheinander beim FC Bayern. Die fehlenden Nehmerqualitäten ziehen sich wie ein roter Faden durch die Saison. Vier Mal lagen die Münchner in dieser Saison 0:1 in Rückstand, alle Spiele gingen verloren.

Heynckes: "Klasse Reaktion"

Entsprechend erleichtert war Trainer Jupp Heynckes, dass seine Mannschaft erstmals in dieser Saison nach einem zwischenzeitlichen Ausgleich noch gewann.

"Die Mannschaft hat dazu beigetragen, dass ich meine Grippe hoffentlich bald vollständig überwunden habe. Nach der Einwechslung von Arjen Robben hat die Mannschaft ihr Potential gezeigt und eine klasse Reaktion auf das überflüssige 1:1 gezeigt."

In Mainz hatten die Spieler ihren Trainer negativ überrascht, eine so leidenschaftslose Leistung hatte Heynckes seiner Mannschaft nicht zugetraut. Gegen Werder sah der Coach ein Team, "das intakt ist und zusammenhält. Der eine ist für den anderen da. Das gibt mir nicht nur Optimismus für die nähere Zukunft, sondern das zeigt mir, dass es in Mainz ein Ausrutscher war!"

Die Rückkehr an die Tabellenspitze ist ein netter Nebeneffekt für die Bayern, um ruhig arbeiten zu können, ist sie aber unabdingbar. "Wenn der FC Bayern gewinnt und Erster ist, ist alles gut, wenn nicht, dann nicht", sagte Thomas Müller.

So sind die Bayern weniger unangenehmen Fragen ausgesetzt, wenn sie am Sonntag wieder durch Deutschland reisen, um mit ausgewählten Fanklubs vorgezogene Weihnachten zu feiern.

Arjen Robben wird bei seiner Familie bleiben: "Wir haben Nikolausfeier, da werde ich mir ein Glas Rotwein gönnen." Am Ende eines aufregenden Arbeitstages konnte Robben auch wieder lachen.

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