Das neue Selbstvertrauen des Hamburger SV

SID
Der Hamburger SV fuhr nach drei Unentschieden in Folge den ersten Sieg unter Thorsten Fink ein
© Getty

Sie wollten gar nicht nach Hause gehen. Die Fans des Hamburger SV feierten, ließen die Welle durchs Stadion schwappen und sangen "So ein Tag, so wunderschön wie heute" nach dem 2:0-Heimsieg gegen 1899 Hoffenheim.

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Es fehlte eigentlich nur noch die Meisterschale und die Illusion eines Hamburger Titelgewinns wäre mitten im November perfekt gewesen. Dabei handelte es sich eigentlich nur um einen stinknormalen 2:0-Heimsieg gegen einen durchschnittlichen Erstligisten namens 1899 Hoffenheim.

Und doch war so rein gar nichts normal im Volkspark: Eine schier endlos lange Serie endete, gleichzeitig wurde eine große Premiere gefeiert. Mindestens ebenso umjubelt war ein Spieler, der monatelang der Buhmann der Fans war. Und den Sieg steuerten ausgerechnet die Profis bei, die in den Momenten der Niederlage oft als Synonym für das Scheitern standen.

Fink: "Endlich haben wir den Bock umgestoßen"

"Man merkt, dass den Fans hier etwas gefehlt hat, sie haben so gelitten in den letzten Monaten, das tut richtig gut", sagte ein erleichterter Dennis Aogo. Ewig lange acht Monate und zehn missglückte Versuche mussten die Zuschauer in der Hamburger Arena auf einen Heimsieg ihres Klubs warten, der zuletzt am 19. März beim 6:2 gegen den 1. FC Köln gelungen war.

Damals noch unter dem längst vergessenen Trainer Michael Oenning. "Das war so was von überfällig, jetzt haben wir uns endlich mal für unsere harte Arbeit belohnt", sagte Kapitän Heiko Westermann.

Premieren-Sieg nach drei Remis

Die wurde besonders in den letzten Wochen vom neuen Trainer gesteuert und gefordert: Im vierten Anlauf schaffte Thorsten Fink seinen Premieren-Sieg nach zuvor drei Remis. "Endlich haben wir den Bock umgestoßen, das erste Ziel ist damit erreicht", sagte Fink, der nach dem Sprung auf Rang 14 "nur nach oben" schaut.

"Wir haben die Abstiegsplätze verlassen und erstmals in dieser Saison zu null gespielt, daher bin ich sehr zufrieden. Aber: Es gibt noch einiges zu verbessern, wir haben noch viel Arbeit vor uns, um unser Saisonziel zu erreichen - einen gesicherten Mittelfeldplatz."

Drobny mit Sprechchören statt Pfiffen

Hervorheben wollte der ehemalige Bayernspieler eigentlich niemanden, denn schließlich war es für Fink "unser bisher bestes Spiel. Ich habe keinen Spieler gesehen, der schlecht gespielt hat". Und dennoch stand ein Profi im Mittelpunkt, der statt der sonst schon fast gewohnten Pfiffe, von den eigenen Fans mit Sprechchören gefeiert wurde: Torwart Jaroslav Drobny rettete dem HSV in der Schlussphase mit mehreren Weltklasse-Paraden den Sieg, als die größten Chancen der Hoffenheimer im vorgezogenen Jubel der HSV-Fans fast untergingen.

"Er hat mal wieder gezeigt, was er kann", lobte Fink seinen Torwart dann doch. "Er hatte es in den letzten Wochen nicht einfach, aber er hat sich da selber mit harter Arbeit herausgezogen und jetzt ist er fast schon der Publikumsliebling, das tut ihm gut und das hat er sich auch verdient."

"Wir sind in topform"

Auch Sportchef Frank Arnesen hatte ein Sonderlob für den Tschechen parat: "Er hat so viel Kritik einstecken müssen, aber er hat einfach sensationelle Paraden gezeigt." Nach diversen Patzern zu Saisonbeginn galt Drobny als einer der Verantwortlichen für die Hamburger Talfahrt und steht jetzt stellvertretend für das neue Selbstvertrauen beim HSV, das auch die beiden Torschützen wiedergefunden haben.

"Wir haben jetzt kapiert, was der Trainer von uns will", sagte Stürmer Paolo Guerrero, der nicht nur wegen seines Tores zur 1:0-Führung zu den besten Hamburgern gehörte. "Der Trainer gibt uns Selbstvertrauen, wir spielen sehr offensiv und dadurch haben wir sehr viel Spaß, dann kommt der Erfolg irgendwann automatisch", sagte der Peruaner.

"Das Kann nur ein Startschuss sein"

Auch Marcell Jansen, der zu Saisonbeginn auf der Bank saß und jetzt in zwei Spielen hintereinander traf, ist sich sicher: "Das waren drei wichtige Punkte, aber das kann nur ein Startschuss sein."

Der Hamburger SV ist zurück, ist "in Topform", wie Arnesen sagt. Und am kommenden Samstag steht das Nordderby gegen den aus Hamburger Sicht kleinen HSV aus Hannover an, dem Hannoverschen Sportverein. Das Ziel von Trainer Fink ist klar definiert: "Wie gesagt, das war nur ein Sieg, das erste Etappenziel - aber an die Feierei kann und will ich mich gerne gewöhnen."

Hamburg - Hoffenheim: Daten zum Spiel

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