Hannover stoppt die Bayern-Serie

Von Daniel Börlein / Sebastian Schramm
Jerome Boateng (l.) wurde nach einer Tätlichkeit vom Platz gestellt
© Getty

Nach acht Spielen ohne Niederlage hat der FC Bayern München in der Bundesliga wieder mal verloren. Der Rekordmeister unterlag bei Hannover 96 mit 1:2 (0:1).

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In der ausverkauften AWD-Arena in Hannover brachte Mohammed Abdellaoue die Gastgeber in der 23. Minute per Foulelfmeter in Führung. Für Bayern-Keeper Manuel Neuer war es der erste Liga-Gegentreffer nach 770 Minuten.

Ein von Luiz Gustavo abgefälschter Schuss von Christian Pander brachte das 2:0 für Hannover (50.). In der Schlussphase verkürzte David Alaba nur noch auf 1:2 (83.)

Zuvor hatte Bayerns Jerome Boateng wegen einer Tätlichkeit die Rote Karte erhalten (28.). Hannover beendete die Partie ebenfalls nur zu zehnt, weil Steven Cherundolo wegen wiederholten Foulspiels Gelb-Rot sah (63.).

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Hannover kommt Schmiedebach für Ya Konan neu ins Team. Die Bayern müssen den erkrankten van Buyten ersetzen. Boateng rückt für den Belgier nach innen, Rafinha beginnt auf rechts. Luiz Gustavo bekommt den Vorzug vor Tymoschtschuk.

12.: Klasse Pass von Pander in die Gasse auf Abdellaoue. Der Norweger ist schneller als Boateng. Aus elf Metern setzt er den Ball an den linken Pfosten.

20.: Kroos wird am Mittelkreis freigespielt. Hannover lässt ihn amateurhaft gewähren. Das lässt der Münchner sich nicht zweimal sagen. Aus 20 Metern haut er das Ding an die Latte!

23., 1:0, Abdellaoue (Elf.): Lahm foult Cherundolo im Strafraum tölpelhaft. Abdellaoue verwandelt den fälligen Strafstoß sicher in der linken unteren Ecke. Neuers erster Gegentreffer nach 770 Minuten.

28., Rot für Boateng: Pinto wird von Rafinha gelegt. Und danach geht es los. Handgemenge, ein wildes Durcheinander. Fast alle Spieler sind beteiligt. Schiri Gräfe berät sich lange mit seinen Assistenten und gibt dann Rot für Boateng, der Schulz ziemlich wüst gegen die Brust gestoßen hatte.

50., 2:0, Pander: Rausch erkämpft sich den Ball an der Außenlinie und spielt zu Pander. Der wird im Mittelfeld nicht attackiert und haut aus 20 Metern einfach mal rauf. Gustavo hält den Fuß rein und die Pille trudelt an Neuer vorbei ins Tor.

54.: Cherundolo tanzt auf der linken Seite Lahm aus. Seine Flanke landet bei Stindl, der aus acht Metern sofort abzieht und den Pfosten trifft!

63., Gelb-Rot für Cherundolo: Der Amerikaner zieht und zerrt an Ribery und sieht dafür seine zweite Gelbe. Absolut vertretbare Entscheidung.

83., 2:1, Alaba: Lahms Querpass von links landet bei Alaba, der in den Strafraum eindringt und mit der Pieke ins kurze Eck abschließt.

88.: Schweinsteiger wird im Sechzehner freigespielt. Er spitzelt den Ball an Zieler vorbei, doch der Pfosten steht im Weg. Danach riskiert Rausch gegen Lahm einen Elfmeter.

90.: Neuer will mit nach vorne, dann verliert er den Ball an Rausch. Der zieht die Pille aber am leeren Tor vorbei.

Fazit: Hannover mit einer couragierten ersten Halbzeit. Weil Bayern allerdings nie aufsteckte und keineswegs enttäuschte, wäre ein Remis gerecht gewesen.

Der Star des Spiels: Lars Stindl. Nachdem er in der Europa League noch als Sechser eingesetzt wurde, kam er dieses Mal wieder auf dem rechten Flügel zum Einsatz. Spulte ein enormes Laufpensum ab, ließ Lahm immer wieder alt aussehen und unterstützte Cherundolo und später Chahed vorbildlich gegen Ribery. Auf Bayern-Seite stark: Toni Kroos.

Der Flop des Spiels: Rafinha. Bayerns Außenverteidiger waren die Schwachpunkte im Team der Münchner. Lahm steigerte sich in der Schlussphase zumindest ein wenig. Rafinha war da schon ausgewechselt. Setzte nach vorne keine Akzente und war defensiv nicht immer auf der Höhe. Ebenfalls flop-verdächtig: Boatengs Verhalten bei der Rudelbildung.

Der Schiedsrichter: Manuel Gräfe. Stand erstmals in der 22. Minute im Blickpunkt, als er nach Lahm-Foul an Cherundolo auf Elfmeter entschied und damit richtig lag. Wenig später gab's eine Rudelbildung. Gräfe beratschlagte sich lange mit seinen Assistenten und schickte dann Boateng mit Rot vom Platz. Auch diese Entscheidung war vertretbar. In der Folge entwickelte sich eine nickelige Partie, wobei Gräfe (meist) den Überblick behielt. Aber: In der Schlussphase wäre ein Elfmeter nach Foul von Rausch an Lahm zu vertreten gewesen.

Analyse: Vom Anpfiff weg entwickelte sich eine richtig packende Begegnung. Hannover versteckte sich nicht und suchte immer wieder den Weg nach vorne, meist über wenige Stationen und mit dem schnellen Pass in die Spitze. Im Zentrum agierten Schmiedebach und Pinto extrem giftig und eroberten viele Bälle.

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Die Bayern traten dadurch nicht so dominant und ballsicher wie gewohnt auf, zeigten aber dennoch ansehnlichen Fußball. Vor allem Kroos und Schweinsteiger, die im Mittelfeld häufig die Positionen tauschten, kurbelten die Bayern-Offensive an. Ribery hingegen kam nur selten zur Entfaltung. Nach der Roten Karte für Boateng (Gustavo rückte zurück in die Abwehr) war der Spielfluss für einige Minuten unterbrochen. Anschließend suchten beide Teams aber wieder den Weg nach vorne.

Die beiden ersten Möglichkeiten nach der Pause gehörten dann den Bayern, zweimal hielt Zieler glänzend. Mit der ersten Offensivaktion in Durchgang zwei gelang 96 das in der Entstehung glückliche 2:0. Die Bayern spielten anschließend mit offenem Visier und gingen früh hohes Risiko. Schweinsteiger und Kroos schoben weit mit nach vorne, so dass das defensive Mittelfeld teilweise nicht besetzt war.

Die Münchner dominierten so das Spiel, nach der Gelb-Roten Karte für Cherundolo wurde der Druck nochmals erhöht. Durch Alaba gelang auch noch der Anschlusstreffer. Hannover verteidigte allerdings mit Mann und Maus, hatte in der einen oder anderen Situation auch das nötige Quäntchen Glück und brachte den Sieg irgendwie über die Zeit.

Hannover - Bayern: Daten zum Spiel

 

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