Jentzsch rettet Augsburg einen Punkt

Von Haruka Gruber / Sebastian Schramm
Die Augsburger bekämpften die Bremer um Naldo (r.) mit Haken und Ösen
© Getty

Werder Bremen hat mit einem 1:1 (0:0) beim FC Augsburg die Chance verpasst, in der Spitzengruppe der Bundesliga ein Zeichen an die Konkurrenz zu setzen.

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Vor 30.660 Zuschauern in der ausverkauften SGL-Arena geriet Bremen nach einem Treffer von Augsburgs Axel Bellinghausen (49.) sogar in Rückstand. Claudio Pizarro (68.) glich mit seinem siebten Saisontor jedoch aus.

Pizarro hatte sogar zwei weitere Großchancen für den Siegtreffer, doch Augsburgs Torwart Simon Jentzsch parierte zweimal glänzend. Jentzsch' Einsatz stand wegen eines gebrochenen Ringfingers lange auf der Kippe.

Nach zuletzt zwei Niederlagen konnte Werder auch das dritte Spiel in Folge nicht gewinnen. Augsburg hingegen bestätigte nach dem Erfolg in Mainz den leichten Aufwärtstrend.

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Vor dem Anpfiff: Augsburg nach dem ersten Sieg in der Bundesliga-Historie in Mainz mit unveränderter Startelf. Bei Werder eine Umstellung: Statt Bargfrede bekommt Ignjovski im defensiven Mittelfeld den Vorzug.

21.: Hunt bringt einen Freistoß von der halbrechten Seite butterweich in den Strafraum. Rosenberg steigt am Elfmeterpunkt am höchsten und köpft per Hinterkopf Richtung Kreuzeck. Doch Jentzsch lenkt den Ball noch an die Latte. Starke Parade!

27.: Augsburg kontert sich mustergültig durch das zentrale Mittelfeld. Mölders spielt in die Gasse auf Bellinghausen, der frei vor Wiese auftaucht. Aber Bellinghausen braucht zu lange, weil er statt mit rechts mit seinem starken linken Fuß schießen will. Naldo passt auf und grätscht den Ball in höchster Not klasse weg.

32.: Eine Pizarro-Flanke von rechts wird zu Sokratis abgefälscht. Der Grieche fackelt nicht lange und nimmt den Ball aus 15 Metern volley - knapp rechts vorbei.

34.: Mölders schirmt den Ball am 16er vor Naldo ab, Bellinghausen läuft links in den Strafraum ein, bekommt den Ball und hält sofort drauf. Wiese macht sich lang und klärt den Flachschuss zur Ecke.

45.: Schmitz spielt von links Pizarro am kurzen Fünfereck an, der bedient mit der Hacke den freistehenden Rosenberg. Der Dropkick des Schweden aus sieben Metern geht drüber. Fahrlässig!

49., 1:0, Bellinghausen: Wolf mit dem stümperhaften Stockfehler vor dem eigenen 16er. Mölders schnappt sich den Ball und legt per Hacke auf Bellinghausen zurück, der aus acht Metern halblinker Position draufhält. Wiese gegen den Flachschuss ohne Chance.

68., 1:1, Pizarro: Ekicis Eckball von der linken Seite geht ans kurze Fünfereck, Wolf verlängert den Ball an den langen Pfosten, wo Pizarro unbedrängt einköpft.

76.: Pizarro wird von Rosenberg wunderschön im Strafraum freigespielt. Der Peruaner scheint überrascht und hält nur die Innenseite hin. Jentzsch ist zur Stelle und pariert!

81.: Bock von Möhrle: Der Ball kommt zu Pizarro, der sofort abschließt. Aber Jentzsch kommt aus dem Kasten und hält erneut!

87.: Ekici mit öffnendem Pass auf Wagner. Der Stürmer zieht von links in den Strafraum und packt den Hammer aus. Knapp über die Latte.

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Der Star des Spiels: Simon Jentzsch. In allen Spielunterbrechungen war ihm anzumerken, welche Schmerzen ihm der angebrochene Ringfinger bereitete. Dennoch hielt der Keeper durch - und rettete Augsburg immerhin den Punkt. In der ersten Halbzeit lenkte er den Rosenberg-Kopfball zur Latte, in der zweiten Halbzeit parierte er zweimal gegen den freistehenden Pizarro. Die nächste gute Leistung des Torwarts in dieser Saison.

Der Flop des Spiels: Marko Marin. Schien sich auf einem ordentlichen Niveau stabilisiert zu haben, entsprechend war das Augsburg-Spiel ein Rückschlag. Anders als in den Spielen zuvor wurde Marin nicht als Zehner eingesetzt, stattdessen wechselte er mit Hunt immer wieder die Flügel. Ein erfolgloses Unterfangen, vor allem weil ihm Gegenspieler Hosogai auf den Füßen stand und er sich bei allem Bemühen nie durchzusetzen wusste. Die Folge: Obwohl Marin ein Offensivspieler ist und Bremen zurücklag, wurde er in der 58. Minute ausgewechselt.

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Der Schiedsrichter: Knut Kircher. Hatte die zugegeben leicht zu führende Partie immer im Griff. Einzige Ausnahme: Bei der letzten Strafraumszene des Spiels hätte er den Zweikampf zwischen Pizarro und Langkamp mit einem Elfmeter für Bremen ahnden können.

Analyse: Die Anfangsphase war abwechslungsreich und von einigen Torraumszenen gekennzeichnet. Das lag jedoch nicht an der offensiven Brillanz der Teams, sondern an den defensiven Unzulänglichkeiten auf beiden Seiten. Bremen erspielte sich ein deutliches Übergewicht, zumal Augsburg im Spielaufbau unzählige Fehlpässe unterliefen (Passquote nach 30 Minuten: 55 Prozent). Dass die Gastgeber dennoch zu ihren Chancen kamen, war ein Beleg für die Fehler der Bremer Abwehrarbeit.

Und auch nach vorne genügte Werder nicht den Ansprüchen. Torgelegenheiten resultierten fast nur nach Standards, aus dem Spiel heraus hingegen fehlte die klare Linie - was auch daran lag, dass Trainer Thomas Schaaf vom 4-4-2 in der Raute abkehrte und einem flachen 4-4-2 vertraute. Wie angewiesen tauschten Hunt und Marin immer wieder die Seiten, doch davon zeigten sich mehr die Mitspieler als die Gegner irritiert.

Augsburg überraschte mit einem taktischen Kniff: Hosogai wurde als Kettenhund für Marin abgestellt und folgte ihm überall hin. Das Besondere: Wenn Marin auf rechts auswich, übernahm Hosogai die Linksverteidiger-Position und Davids rückte von hinten links auf die Doppel-Sechs. Eine ungewöhnliche Maßnahme, die erstaunlich gut funktionierte.

Nach der Pause ging Augsburg nach einem kapitalen Wolf-Fehler zwar in Führung, aber Schaaf ergriff mit den Einwechslung von Wagner und vor allem Ekici die richtige Gegenmaßnahme. Bremen spielte wesentlich zielgerichteter und kam zum verdienten Ausgleich sowie weiteren Topchancen, die Jentzsch jedoch entschärfte.

Augsburg - Bremen: Daten zum Spiel

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