Frust und böse Erinnerungen

SID
Lange Gesichter gab's bei Jermaine Jones (M.) und seinen Schalker Kollegen
© Getty

Pokalsieger Schalke 04 legte mit der 0:3-Niederlage beim Angstgegner VfB Stuttgart erneut einen Fehlstart hin. Erste Erinnerungen an das vergangenen Seuchenjahr in der Bundesliga kamen wieder auf.

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Superstar Raul irrte nach dem Abpfiff mit hängendem Kopf umher - und wirkte bei seiner Flucht ähnlich orientierungslos wie in den 90 Minuten zuvor. Der Spanier taugte nach dem Déjà-vu als Sinnbild des neuerlichen Schalker Fehlstarts in die Bundesliga-Runde. Schwach gespielt, kalt erwischt und schon nach dem 1. Spieltag der erste Frust.

"Wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen. Mir haben die Entschlossenheit im Abschluss und der Wille gefehlt, das Tor zu machen", haderte Schalke-Trainer Ralf Rangnick nach der 0:3 (0:1)-Niederlage des Pokalsiegers beim VfB Stuttgart.

Höwedes: "Ich bleibe absolut positiv gestimmt"

Kapitän Benedikt Höwedes hatte bei der Analyse viel zu tun, aufkommende Erinnerungen an den schwachen Aufgalopp der zurückliegenden Seuchensaison in der Liga zu verdrängen. "Ich bleibe absolut positiv gestimmt. Das war natürlich zu wenig von uns. Aber deshalb male ich jetzt nicht alles schwarz", sagte Höwedes.

Angesichts einer guten Vorbereitung war der Nationalspieler nach dem Auftritt in Stuttgart ebenso ratlos wie fassungslos - und dachte dann doch an die vier Pleiten zu Beginn der vorherigen Spielzeit. "Ich habe aber nicht das Gefühl, dass es so negativ wird wie letzte Saison", schob der ebenfalls nicht fehlerfreie Höwedes schnell hinterher.

Raul wie ein Fremdkörper

Zwei Wochen nach dem Gewinn des Supercups gegen den deutschen Meister Borussia Dortmund blieben die Schalker beim schwäbischen Angstgegner fast alles schuldig. Besonders Leistungsträger Raul, der im System Rangnick mehr laufen muss als früher und sich angeblich mit Abwanderungsgedanken trägt, konnte keine Akzente setzen.

Nach der Nullnummer der Offensivabteilung tat sich eine weitere Parallele zur Saison 2010/2011 auf: Das Rangnick-Team (38 Tore) hatte in der vergangenen Runde den drittschlechtesten Angriff hinter den Absteigern Eintracht Frankfurt und St. Pauli.

Schalke gegen Köln bereits unter Druck

Bezeichend, dass der starke Keeper Ralf Fährmann eine noch höhere Niederlage mit zahlreichen Paraden verhinderte. Und der Nachfolger von Nationaltorhüter Manuel Neuer spürte nach dem Fehlstart bereits den Druck. "Im Heimspiel gegen Köln müssen drei Punkte her, ganz klar", meinte Fährmann vor dem Westderby am kommenden Samstag. Saisonübergeifend bezog S04 die fünfte Punktspiel-Niederlage in Folge. Eine derartige Serie gab es zuletzt vor 32 Jahren.

Rangnicks Taktik, nach einer schnellen Balleroberung überfallartige Konter zu fahren, ging in der Partie gegen seinen Ex-Klub nicht auf. "Das hat alles zu lange gedauert", kritisierte der Coach, der damit auf seinen 100. Sieg als Bundesliga-Trainer warten muss.

Schwaben feiern ausgelassen

Ähnlich ernüchtert wirkte Schalke-Sportvorstand Horst Heldt. "Das wäre nicht notwendig gewesen. Wir haben im Abschluss nicht gut agiert. Wichtig ist es jetzt, das alles zu analysieren", meinte der frühere VfB-Profi.

Heldt erlebte ausgerechnet in seiner früheren Wahlheimat eine schwarze Schalker Stunde: Gegen keinen aktuellen Erstligisten haben die Gelsenkirchener eine ähnlich schlechte Auswärtsbilanz (insgesamt 28 Niederlagen und nur ein Sieg in den letzten zwölf Gastspielen).

Die Schwaben indes feierten vor 60.000 Zuschauern ihren ersten Runden-Auftaktsieg seit drei Jahren ausgelassen. Die Premiere im nach zwei Jahren endlich fertiggestellten Stadion glückte vollends.

"Das war ein Festtag für den ganzen Verein", sagte VfB-Trainer Bruno Labbadia nach den Treffern von Nationalspieler Cacau (37.), Martin Harnik (56.) und Shinji Okazaki (89.). Stuttgarts Neuzugang William Kvist dachte mit dem Blick auf das neue "Schmuckkästchen" nur an eines: "Das ist Champions League", erklärte der Däne.

Stuttgart - Schalke: Daten zum Spiel

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