Mainz schlägt auch den Meister

Von Thomas Gaber/Felix Mattis
Der Mainzer Lewis Holtby musste zur Pause mit Wadenproblemen raus

Der FSV Mainz 05 bleibt das Maß der Dinge der Bundesliga. Am 6. Spieltag gewann die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel beim FC Bayern München durch Tore von Sami Allagui (15.) und Adam Szalai (77.) mit 2:1 (1:1). Bo Svensson traf kurz vor derm Halbzeitpfiff ins eigene Tor.

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Mainz bleibt mit der Optimalpunktzahl von 18 souveräner Tabellenführer und nimmt den Bundesliga-Rekord ins Visier, der mit sieben Siegen zum Saisonstart vom 1. FC Kaiserslautern (2001/2002) und dem FC Bayern (1995/1996) gehalten wird. Louis van Gaals Bayern haben lediglich acht Punkte auf dem Konto und seit drei Spielen zuhause nicht mehr gewonnen.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bayern mit Pranjic für den verletzten Contento links in der Viererkette. Ansonsten vertraut van Gaal seinem Stammpersonal. Kroos spielt für den verletzten Ribery links, Klose hinter Olic auf der Zehnerposition.

Mainz-Coach Tuchel wirft seine Startelf erneut kräftig durcheinander. Mit Caliguri, Bungert, Karhan, Holtby, Szalai und Allagui kommen sechs Neue im Vergleich zum 2:0 gegen den 1. FC Köln. Holtby spielt in der Mittelfeldraute hinter den Spitzen Szalai und Allagui.

2.: Die erste dicke Chance für die Bayern. Kroos kommt über links und bringt eine perfekt getimete Flanke an den Fünfer zu Olic. Der setzt zum Fallrückzieher an, trifft aber nur seine eigene Hand.

5.: Tolle Kombination der Mainzer. Nach einem Einwurf setzt Holtby Allagui ein, der zieht an der Strafraumgrenze Badstuber auf sich und legt dann in den Lauf von Szalai ab. Dessen Schuss aus spitzem Winkel pariert Butt mit einem starken Reflex.

14.: Klose muss das Tor machen! Pranjic bringt den Ball von links flach rein, Olic kommt heran und durch seinen Kontakt springt die Kugel hoch. Klose zieht aus sechs Metern volley ab - weit drüber!

15., 0:1, Allagui: Pranjic verliert den Ball im Mittelfeld gegen Karhan, dann zieht Holtby rechts in den Strafraum und lässt van Buyten ins Leere laufen, um danach flach in die Mitte zu spielen. Allagui ist vor Lahm da und trifft mit der Hacke ins linke untere Eck.

44.: Kroos bringt den Ball von links sehr schön an den Fünfer, wo Klose am höchsten steigt und zum Kopfball kommt - Pfosten!

45., 1:1, Svensson (ET): Svensson köpft einen langen Ball der Bayern zurück zu Wetklo, damit Klose nicht an die Kugel kommt. Wetklo aber steht zu weit draußen und so wird der Rückpass zum Torschuss. Der Mainzer Keeper spurtet hinter dem Ball her, setzt zur Grätsche auf der Linie an, kommt aber zu spät.

77., 1:2, Szalai: Schürrle kommt von links, spielt mit der Pike zwischen Badstuber und Schweinsteiger durch in die Mitte wo Szalai völlig frei steht. Der Ungar stoppt den Ball kurz, dreht sich und zieht sofort ab - es macht Rumms und die Kugel zappelt im Winkel. Keine Chance für Butt.

88.: Altintop semmelt die Kugel von rechts flach in die Mitte und van Buyten hält seinen Fuß hin. Der Ball rast in Richtung Unterkante der Latte, aber Wetklo pariert - der hätte wohl genau gepasst.

Fazit: Verdienter Sieg der Mainzer gegen fahrige, ideenlose Bayern.

Der Star des Spiels: Eugen Polanski. Der Mainzer Mittelfeldspieler spulte erneut ein überragendes Laufpensum ab, war im Zweikampf sehr robust und ordnete das Zentrum der Gäste mit Übersicht und Passsicherheit.

Die Gurke des Spiels: Bastian Schweinsteiger. Dem zentralen Mittelfeldmann gelang es zu keinem Zeitpunkt, Ruhe in das nervöse Bayern-Spiel zu bringen. Ungewohnt viele Fehlpässe, ungewohnte Schwächen im Zweikampf und eine wenig positive Körpersprache. Kein guter Tag für Schweinsteiger. Auch van Bommel, Müller, Klose, Kroos und van Buyten brachten nicht ihre Leistung.

Die Pfeife des Spiels: Babak Rafati leistete sich keinen schweren Fehler, übertrieb es aber erneut mit seinen typischen, unnötigen Gesten. Und die eine oder andere Entscheidung bei der Zweikampfbewertung war schlichtweg falsch.

Analyse: Bayernboss Karl-Heinz Rummenigge hatte sich nach dem 0:0 gegen Köln über die unzumutbare Spielweise des Gegners beschwert. Seine Bayern hatten aber auch gegen aggressive, selbstbewusste Mainzer ihre liebe Müh und Not.

Szalai und Allagui setzen die Innenverteidiger van Buyten und Badstuber permanent unter Druck, sodass ein vernünftiger Spielaufbau der Bayern im Keim erstickt wurde. Zudem klappte die ballorientierte Verschiebung der Mainzer im Mittelfeld exzellent. Van Bommel und Schweinsteiger wurden bei der Ballannahme oft gedoppelt und so zu vielen Quer- und Rückpässen gezwungen. Mainz wirkte geistig und körperlich frischer.

Das Passspiel der Bayern war in der ersten Halbzeit verheerend. Bei der Spielverlagerung landeten viele Bälle im Seitenaus. Aufgrund der Spielanteile war der glückliche Ausgleich aber nicht unverdient.

Nach dem Wechsel neutralisierten sich beide Mannschaften weitgehend im Mittelfeld. Mainz schob sich etwas nach hinten und überließ den Bayern das Spiel, ohne dabei aber auf das aggressive Spiel gegen den Ball zu verzichten. Den Bayern fehlten weiterhin die Sicherheit im Passspiel und das Überraschungsmoment.

Mainz spielte in München nicht so spektakulär wie in den letzten Spielen, holte aber den sechsten Sieg im sechsten Spiel. Szalais 2:1 war Extraklasse. Für die Bayern bleibt unter dem Strich die Erkenntnis, abermals aus ihren Chancen kein Kapital geschlagen zu haben. Mit fünf Toren in fünf Spielen bleiben die Münchner - gemeinsam mit Nürnberg und Köln - der ungefährlichste Angriff der Liga. Und der Saisonstart ist mit acht Punkten aus sechs Spielen endgültig versaut.

Bayern - Mainz: Daten zum Spiel