Die Selbstlosigkeit in Perfektion

Von Stefan Rommel/Martin Rösch
Mainz setzt auf das Rotationsprinzip: Doppeltorschütze Lewis Holtby kam gegen Köln von der Bank
© Getty
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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Mainz mit fünf Veränderungen im Vergleich zum Bremen-Spiel. Fuchs, Heller und Soto sind wieder im Team. Ivanschitz beginnt zum ersten Mal in dieser Saison an Stelle von Holtby, Schürrle spielt links im Mittelfeld als eine Art hängende Spitze. Caligiuri und Zabavnik sind erst gar nicht im Kader.

Köln fast mit derselben Aufstellung wie bei den Bayern, im 4-1-4-1 und doch mit Jajalo im zentralen Mittelfeld. Lanig sitzt erneut nur draußen. Mohamad hat seine Rot-Sperre abgesessen und verteidigt im Zentrum neben Geromel. Pezzoni muss deshalb auf die Bank.

26.: Podolski zwirbelt das Leder per Freistoß vom linken Strafraumeck nur um Zentimeter über den linken Winkel. Da wäre Wetklo nicht mehr dran gekommen.

31.: Doppelchance! Nach einem langen Fuchs-Einwurf von links gewinnt Szalai in der Mitte das Kopfballduell gegen Geromel. Mondragon kratzt den Ball aus dem Winkel. Die Ecke köpft wieder Szalai völlig frei aus sechs Metern drüber.

33.: Schürrle-Flanke von links. Ehret pennt total. Risse nimmt den Ball dropkick, haut aber aus zehn Metern drüber.

66.: Jajalo mit einem herrlichen Freistoß von halblinks. Wetklo schaut nur hinterher - die Kugel klatscht an den Querbalken.

72., 1:0, Holtby: Freistoß von Fuchs aus dem rechten Halbfeld. Pezzoni lässt Holtby entwischen, Mondragon klebt wie erstarrt auf der Linie. Kopfball aus vier Metern, drin.

89.: Einen Fernsschuss von Heller hält Mondragon nicht fest. Szalai ist da, scheitert aber aus fünf Metern am Keeper.

90.+1, 2:0, Holtby: Langer Pass von Fuchs. Holtby völlig frei vor Mondragon. Schlenzer links vorbei am Keeper und drin. Erster Bundesliga-Doppelpack.

Fazit: Verdienter Sieg für leidenschaftliche Mainzer gegen ein zwar defensiv gut sortiertes, aber in der Offensive zu harmloses Köln.

Mainz gegen Köln in der mySPOX-Analyse

Der Star des Spiels: Adam Szalai war der beste Mann auf dem Platz. Der Ungar beschäftigte immer mindestens zwei Gegner, war trotz seiner wuchtigen Art auch geschickt am Ball. Szalai war der Zielspieler viele Mainzer Angriffe, legte geschickt ab und suchte selbst den Abschluss. Am Ende hatte er 46 Ballkontakte, gewann 55 Prozent seiner Zweikämpfe und brachte 17 von 19 Abspielen an den Mann. Einziger Kritikpunkt: Eine seiner drei dicken Chancen muss er auch machen.

Die Gurke des Spiels: Christian Clemens war das Mainzer Tempo sichtlich zu hoch. Der Youngster war gegen Heller sowohl offensiv als auch defensiv überfordert, half Ehret gegen den Mainzer und dessen Kollegen Risse entweder gar nicht oder zu spät. Die linke Kölner Seite war deswegen schnell als Schwachstelle auszumachen. Ehret sah deshalb immer relativ schlecht aus, der Grund dafür lag aber in Clemens' schwachem Verhalten bei gegnerischem Ballbesitz. Absolut verständlich, dass Soldo ihn zur Halbzeit auswechselte.

Die Pfeife des Spiels: Guido Winkmann zeigte zusammen mit seinen Assistenten eine allenfalls durchschnittliche Leistung. Eine Großchance wegen angeblichem Abseits und zwei Eckstöße wurden Mainz in der ersten Halbzeit verwehrt, Hellers Rückpass in der zweiten Halbzeit war streng genommen ein Handspiel und damit Elfmeter für Köln. Bei der Vergabe von persönlichen Strafen auch nicht immer konsequent.

Die Lehren des Spiels: Der Mainzer Lauf geht unbeirrt weiter, das erklärte Ziel Klassenerhalt wird in dieser Verfassung kein Problem sein. Über mehr werden die Verantwortlichen (noch) nicht nachdenken - möglich erscheint es derzeit aber allemal.

Tuchel blieb auch gegen Köln seiner antizyklischen Herangehensweise in Sachen Startaufstellung treu und lag damit schon wieder richtig. Mainz jagte den FC förmlich über den Platz, spielte derart aggressiv, leidenschaftlich und mit Nachdruck gegen den Ball, dass Köln im Prinzip keine Sekunde zum Durchatmen kam. Die Außenverteidiger Heller und Fuchs waren mehr oder weniger der sechste bzw. siebte Mittelfeldspieler, so hoch standen beide.

Sehr viele frühe Ballgewinne, manchmal auch tief in der gegnerischen Hälfte, waren die Folge. Mainz hatte das Zentrum voll im Griff, Petit, Jajalo und Yalcin konnten gar nicht so schnell schauen, wie die Mainzer Angriffswellen auf sie zurollten.

Das einzige Mainzer Manko: Die meisten schnellen Konter wurden nicht konsequent zu Ende gespielt. Entweder war der Abschluss zu überhastet oder die gute Kölner Innenverteidigung verhinderte Schlimmeres.

Köln bekam das Spiel erst in der zweiten Halbzeit besser in den Griff, auch bedingt durch Soldos Wechsel. Zwei individuelle Fehler von Pezzoni und Mondragon inmitten ihrer stärksten Phase brachten die Gäste um den Lohn ihrer Mühen. Zumal der FC in der Offensive aus dem Spiel heraus keine einzige Chance kreierte - das war einfach zu wenig.

Mainz - Köln: Daten zum Spiel