HSV spielt, Wolfsburg macht die Tore

Von Florian Bogner
Wolfsburgs Grafite (Mitte) trifft besonders gerne gegen den HSV - nun bereits schon sechs Mal
© Getty

Der Hamburger SV hat am 5. Spieltag der Bundesliga die erste Niederlage kassiert. Gegen den VfL Wolfsburg setzte es ein 1:3 (1:1). Gegen die Wölfe ist der HSV damit seit 2007 zuhause sieglos. Die Tore für die Gäste erzielten Edin Dzeko (15.) und Grafite (71./78.). Eric Maxim Choupo-Moting hatte zwischenzeitlich zum Ausgleich getroffen (27.).

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Reaktionen:

Armin Veh (Trainer Hamburger SV): "Es ist unheimlich bitter, so ein Spiel zu verlieren. Wir haben die Partie klar dominiert und hatten unheimlich viele Chancen. Ich habe eine gute HSV-Mannschaft gesehen, die gut kombiniert und mit Herz gespielt hat. Leider haben wir unsere vielen Chancen nicht genutzt. Heute hat die bessere Mannschaft verloren."

Heiko Westermann (Hamburger SV): "Wir haben zehn glasklare Chancen nicht genutzt und wurden am Ende dafür bestraft. Ich hatte ja selbst zweimal die Führung auf dem Fuß. Am Samstag steht zum Glück schon das nächste wichtige Spiel gegen Bremen an. Es geht weiter."

Steve McClaren (Trainer VfL Wolfsburg): "Das war ein großer Sieg für uns, der sehr wichtig war. Wir waren gut organisiert, diszipliniert und kompakt und haben sehr gut umgeschaltet. Bei unseren Kontern waren wir immer sehr gefährlich."

Marcel Schäfer (VfL Wolfsburg): "Man muss den Hamburgern zugestehen, dass sie sehr gut gespielt haben. Gerade nach Standards waren sie sehr gefährlich. Letztlich haben wir unsere wenigen Möglichkeiten aber genau zum richtigen Zeitpunkt eiskalt genutzt. Das dritte Tor war dann der Genickschlag für den HSV."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Der HSV im Vergleich zum Derby mit drei Änderungen. Demel ist zurück in der Startelf, Petric spielt erstmals seit dem 1. Spieltag von Beginn an, Choupo-Moting gar zum ersten Mal überhaupt. Elia und Rincon sitzen draußen, Guerrero (Wade) fehlt verletzt.

Bei Wolfsburg muss Riether (Oberschenkel) passen, für ihn spielt Pekarik. Sonst spielt dieselbe Elf, die Hannover 2:0 schlug. McClaren hat aber nur sechs statt sieben Einwechselspieler auf der Bank. Cicero fehlt mit einer Bänderdehnung im Knie.

7.: Freistoß Petric, 25 m. Über die Mauer, Benaglio fischt den Ball aus dem Winkel.

11.: Wieder Freistoß, wieder Petric. Diesmal vom rechten Strafraumeck, Benaglio und die Latte retten.

15., 0:1, Dzeko: Fehlpass Jansen, Pekarik läuft rechts davon. Seine Flanke touchiert Mathijsens Oberarm, landet aber trotzdem bei Dzeko. Der ist schneller als Westermann und schießt eiskalt ins kurze Eck ein. Fünftes Spiel, fünftes Tor.

27., 1:1, Choupo-Moting: Pitroipa narrt Barzagli per Bauerntrick und passt in die Mitte. Josue lässt den Ball durch die Beine, Choupo-Moting sagt Danke und köpft ein. Sein erster Bundesliga-Treffer für den HSV.

29.: Freistoß Ze Roberto von links. Westermann fliegt mit der Schuhspitze in den Ball - knapp links daneben.

31.: Langer Ball von Kjaer in den Lauf von Dzeko. Der will Rost überlupfen, der HSV-Keeper ist aber mit der Hand dran.

53.: Ecke Jansen von links, beim VfL stimmt die Ordnung nicht. Westermann kommt aus acht Metern zentral zum Kopfball, trifft aber nur den rechten Pfosten.

71., 1:2, Grafite: Kahlenberg spielt den Ball perfekt zwischen Westermann und Demel hindurch auf Schäfer, der wunderbar einläuft und noch besser vors Tor flankt. Grafite hält nur noch den Fuß hin.

78., 1:3, Grafite: Jansen lässt sich von Grafite an der Außenlinie einfach wegdrücken. Grafite geht in den Strafraum, Mathijsen greift nicht an und der Brasilianer trifft aus spitzem Winkel ins kurze Eck. Rost sieht nicht gut aus. Zweites Saisontor.

Fazit: Hamburg investierte viel, nutzte aber seine Chancen nicht. Wolfsburg guckte sich das 70 Minuten lang an und schlug dann eiskalt zu. Verdienter Erfolg für clevere Wölfe.

Der Star des Spiels: Grafite. 70 Minuten lang stand der Brasilianer klar im Schatten der personifizierten Torgefahr Dzeko und bekam kaum einen Ball unter Kontrolle. Dann aber schlug der Torschützenkönig von 2009 zweimal eiskalt zu. Beim ersten Mal konnte er nicht viel verkehrt machen, beim zweiten Tor war er aber der alte Grafite. Gegen den HSV hat der 31-Jährige nun schon sechs Bundesliga-Tore erzielt - nur gegen Schalke (7) traf er öfter.

Die Gurke des Spiels: Marcell Jansen. Offensiv war dem Nationalspieler das Bemühen anzusehen, hinten verschuldete er aber zwei Gegentore. Beim 0:1 spielte er Pekarik den Ball genau in den Fuß, beim 1:3 ließ er sich von Grafite den Ball viel zu leicht abluchsen.

Die Pfeife des Spiels: Günter Perl. Am Freitag hatte sein Team noch Freiburgs Siegtreffer in Frankfurt trotz einer Abseitsposition gegeben, diesmal leitete Perls Gespann die Partie tadellos. Allerdings war das Spiel auch wirklich fair, einzig Mathijsen und Grafite lieferten sich ein paar Scharmützel. Perl kam am Ende ohne Gelbe Karte aus.

Analyse: Das Spiel begann sehr kurzweilig - begünstig durch zahlreiche Schnitzer der auf beiden Seiten etwas sorglosen Abwehrreihen. Wolfsburg nutzte Jansens Fehler eiskalt zur Führung, ansonsten spielte im ersten Durchgang aber nur der HSV (66 Prozent Ballbesitz zur Pause). Der emsige Pitroipa trieb das Spiel an, Jarolim verteilte die Bälle geschickt.

BLOGS@SPOX Das Spiel aus HSV-Sicht

Veh überraschte mit Choupo-Moting auf links, der aber zusammen mit Jansen kaum Druck gegen Pekarik/Hasebe erzeugen konnte. Dafür war der Deutsch-Kameruner in der Mitte zum Ausgleich zur Stelle, wo eigentlich van Nistelrooy stehen sollte. Ze Roberto spielte diesmal wieder tiefer als zuletzt im Derby, schaltete sich aber abwechselnd mit Jarolim ins Offensivspiel ein. Petric fiel als Zehner hingegen nur durch Standards auf.

Wolfsburg zog sich weit in die eigene Hälfte zurück, spielte bei Ballgewinn aber sofort in die Spitze, wo Dzeko nicht in den Griff zu kriegen war. Diego war so etwas aufgeschmissen, weil er kaum einen Ball bekam, und brachte es zur Pause nur auf 19 Ballkontakte.

Im zweiten Durchgang erhöhte der Gastgeber mit viel Laufaufwand nochmal die Schlagzahl, Wolfsburg bzw. Dzeko blieb aber durch Konter stets brandgefährlich.

Was die Gäste geschickt machten: Diego und Dzeko stießen oft in den Raum hinter dem sehr offensiven Jansen und knackten den HSV so einige Male über Außen.

Nach gut einer Stunde traute sich dann auch Schäfer mal über die Mittellinie - einer seiner Flanken führte prompt zum 1:2. Kurz darauf machten die cleveren Wolfsburger den Sack zu.

Hamburg - Wolfsburg: Daten zum Spiel