Magath: "Mein bitterster Tag auf Schalke"

Von Stefan Rommel
Dortmunder Jubeltraube nach dem 0:1: Torschütze Kagawa (verdeckt) feiert mit den Kollegen
© Getty
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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Im Vergleich zum CL-Spiel in Lyon ändert Magath nur eine Position: Jones ist raus, Kluge kommt dafür ins Spiel.

Der BVB wie erwartet und ohne den verletzten Kehl. Für ihn rückt Bender neben Sahin ins defensive Mittelfeld.

12.: Nach einer langen Flanke von Bender steigt Subotic hoch und köpft in Richtung langes Eck. Da klatscht der Ball gegen die Querstange! Neuer wäre ohne Chance gewesen.

19., 0:1, Kagawa: Kagawa schlängelt sich durch die Hintermannschaft und wird nicht richtig angegriffen. Bei seinem Abschluss aus 16 Metern hält Höwedes das Bein rein und fälscht ihn unhaltbar für Neuer ab.

23.: Götze schickt Kagawa. Querpass auf Barrios. Dessen Schuss aus acht Metern wehrt Neuer gerade noch so zur Ecke ab.

44.: Nach einer Ecke von Sahin flankt Großkreutz, der Ball klatscht an die Latte. Den Nachschuss von Subotic aus sieben Metern hält Neuer, Subotic' Querpass auf Barrios haut Höwedes gerade noch weg.

58., 0:2, Kagawa: Kuba spielt von rechts eine klasse Flanke auf den langen Pfosten und Kagawa verwandelt sie am Fünfmeterraum volley ins kurze Eck.

62., Gelb-Rot gegen Plestan: Barrios gewinnt im Mittelfeld den Ball und geht aufs Tor zu. Plestan haut den Paraguayer um und fliegt zurecht vom Platz.

65.: Höwedes mit einem Katastrophen-Fehlpass vor dem Sechzehner. Barrios legt von der Torauslinie zurück. Sahin nimmt Maß und knallt den Ball ans linke Lattenkreuz.

74.: Eine Schalker Chancen! Edu köpft den Ball nach einer langen Flanke vom zweiten Pfosten zurück, wo Höwedes über den Ball tritt. Matip verzieht den Nachschuss.

86., 0:3, Lewandowski: Ecke Sahin. In der Mitte steigen drei Gelbe und kein Blauer hoch. Lewandowski ist als erster dran und nickt aus sechs Metern ins linke Eck ein.

89., 1:3, Huntelaar: Nach einer zu kurz abgewehrten Ecke staubt Huntelaar einen Schuss von der Strafraumgrenze aus zehn Metern unhaltbar ab.

Fazit: Wohl selten zuvor hat der BVB ein Derby in Gelsenkirchen so dominiert. Schalke war am Ende mit dem Ergebnis noch sehr gut bedient. Eine richtige Klatsche wäre nach der Leistung eigentlich folgerichtig gewesen.

Der Star des Spiels: Der starke Nuri Sahin war der große Einfädler, Shinji Kagawa der Vollstrecker in Schwarz-Gelb. Immer wieder stahl sich der Japaner hinter die gegnerische Mittelfeldreihe und konnte so mit Tempo voll auf die Schalker Viererkette laufen. Unter stehenden Ovationen wurde Kagawa in der 74. Minute verabschiedet. Aus Schalker Sicht sollte man sich besser nicht das Preis-Leistungsverhältnis Kagawas in Erinnerung rufen...

Die Gurke des Spiels: Hans Sarpei wurde nach allen Regeln der Kunst aufgerieben, zuerst von Götze und in der zweiten Halbzeit von Kuba. Der Rotinier sah gegen beide keine Schnitte, verlor alle wichtigen Zweikämpfe, ließ Kuba vor dem 0:2 in aller Ruhe flanken und war mit der Situation schlicht überfordert. Nach 66 Minuten erlöste ihn Magath endlich.

Die Pfeife des Spiels: Manuel Gräfe hatte auf Grund des Klassenunterschieds zwischen beiden Mannschaften ein relativ ruhiges Derby zu leiten und machte seinen Job bis auf ein paar Kleinigkeiten sehr gut. Allerdings hätte er Edu nach dessen harten Foul an Kuba zwingend Gelb zeigen müssen.

Die Lehren des Spiels: Schalke 04 ist nur noch ein Schatten seiner selbst beziehungsweise der letzten Saison. Innerhalb weniger Wochen hat sich aus einer selbstbewussten Mannschaft ein Häuflein Elend entwickelt, in dem jeder so mit sich selbst beschäftigt ist, dass an ein kollektives Wir-Gefühl überhaupt nicht zu denken ist.

Schalke begann ganz passabel, aber nur eine einzige Szene - der nicht gegebene Treffer von Bender (Abseits) - ließ das fragile Selbstbewusstsein wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Das Problem liegt unübersehbar im mentalen Bereich. Das lähmt zusätzlich die Beine.

Gepaart mit unheimlich vielen Abstimmungsschwierigkeiten innerhalb und zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen ergibt sich ein erschreckendes Bild, das Schalke derzeit abgibt. In einem Derby derart willen- und leidenschaftslos aufzutreten, ist einfach nur schwach.

Trainer Felix Magath dürfte sich quasi um ein Jahr in die Vergangenheit versetzt fühlen: Im Prinzip hat er jetzt mehr Arbeit vor sich, als noch bei seinem Amtsantritt vor 14 Monaten.

Borussia Dortmund dagegen lieferte eine hervorragende Vorstellung ab, hatte im Vergleich zum Gegner einen echten Spielplan im Kopf und brachte den - bis auf eine ungenügende Chancenverwertung - auch durch.

Trotzdem hat Dortmund nach langer Zeit wieder eine Mannschaft, die tollen Fußball spielt und mit der sich die Fans zu einhundert Prozent identifizieren können. In der Form ist der BVB ein Kandidat für die Champions-League-Plätze.

Schalke - Dortmund: Daten zum Spiel