Mönchengladbach geht in die Relegation

Von Stefan Moser / Oliver Wittenburg
Marco Reus (M.) bejubelt das Gladbach 1:0 durch Juan Arangos Freistoß-Kunstwerk
© Getty

Borussia Mönchengladbach geht in die Relegationsspiele. Am 34. Spieltag der Bundesliga reichte der Mannschaft von Lucien Favre ein 1:1 (0:1) beim Hamburger SV, um den 16. Platz zu halten.

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Vor 57.000 Zuschauern in der Arena in Hamburg brachte Juan Arango (41.) Borussia Mönchengladbach mit einem direkten Freistoß in Führung. Den Ausgleich für den HSV erzielte Änis Ben-Hatira (70.)

Weil Frankfurt zeitgleich in Dortmund unterlag, reichte der Punkt für Gladbach, um den Relegationsplatz zu halten. Am 19. und 23. Mai geht es nun in Hin- und Rückspiel um den Klassenerhalt gegen Bochum.

Der HSV, der vor dem Spiel Frank Rost und Ze Roberto offiziell verabschiedete, dagegen beendet die Saison auf einem enttäuschenden achten Platz.

Reaktionen:

Martin Stranzl (Borussia Mönchengladbach): "Ich bin sauer, weil wir in der zweiten Halbzeit nicht gut gespielt haben. Es war viel zu wenig Bewegung drin. Man muss immer dort anknüpfen, wo man aufgehört hat. Das haben wir in der zweiten Hälfte nicht gemacht. Die Relegation haben wir uns hart erarbeitet. Das müssen wir jetzt bestätigen.Und wir müssen uns natürlich auch bei Dortmund bedanken."

Trainer Lucien Favre (Borussia Mönchengladbach): "In der erste Halbzeit haben wir gut gespielt, danach wurde es mir ein bisschen zu kompliziert. Es gab auch zu viele Ballverluste. Allerdings muss man auch sehen, dass die Führung für Frankfurt zwischenzeitlich ein harter Schlag war. Ich bin mit unserer Situation nicht unzufrieden, aber natürlich stehen uns jetzt noch zwei schwere Spiele bevor. In der Relegation sehe ich die Chancen jetzt bei 50:50. Der Druck liegt bei uns. Wenn wir so spielen wie heute in der zweiten Halbzeit, kommen wir nicht durch"

Trainer Michael Oenning (Hamburger SV): "Erst in der zweiten Halbzeit haben wir so gespielt, wie es sich für ein Heimspiel gehört. Nach dem Ausgleichstreffer waren wir wieder da und hatten auch die Chance zum Sieg. Ich habe mich gefreut, dass die Mannschaft diese ganze Sache ernst genommen hat."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Hamburg mit zwei Änderungen: Ben-Hatira kehrt für Son zurück in die Startelf, und Tesche ersetzt den gelbgesperrten Jarolim im defensiven Mittelfeld.

Gladbach beginnt mit derselben Elf, die am vergangenen Spieltag Freiburg mit 2:0 bezwang.

11.: Idrissou im Abseits: Reus bringt den Ball vom rechten Strafraumeck zur Mitte, wo Idrissou ganz allein steht. Der Kameruner steht aber 50 Zentimeter zu weit vorn und Gräfe pfeift.

14.: Hübsches Ding von Elia: Der Niederländer hat 20 Meter vor dem Gladbacher Tor unendlich viel Platz und setzt einen feien Schlenzer an. Der Ball streicht einen knappen Meter am rechten Toreck vorbei. Da hätte ter Stegen wohl alt ausgesehen.

41, 0:1, Arango: Rincon foult Idrissou ohne Not knapp HSV-Tor in zentraler Position vor dem HSV-Tor. Gute Freistoßgelegenheit aus knapp 30 Metern: Arango schnibbelt den Ball mit links in die linke untere Ecke. Rost sieht nicht gut aus.

45.: Konterchance für Gladbach: Hanke zieht aus gut 20 Metern halbrechte Position ab, der Ball wird abgefälscht und kommt gefährlich Richtung kurze Ecke. Rost ist mit den Fingerspitzen dran.

65.: Idrissou flankt von links Richtung Hanke, der unbedrängt zum Kopfball geht, den Ball aber nicht mehr drücken kann. Knapp rechts oben vorbei.

70., 1:1, Ben-Hatira: Der eben eingewechselte van Nistelrooy macht mit einem Heber über ter Stegen fast das Tor, weil Dante gepennt hat. Dann klärt Gladbachs Wuschelkopf doch noch auf der Linie, doch Ben-Hatira entwischt Stranzl und drückt aus einem Meter ein.

75.: Dicke Chance für den HSV. Ecke von links, Kopfball Tesche, Reus klärt auf der Linie.

Fazit: Guter Beginn, aber eine schwache zweite Hälfte der Borussia, die am Ende immer unsicherer wurde. Unterm Strich aber ein gerechtes Remis.

Der Star des Spiels: Marc-Andre ter Stegen. Beeindruckend wie ruhig und souverän der 19-Jährige in einem so entscheidenden Spiel auftrat. Gute Körpersprache, saubere Technik und eine überragende Strafraumbeherrschung. Wieder eine tadellose Leistung in seinem erst sechsten Bundesligaspiel. Der Youngster ist einer der Garanten für die Serie der Gladbacher.

Der Flop des Spiels: Jonathan Pitroipa. Kam nach gut einer halben Stunde für den verletzten Guerrero ins Spiel. Weder als Sturmspitze noch später auf dem rechten Flügel wollte ihm allerdings etwas gelingen. Wenig Ballkontakte, kaum gewonnene Zweikämpfe, dafür einige unglückliche Aktionen vor dem Tor. Keine Empfehlung für die nächste Saison.

Der Schiedsrichter: Manuel Gräfe hatte keine Mühe mit der fairen Partie, lag in allen wesentlichen Entscheidungen richtig und überzeugte mit einer ruhigen und souveränen Körpersprache.

Analyse: Guter Beginn der Gladbacher, die erstaunlich selbstbewusst und unbeschwert aus einer stabilen Ordnung heraus die Initiative übernahmen: 65 Prozent Ballbesitz und die eine oder andere vielversprechende Szene gleich in der Anfangsviertelstunde.

Der HSV stand tief, kam aber vor allem über Elia selbst zum einen oder anderen gefährlichen Konter. In der Defensive machten die Hamburger aber durchaus Angebote, wirkten bisweilen zu lässig und unkonzentriert. Die Borussia agierte aber im letzten Drittel zu unpräzise, um die Fehler konsequent auszunutzen.

Nach knapp 20 Minuten riss der Faden auch bei den Gladbachern ein wenig: Zu viele schnelle Ballverluste im Aufbau, zu wenig Druck über die Außen. Trotzdem dominierten die Gäste weiter die Partie und gewannen die Zweikämpfe im Mittelfeld, ohne sich jedoch echte Torchancen zu erspielen. Das - nichtsdestotrotz verdiente - 1:0 kurz vor der Pause fiel entsprechend auch nach einem Freistoß.

Nach dem Seitenwechsel zog sich die Borussia dann weiter zurück und überließ dem HSV das Mittelfeld. Auch wenn die Hamburger kaum nennenswert vors Tor kamen, agierten die Gladbacher ab der 60. Minute zu passiv - und angesichts der Zwischenstände aus den anderen Stadien plötzlich auch unsicher und ängstlich.

So war der Ausgleich in der 70. Minute fast die logische Folge - und es begann das große Zittern.

Es spielte nur noch der HSV, Gladbach verteidigte mit Mann und Maus, wurde aber immer unsicherer und fahriger. Weil aber auch Hamburg in der Schlussphase nicht mehr konsequent auf Sieg spielte, reichte es am Ende zum Unentschieden - und zur Relegation.

Hamburg - Gladbach: Daten zum Spiel

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