Bayern klopft an die Champions-League-Hintertür

SID
Wie Mario Gomez hier müssen auch die Bayern einen kleinen Umweg in die Königsklasse machen
© Getty

Bayern München beendet eine aus seiner Sicht verunglückte Saison wenigstens als Tabellendritter. Der entthronte Titelverteidiger muss sich nun unter dem neuen Trainer Jupp Heynckes in zwei Quali-Spielen in die Champions League kämpfen.

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Wenigstens Mario Gomez erhielt gleich nach dem Schlusspfiff noch eine Trophäe. Mit der Nachbildung einer Kanone, die der beste Torschütze der Fußball-Bundesliga als Staubfänger ins Regal stellen kann, wurde er für 28 Saisontreffer ausgezeichnet.

"Das ist für Mario eine feine Sache - aber dafür kann sich der Verein nichts kaufen", sagte Präsident Uli Hoeneß nach dem 2:1 (1:1) gegen den VfB Stuttgart ungerührt.

Fernduell gegen Bayer verloren

In der Tat gab es an diesem letzten Spieltag sonst nichts zu feiern für den schon längst entthronten Titelverteidiger. Das Fernduell um Rang zwei und den freien Durchgang zur Champions League gegen Bayer Leverkusen mit dem künftigen Münchner Trainer Jupp Heynckes verlor der FC Bayern. Im Kampf um den Einzug in die Königsklasse muss er nun nachsitzen - dann mit Spielverderber Heynckes.

"Wir haben nichts gewonnen, wir haben nur das Mindestziel erreicht. Das ist kein Grund, groß zu feiern", sagte Übergangstrainer Andries Jonker.

Ihm war es nach der Beurlaubung von Louis van Gaal nur fünf Spieltage vor dem Saisonende wenigstens noch gelungen, den FC Bayern auf Platz drei und damit an die Hintertüre zur Champions League zu führen.

13 von 15 Punkten unter Jonker

Jonker, künftig Trainer der gerade aus der 3. Liga abgestiegenen zweiten Mannschaft, holte immerhin 13 von 15 möglichen Punkten, und deshalb sagte der erleichterte Hoeneß: "Ich bin Andries Jonker sehr, sehr dankbar."

Sportdirektor Christian Nerlinger betonte mit größtmöglicher Nüchternheit: "Wir haben das Worst-Case-Szenario vermieden, es war keine zufriedenstellende Saison."

Mit der gerade abgelaufenen Spielzeit wollten sich die Münchner auch gar nicht mehr lange aufhalten. "Ich freue mich auf die neue Saison, ich freue mich auf Jupp Heynckes", sagte Präsident Hoeneß und stellte klar: "Wir wollen von Beginn an der FC Bayern sein, den man kennt. Wir wollen von Anfang an um die Meisterschaft spielen."

Fernziel: CL-Finale in München

Doch gleich nach dem Bundesliga-Auftakt geht es für den FC Bayern schon wieder um alles oder nichts. Ab dem 1. Juli wird Jupp Heynckes sechs Wochen Zeit haben, um die Münchner auf die zwei Play-off-Spiele am 17./18. und 24./25. August vorzubereiten, die zum Schritt über die Schwelle zur Champions League berechtigen - und auf den Weg zum Fernziel Finale 2012 in München führen.

Der FC Bayern wird für diese Play-off-Runde mit zehn Mannschaften gesetzt sein. Er hat den besten UEFA-Klub-Koeffizienten. Der Gegner jedoch muss nicht unbedingt zur Kategorie Laufkundschaft gehören.

Manchester City wäre derzeit einer der Kandidaten, auch Juventus Turin oder der FC Villarreal. "Das wird sehr gefährlich, kein Selbstläufer", sagte Nerlinger warnend.

"Lieber Zweiter als Torjägerkanone"

Und so versicherte nicht zuletzt der einzige Münchner Gewinner einer Trophäe, er hätte gerne auf selbige verzichtet, wenn dem FC Bayern dafür die "Ehrenrunde" erspart geblieben wäre.

"Ich wäre lieber Zweiter geworden, als die Torjägerkanone zu gewinnen", sagte Gomez - und Kapitän Philipp Lahm fügte trotzig an: "Der FC Bayern gehört in die Champions League."

Bis es so weit sein könnte, will der FC Bayern Manuel Neuer als Garant für Stabilität verpflichtet haben. Derzeitiger Stand: "Die Wahrscheinlichkeit, dass wir einen guten, neuen Torwart kriegen, ist nicht klein", versicherte Präsident Hoeneß. "Wir sind auf einem guten Weg", sekundierte Sportdirektor Nerlinger und ergänzte, er suche außerdem weiter nach Verstärkungen für die Abwehr.

Gespräche mit Miroslav Klose

Verhandelt wird auch mit Miroslav Klose, Nerlinger kündigte "Gespräche in den nächsten Tagen" an. Am Samstag brachte sich der Nationalstürmer nachhaltig in Erinnerung - freilich nicht auf die gewünschte Art.

Einen Querpass von Arjen Robben lenkte er unbedrängt aus zwei Metern über das leere VfB-Tor: Es war eine Kopie des Fehlschusses von Gomez beim EM-Gruppenspiel 2008 gegen Österreich.

Hätte Klose in der 12. Minute getroffen, der FC Bayern hätte sich vielleicht ein wenig leichter getan. So traf erst Shinji Okazaki (24.) für den VfB, und am Ende aber der gute Bastian Schweinsteiger (71.) per Kopf - dazwischen erzielte Gomez nach Vorarbeit des hervorragenden Robben den Ausgleich (37.). Ein Tor für die Statistik. Mehr nicht. Zumindest aus Sicht des FC Bayern.

Bayern - Stuttgart: Daten zum Spiel

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