Randale und Eintracht steht vor viertem Abstieg

SID
Unbelehrbare Chaoten: In Frankfurt spielten sich wieder traurige und erschreckende Szenen ab
© Getty

Eintracht Frankfurt steht als schlechtestes Rückrundenteam in der Bundesliga dicht vor dem Abstieg. Nach dem 0:2 gegen den 1. FC Köln spielten sich in der WM-Arena einmal mehr üble Szenen ab, die Hooligans machten Jagd auf die Eintracht-Profis. Während Frankfurt nun unbedingt am kommenden Samstag bei Borussia Dortmund gewinnen muss, feiert der FC den vorzeitigen Klassenerhalt.

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Als der vierte Abstieg so gut wie besiegelt war, brachen bei Eintracht Frankfurt endgültig die Chaos-Tage aus - es regiert der Mob: "Das ist alles so furchtbar. Wenn man diese schlimmen Bilder sieht, vergeht einem förmlich die Lust auf Fußball. Das Verhalten dieser Fans ist wirklich ganz bitter", sagte Frankfurts Aufsichtsratsboss Wilhelm Bender nach dem "Überfall" der eigenen Fans im Anschluss an das bittere 0:2 (0:1) des hessischen Fußball-Bundesligisten gegen den 1. FC Köln.

Eine Woche nach Abfeuern eines Warnschusses durch einen Polizisten vor dem Frankfurter Stadion und den 19 Festnahmen nach der Derby-Pleite beim FSV Mainz 05 (0:3) drehten Hooligans der Eintracht erneut durch.

Jagdszenen in Frankfurt

Direkt nach dem Schlusspfiff jagten am Samstag Frankfurter Hooligans die völlig verschüchterten Eintracht-Profis über den Platz, zerstörten eine 600.000 Euro teure ARD-TV-Kamera und ließen sich erst von den Schlagstöcken und dem Pfefferspray der Polizei zurückdrängen.

Einige Chaoten wurden verhaftet, die Spieler flüchteten in die Katakomben, ehe sie sich eine halbe Stunde später ihrerseits bei den Fans für ihren peinlichen Auftritt gegen den FC entschuldigten.

"Wir haben versucht, mit dieser Aktion deeskalierend zu wirken", sagte der erfolglose Frankfurter "Heilsbringer" Christoph Daum, ohne den Eindruck zu erwecken, dass die Ansprache bei den gewaltbereiten "Fans" wirklich gefruchtet hätte: "Ich hoffe dennoch, dass wir in den kommenden Tagen normal arbeiten können. Wir treten die Flucht nach vorne an."

Polizeischutz wird nötig

Nach den Vorfällen der vergangenen zwei Wochen ist derzeit kaum vorstellbar, dass das Training in dieser Woche ohne Polizeischutz vonstatten gehen kann.

Ob die Eintracht in dieser Woche noch trainiert oder nicht, scheint nach sechs Spielen ohne Sieg in Folge unter Daum ohnehin egal. Auf den deutschen Meister von 1959 setzt offenbar nicht mal mehr Daum noch einen Pfifferling.

"Ich kann jetzt nicht mehr mit Fakten kommen, sondern muss mich auch mit Durchhalteparolen über Wasser halten. Es wird jeder einsehen, dass hier keiner vor Selbstvertrauen strotzt. Mein Ziel ist zwar immer noch der Klassenerhalt, aber das geht nur mit einem Sieg im letzten Spiel", sagte Daum, der als Nachfolger von Michael Skibbe magere drei Punkte holte und auf den vorletzten Tabellenplatz abstürzte.

Daum-Verpflichtung ein Missverständnis?

Die Verpflichtung von Daum vor sechs Wochen war aus Sicht der Eintracht ein Schuss in den Ofen. Das sieht mittlerweile auch der Frankfurter Vorstandsboss Heribert Bruchhagen nicht mehr anders, auch wenn er sich öffentlich noch zurückhält. Der selbst ernannte Motivationskünstler Daum ist nie bei der Eintracht angekommen und wird die Bankenmetropole vermutlich mit seinem ersten Abstieg als Trainer verlassen.

Unterdessen haben bei der Eintracht die Planungen für die 2. Liga längst begonnen. Der Lizenzspieleretat wird bei 15 bis 17 Millionen Euro liegen, Ziel ist der direkte Wiederaufstieg. Der Schweizer Marcel Koller soll neuer Trainer werden. Dass die Hessen am letzten Spieltag mit einem Sieg bei Borussia Dortmund den Ligaerhalt sogar noch direkt sichern könnten, daran glaubt in Frankfurt nur noch der treueste Fan.

Den worst case vor Augen

"Daum hat ja klar gesagt, dass er kein Trainer für die 2. Liga ist. Wir müssen uns jetzt ganz gewiss mit dem worst case Abstieg befassen und dann schauen, dass wir direkt wieder aufsteigen", sagte Aufsichtratsboss Bender, der noch keine Entscheidung über die Zukunft von Vorstandschef Bruchhagen treffen wollte.

Bruchhagen hat bei der Eintracht nur einen Vertrag für die Bundesliga, will aber auch im Falle des nach 1996, 2001 und 2004 vierten Abstiegs bleiben. Allerdings gibt es im Aufsichtrat Strömungen, Bruchhagen einen Sportdirektor zur Seite zu stellen - doch das will der 62-Jährige partout nicht.

Chihi und Podolski treffen

Während die Hessen nach Spielschluss vor einem Scherbenhaufen standen, feierte ganz Köln den Klassenerhalt. Dank der Tore von Adil Chihi (24.) und Lukas Podolski (90.+3, Foulelfmeter) sicherten sich die Rheinländer am vorletzten Spieltag eine weitere Spielzeit in der Bundesliga. Übergangstrainer Volker Finke wurde nach seinem zweiten Sieg dann auch ganz schnell vom "Königsmörder" zum "Gratulanten".

"Mein Dank gilt vor allem Frank Schaefer, der mit seinem Umschwung den Klassenerhalt in Köln erst möglich gemacht hat", sagte Finke, der möglicherweise bereits in der kommenden Woche den neuen Trainer präsentieren kann: "Wir haben eine entsprechende Fährte gelegt."

Frankfurt - Köln: Daten zum Spiel

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