Wolfsburg reißt Bremen in den Abstiegskampf

Von Haruka Gruber / Daniel Reimann
Diego (r.) blieb bei seiner Rückkehr in Bremen blass, dennoch gewann Wolfsburg
© Imago

Der VfL Wolfsburg hat mit dem 1:0 (1:0) beim SV Werder Bremen einen wichtigen Sieg auf dem Weg zum Klassenerhalt errungen.

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Vor 40.000 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion erzielte Sascha Riether (22.) das Siegtor für den VfL, das Bremens siebtes erfolgloses Heimspiel in Folge besiegelte. Damit endete auch Werders Serie von acht Partien ohne Niederlage.

Umso bitterer für die Hanseaten, dass sie mit einem Erfolg den Klassenerhalt gesichert und ihrem Trainer das perfekte Geburtstagsgeschenk bereitet hätten. Thomas Schaaf wird am Samstag 50.

Sein Gegenüber Felix Magath hingegen hat offenbar rechtzeitig zum Saisonendspurt das richtige Erfolgsrezept für das abstiegsgefährdete Wolfsburg gefunden. Nach einem durchwachsenenen Einstand war es bereits der zweite Sieg hintereinander.

Wolfsburgs Spielmacher Diego, der erstmals wieder bei seinem früheren Verein Bremen antrat, zeigte eine unauffällige Leistung.

Reaktionen:

Thomas Schaaf (Trainer Werder Bremen): "Wir haben zu keiner Sekunde Druck aufgebaut. Die Offensive war zu schwach, da war keine Überzeugung im Spiel."

Torsten Frings (Werder Bremen: "Wir wollten den letzten Schritt machen und uns befreien, aber jetzt sind wir wieder mittendrin im Abstiegskampf."

Felix Magath (Trainer VfL Wolfsburg): "Wir haben hier nicht ganz unverdient gewonnen. Unser Start war gut, dann aber haben wir den Bremern immer mehr das Feld überlassen. In der zweiten Halbzeit waren wir dann besser und zielstrebiger."

Simon Kjaer (VfL Wolfsburg): Unser Trainer impft uns eine Sieger-Mentalität ein. Er zwingt dich zu laufen, wir machen die Räume eng. In den vergangenen Wochen haben wir hart gearbeitet, das zahlt sich jetzt aus. Wir glauben zu 200 Prozent an den Klassenerhalt."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bremen muss auf Wagner verzichten, für ihn beginnt Arnautovic. Wegen all der Ausfälle sitzen nur vier Feldspieler auf der Bank. Wolfsburg unverändert, sprich: Der gegen Köln eingewechselte und mit zwei Toren erfolgreiche Dejagah ist erstmal nur Reservist.

9.: Freistoß für Werder kurz vor dem linken Strafraumeck. Frings bringt die Kugel mit Schnitt und Dampf vors Tor, Benaglio wird von den eigenen Spielern irritiert und lässt prallen. Zu seinem Glück erwischt kein Bremer den Ball.

22., 0:1, Riether: Mandzukic bekommt zu viel Platz über links und flankt mit dem rechten Außenrist in die Mitte. Pasanen klärt vor die Füße von Cicero, der sofort abzieht. Wiese wehrt zu kurz ab, Riether sagt Danke und trifft aus kürzester Distanz.

36.: Friedrich mit gestrecktem Bein Richtung Gegenspieler Pizarro. Und der hat schon Gelb... Der Referee bleibt gnädig und ermahnt ihn ein allerletztes Mal.

55.: Wesley mit überragendem Antritt über rechts, perfekte Flanke auf Arnautovic. Doch Riether fälscht noch leicht ab, deswegen hat Arnautovic Probleme. Der legt auf Marin ab, dessen Schuss fischt Benaglio aus dem linken Eck.

57.: Mandzukic legt vor dem Strafraum von halblinks quer, Diego lässt durch, Grafite nimmt Maß. Aus 17 Metern schlenzt er die Kugel mit links haarscharf am linken Pfosten vorbei!

68.: Wieder patzt Benaglio: Ein Frings-Freistoß von links segelt vors Tor, Mertesacker fälscht die Kugel noch leicht mit dem Kopf ab. Benaglio taucht unten durch, aber Hasebe klärt auf der Linie.

Fazit: Wolfsburg zeigte kein Feuerwerk, war aber cleverer und abgeklärter als Bremen und gewann verdient.

Der Star des Spiels: Mario Mandzukic. Der Gewinner des Trainerwechsels: McClaren ignorierte standhaft, dass es dem Kroaten in einem Zweier-Sturm wesentlich besser gefällt als auf dem Flügel. Magath bietet ihn neben Grafite auf, gibt ihm alle Freiheiten zur Rochade - und wird dafür belohnt. Mandzukic blieb nach fünf Treffern aus vier Spielen zwar ohne eigenen Torerfolg, riss jedoch viele Räume auf, arbeitete gut nach hinten mit und war die wichtigste Pendelstation beim Kontern.

Der Flop des Spiels: Marko Arnautovic. Konkurrent Wagner ist weniger begabt, dafür geht er aber mit Einsatz und Physis voran und hat deswegen einen Stammplatz. Weil dieser jedoch angeschlagen fehlte, bekam Arnautovic eine weitere Chance und vergab sie erneut. Seine Laufleistung war ordentlich, ansonsten aber kam rein gar nichts. Die Zweikampfbilanz: 6,2 Prozent. Sein Sturmpartner Pizarro machte vor, wie man trotz nahezu gleich vieler Ballkontakte einen Einfluss haben kann, indem man sich gut bewegt sowie den Ball behauptet und andere einsetzt.

Der Schiedsrichter: Manuel Gräfe. Seltsames Auftreten mit teils unerklärlichen Fehlentscheidungen. Pfiff anfangs eher kleinlich, nur um nach einer Viertelstunde seine Linie komplett zu ändern und zu viel laufen zu lassen. Zum Beispiel hätte er Wolfsburgs Friedrich mit Gelb-Rot vom Platz stellen müssen (36.), ein Gelb-würdiges Foul von Frings gegen Diego pfiff Gräfe nicht einmal ab (44.). Folgenschwer war das Übersehen eines eindeutigen Polak-Schubsers gegen Pizarro (38.), der mit einem Elfmeter für Werder hätte geahndet werden müssen. Dass Gräfe bei teils schwierigen Abseitsentscheidungen häufig richtig lag und in der zweiten Hälfte sicherer auftrat, sei dennoch lobend angemerkt.

Analyse: Bremens Leistung glich einer Wellenbewegung: Anfangs unsortiert, dann mit manierlicher Spielanlage, nur um nach dem 0:1 in die Unsicherheit der ersten Minuten zurückzufallen.

Ende der ersten Hälfte fing sich Werder und setzte sich in der Wolfsburger Hälfte fest - wobei die Gastgeber aber nur selten in den gegnerischen Strafraum dringen konnten, weil der VfL hinten gut organisiert stand und vor allem nur dann wackelte, wenn der schwache Benaglio eine Flanke zu fangen hatte.

Interessant, wie unterschiedlich die Spielauffassung der Teams war, obwohl beide in einem 4-4-2 in der Raute aufliefen. Wolfsburg verdichtete den eigenen Gefahrenbereich ab 30 Meter vor dem eigenen Tor mit teils sieben Spielern. Gelegentlich war sogar der umtriebige Mandzukic hinten zu finden, so dass nur Diego und Grafite an der Mittellinie lauerten.

Bremen stand hinten höher und ging wesentlich höheres Risiko, worunter besonders Silvestre und Fritz litten. Wolfsburg schwärmte bei Ballgewinn bevorzugt über die Flügel aus und attackierte die Außenverteidiger, die zwar selbst schlecht aufgelegt waren, aber auch kaum Hilfe erhielten.

Am Ende gewann Wolfsburg dank einer nicht raffinierten, dafür aber wirkungsvollen Kontertaktik. Rückkehrer Diego spielte bei seinem alten Verein bemüht, doch ihm fehlten wie dem gesamten Spiel die Glanzlichter.

Bremen - Wolfsburg: Daten zum Spiel

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