Magier Magath hat seinen Zauber verloren

SID
Optimismus sieht anders aus: Die Rückkehr von Felix Magath (r.) trägt bisher keine Früchte
© Getty

Beim VfL Wolfsburg gehen die Fans nach dem erneuten Rückschlag im Abstiegskampf auf die Barrikaden. Felix Magath knöpft sich die Versager vor, doch auch der mächtige Trainer-Manager muss sich hinterfragen.

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Beim Gang in die Kurve bekamen die Versager den angestauten Frust der Fans über eine total verkorkste Saison zu spüren. "Wir sind Wolfsburger und ihr nicht!" und "Absteiger, Absteiger!", skandierten die Anhänger des VfL Wolfsburg nach dem schmeichelhaften 2:2 (1:0) im Kellerduell gegen den FC St. Pauli.

Danach traf die Spieler auch noch der Zorn von Trainer-Manager Felix Magath, der aber selbst etwas ratlos wirkte. Es scheint, als habe Magier Magath seinen Zauber verloren.

Zu viele Egoisten

"Mir haben der Mannschaftsgeist und der absolute Wille gefehlt", polterte Magath und prangerte den Egoismus in seiner Millionentruppe an: "Wir haben zu viele Spieler, die selbst gute Leistungen abliefern wollen, ohne auf die Mitspieler zu achten. Die meisten sind mit sich selbst beschäftigt."

Namen nannte der 57-Jährige nicht, doch die Auswechslung des Brasilianers Diego in der 72. Minute beim Stand von 1:1 war ein deutliches Indiz dafür, dass Magath vor allem beim sensiblen Spielmacher die im Abstiegskampf notwendigen Tugenden vermisst.

Doch nicht nur die Spieler müssen sich hinterfragen. Die Maßnahmen, die der ehemalige Schalke-Trainer Magath bislang in seiner zweiten Amtszeit bei den Wölfen einleitete, verpufften nahezu wirkungslos. Keines der vier Spiele unter seiner Regie haben die Wölfe gewonnen.

Einzelgespräche im Kloster

Vor dem richtungsweisenden Duell mit St. Pauli versammelte der Meistertrainer von 2009 seine Spieler für ein Kurz-Trainingslager auf einem ehemaligen Kloster-Gelände und führte viele Einzelgespräche, was auch Kapitän Marcel Schäfer "ungewöhnlich" fand.

Das Ergebnis: Auf dem Platz stand trotzdem keine Einheit, die sich - wie die Paulianer - geschlossen gegen den Untergang wehrte. Nur ein Sieg aus den vergangenen elf Spielen, das ist die Bilanz eines Absteigers.

"Für den Trainer ist es nicht einfach", sagte Nationalspieler Sascha Riether, der sowohl für Magaths Kritik als auch für den Unmut der Fans Verständnis zeigte - mit einer Einschränkung: "Ich bin zwar Freiburger, aber ich kämpfe mit ganzem Herzen für den VfL. So wie die anderen im Team auch."

Abstiegskampf nicht angenommen

Auf dem Platz sah das aber etwas anders aus. Dort zeigten vor allem die weiter punktgleichen Gäste aus Hamburg, wie man im Existenzkampf der Bundesliga überleben kann.

Für den Sieg reichten die Treffer des eingewechselten Deniz Naki (61.) und von Matthias Lehmann (77.) aber nicht, weil dem Kiezklub erneut ein kapitaler Fehler in der Schlussphase unterlief, den Jan Polak zum späten Ausgleich (89.) nutzte. Mario Mandzukic (39.) hatte die Hausherren vor 30.000 Zuschauern zunächst in Führung gebracht.

Gegen Werder nachlegen - mit Fans

Trainer Holger Stanislawski war dennoch stolz auf sein Team, das sich den Wirbel um seinen Abschied zum Saisonende nicht anmerken ließ.

"Entweder wollten sie sich bei mir bedanken, oder sie sind froh, dass ich gehe", sagte Stanislawski, dessen bevorstehender Wechsel zum Ligakonkurrenten 1899 Hoffenheim nur noch an "ein, zwei Detailfragen" hängt.

"Wir wissen jetzt, dass Stani geht, das ändert aber an unserem Ziel Klassenerhalt nichts", sagte Stürmer Gerald Asamoah, der sich über den ersten Punktgewinn nach sieben Niederlagen in Folge nicht so recht freuen wollte: "Es ist nicht das erste Mal, dass wir in der Schlussphase so ein Ding vergeigen. Zum Glück gibt es jetzt gegen Werder kein Geisterspiel, denn wir brauchen unsere Fans."

Nach einem erfolgreichen Einspruch des Klubs darf die Partie gegen Bremen am kommenden Samstag doch vor Publikum im heimischen Millerntor-Stadion ausgetragen werden.

Wolfsburg - St. Pauli: Daten zum Spiel

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