St. Pauli verpasst Big Points

Von Florian Bogner / Christian Bernhard
Der VfL Wolfsburg und der FC St. Pauli sind auch nach dem direkten Duell punktgleich (je 29)
© Getty

Der VfL Wolfsburg hat am 30. Spieltag der Bundesliga eine Heimniederlage gegen den direkten Abstiegskonkurrenten FC St. Pauli gerade so abwenden können. Durch ein Treffer von Jan Polak in der 89. Minute kam der VfL zu einem 2:2 (1:0).

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Vor 30.000 Zuschauern brachte Mario Mandzukic die Hausherren in Führung (39.). Deniz Naki (61.) und Matthias Lehmann (77.) drehten die Partie zu Gunsten der Gäste, ehe Polak kurz vor Schluss für die Punkteteilung sorgte (89.).

Für St. Pauli endete so zumindest die Serie von sieben Niederlagen in Folge. Wolfsburg bleibt unter Felix Magath weiter sieglos (drei Remis, eine Niederlage).

Reaktionen:

Felix Magath (VfL Wolfsburg): "Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden, mit dem Spiel aber selbstverständlich nicht. Wir haben wieder mal nicht das gezeigt, was man im Abstiegskampf braucht, obwohl ich extra Spieler aufgestellt habe, die eigentlich sehr lauffreudig sind. Mir haben Mannschaftsgeist und der Wille, dieses Spiel zu gewinnen, gefehlt. Wir haben zu viele Spieler, die selbst gute Leistungen abliefern wollen, ohne auf die Mitspieler zu achten. Die meisten sind mit sich selbst beschäftigt."

Holger Stanislawski (FC St. Pauli): "Es gibt zwei Möglichkeiten, warum meine Mannschaft so gut gespielt hat, entweder sie wollten sich bei mir bedanken oder sie sind froh, dass ich gehe. Wir haben die notwendige Klasse und die Qualität, die Liga zu halten. Das war eine sehr gut Leistung, die wollen wir auch in den letzten vier Spielen zeigen."

Gerald Asamoah (FC St. Pauli): "Es ist nicht das erste Mal, dass wir in der Schlussphase so ein Ding vergeigen. Zum Glück gibt es jetzt gegen Werder kein Geisterspiel, denn wir brauchen unsere Fans."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Wolfsburg wieder mit Friedrich in der Innenverteidigung, dazu stellt Magath mit Mandzukic wieder eine zweite Spitze auf. Auch Dejagah bekommt eine Chance von Beginn an. Madlung und Koo dafür nur auf der Bank, Cicero fehlt gelbgesperrt.

St. Pauli wieder mit Kessler im Tor, Kruse spielt für Naki.

27.: Außenristflanke Mandzukic von links. Gunesch verschätzt sich, doch Grafite vermasselt die Ballannahme frei vor dem Tor. Lehmann klärt.

33.: Kruse zieht links im Strafraum ab. Benaglio klatscht den Ball Takyi vor die Füße, der leicht bedrängt aus kurzer Distanz das leere Tor verfehlt. Im Gegenzug trifft Diego aus 28 Metern den Pfosten.

35.: Takyi macht Friedrich nass und legt überlegt auf Asamoah ab. Der haut frei vor dem Tor über den Ball.

39., 1:0, Mandzukic: Benaglio schlägt den Ball nach vorne. Boll verlängert nach hinten, Diego hat im Kopfballduell mit Eger den Ellenbogen am Ball. Das gerät zur optimalen Vorlage für Mandzukic, der den Ball volley ins Tor zimmert. 3. Tor.

61., 1:1, Naki: Asamoah legt den Ball mit der Hacke auf Takyi, der mustergültig auf den eingewechselten Naki quer legt. Überlegter Abschluss durch die Beine von Benaglio - 1:1! Erstes Bundesligator.

77., 1:2, Lehmann: Daube steckt den Ball perfekt links auf Lehmann durch. Asamoah steht passiv im Abseits, bleibt aber weg. Lehmann geht von links auf Benaglio zu und verwandelt eiskalt. 4. Saisontor.

89., 2:2, Polak: Ecke von Koo von links. Am Fünfmeterraum kommt Polak angerauscht und köpft relativ unbedrängt aus zentraler Position ein.

Fazit: St. Pauli schnupperte am Auswärtssieg. Wolfsburg brach in der zweiten Halbzeit erneut ein, zog den Kopf aber gerade noch so aus der Schlinge.

Der Star des Spiels: Holger Stanislawski. Drei Tage nach seiner emotionalen Rücktritts-PK zeigte sein Team eindrucksvoll, dass es nach wie vor stimmt zwischen Mannschaft und Trainer. Stanislawski trug seinen Teil zum Punktgewinn bei - der von ihm eingewechselte Naki besorgte den Ausgleich, der eingewechselte Daube legte das 2:1 brillant vor.

Der Flop des Spiels: Grafite. Der Wolfsburger Stürmer konnte sich nie gegen die Verlegenheitsabwehr der Gäste durchsetzen. Kein Torschuss in 90 Minuten - mangelhaft.

Der Schiedsrichter: Felix Brych. Hatte die Partie jederzeit im Griff und machte einen souveränen Eindruck. Beim 1:0 hätte er allerdings auf Abseits entscheiden müssen, da Diego den Ball verlängerte und Mandzukic damit "drin" stand. Auch Kjaer stand bei seiner Chance im Abseits (55.).

Analyse: Schmutziger Abstiegskampf bestimmte die erste halbe Stunde. Wolfsburg überbrückte das Mittelfeld von Beginn an mit langen Bällen, die Grafite und Mandzukic verlängern oder auf Diego ablegen sollten. St. Pauli probierte hingegen, die Hausherren mit einer etwas reiferen Spielanlage über außen oder den quirligen Asamoah zu knacken.

Das klappte zunächst auch ganz gut, St. Pauli spielte mit, gab mehr Torschüsse ab und hatte sogar die besseren Chancen. Mitten in die beste Phase der Gäste fiel dann aber der Wolfsburger Führungstreffer - natürlich nach einem langen Ball.

Mit der Führung im Nacken hatte Wolfsburg den Gegner im Griff, der Ausgleich fiel ebenso aus dem Nichts wie zuvor das 1:0. Danach trat erneut das ein, was Magath eigentlich nicht mehr sehen wollte: Wolfsburgs Aktionen wurden von der puren Angst begleitet, die Schritte wurden immer kürzer. St. Pauli konnte sich den paralysierten Gegner zurecht legen und zum 2:1 kontern.

Als alles nach einem Sieg der Gäste aussah, nutzte Polak einen Abstimmungsfehler in der Abwehr zum Ausgleich. Wolfsburg bleibt damit punktgleich mit St. Pauli auf dem Relegationsplatz, das Remis hilft im Endeffekt niemanden.

Wolfsburg - St. Pauli: Daten zum Spiel

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