Van Gaal: "Am Ende werden die Preise verteilt"

SID
Louis van Gaal, der den FCB seit 2009 trainiert, hatte sich den Saisonstart anders erhofft
© Getty

Der FC Bayern München startet holprig in die neue Saison: Mit dem 0:0 gegen Werder Bremen am 3. Spieltag der Bundesliga ist niemand zufrieden: Louis van Gaal schimpft und Karl-Heinz Rummenigge übt scharfe Kritik an der FIFA.

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Karl-Heinz Rummenigge war richtig sauer. Nur 0:0 gegen Werder Bremen, dazu ein mageres Remis am Verhandlungstisch im Fall Robben - zum 65. Kaiser-Geburtstag hatte sich Bayern München deutlich mehr erhofft.

Schuld an der vermasselten Party, das stand für Rummenigge fest, trug nicht etwa der unkonzentrierte Bayern-Sturm, sondern der Welt-Fußballverband.

"Es ist kein Wunder, dass wir noch nicht den Rhythmus haben, den wir uns wünschen. Von den 14 Spielern, die Louis van Gaal eingesetzt hat, sind zwölf wieder 14 Tage bei der Nationalmannschaft gewesen. Das werden wir in Zukunft nicht mehr akzeptieren. Das ist eine Frechheit der FIFA. Ich appelliere an die FIFA, dass sie den Trainern mehr Respekt und Solidarität entgegenbringt", sagte Rummenigge nach der unterhaltsamen Nullnummer gegen gute Bremer.

Philipp Lahm: "Sind noch nicht bei 100 Prozent"

Die FIFA, ihre aufgeblähte WM-Endrunde und ihre unnötigen Länderspiele haben die Bayern-Profis aus Rummenigges Sicht müde gemacht. In den Beinen, vor allem aber im Kopf.

"Dass wir noch nicht bei 100 Prozent sind, sieht man bei jedem Spiel. Nicht nur physisch, auch psychisch", klagte Vize-Kapitän Philipp Lahm. Für den heißen Herbst mit sieben Spielen binnen 23 Tagen nicht unbedingt die beste Voraussetzung.

Am Mittwoch kommt die AS Rom zum Champions-League-Auftakt nach München. "Es ist wichtig, dass wir da einen guten Start hinlegen. Dafür müssen wir aber die Chancenverwertung deutlich verbessern", sagte Rummenigge.

Mario Gomez vergibt größte Chance

Trotz geistiger und körperlicher Müdigkeit hatten die Bayern nämlich recht ordentlich gespielt - nur vor dem Tor fehlte die Frische. Bei Miroslav Klose, der nach uninspirierter Vorstellung zur Pause raus musste und schimpfte, dass "hängende Spitze nicht meine Lieblingsposition ist". Bei Ivica Olic und Thomas Müller, die sich mühten, zusammen aber nur dreimal aufs Tor schossen. Und bei Mario Gomez, der die größte Chance kläglich vergab.

Trainer Louis van Gaal war ob des Chancenwuchers "erbost" (Rummenigge). "In der zweiten Hälfte haben wir drei 100 Prozent-Karat-Chancen kreiert", sagte er in dem ihm eigenen Deutsch, "da muss man ein Tor schießen. Schade, dass ich das wieder sagen muss wie im letzten Jahr. Da hab ich das drei Monate getan. Und jetzt muss ich das wieder sagen."

Auch van Gaal monierte die mangelnde Fitness der Profis, von einem Fehlstart nach nur vier Punkten aus drei Spielen wollte er aber nicht sprechen. Und überhaupt, auch das hatte er im schwierigen Sommer 2009 immer und immer wieder betont: "Am Ende werden die Preise verteilt."

Gegen AS Roma "vielleicht anderen Spielern eine Chance geben"

Zwei dieser "Preise" hat er dann ja doch noch nach München geholt, nur der Triumph in der Königsklasse blieb van Gaal verwehrt. Am Mittwoch beginnt der FC Bayern einen weiteren Anlauf, "und natürlich werden wir gegen die Roma treffen, wenn wir wieder so viele Chancen haben", meinte van Gaal.

Gegen die Italiener, die 1:5 bei Cagliari Calcio untergingen, will der Trainer "vielleicht anderen Spielern eine Chance geben". Robben hat er damit nicht gemeint, der Fußballer des Jahres fällt wohl noch bis Ende 2010 aus - sehr zum Verdruss der Münchner.

Die wollen weiterhin eine finanzielle Entschädigung vom Niederländischen Fußballverband KNVB, der Robben nach Meinung der Bayern bei der WM nie hätte einsetzen dürfen. Rummenigge forderte jetzt angeblich 11.000 Euro Kompensation pro Ausfalltag, ein erstes Treffen mit den KNVB-Verantwortlichen am Samstag in München endete wohl auch deshalb ergebnislos.

"Ich hoffe, dass wir trotzdem zu einer fairen Lösung kommen", sagte der Bayern-Vorstandschef. Die Niederländer werden nun nach internen Beratungen einen weiteren Gesprächstermin vorschlagen.

Thomas Schaaf: "Wir waren stark"

Weniger Redebedarf bestand bei den Bremern, die mit der gleichen Ausbeute an Punkten viel zufriedener sind als die Bayern.

"Wir waren stark", sagte Trainer Thomas Schaaf zufrieden. Mit dem Kopfball von Sebastian Prödl, der vom linken Innenpfosten an den Fuß von Bayern-Torwart Jörg Butt und von dort an die Latte prallte, war Werder sogar näher dran an einem Tor.

Der gute Auftritt war nach Ausfällen von Naldo, Per Mertesacker und Claudio Pizarro "das richtige Zeichen" (Schaaf) für das Champions-League-Spiel am Dienstag gegen Tottenham Hotspur.

Auch mit den Debütanten Wesley und Mikael Silvestre durfte Schaaf zufrieden sein. "Sie haben sich sehr gut eingefügt. Man hat nicht gemerkt, dass sie neu sind", lobte er die Last-Minute-Zugänge.

Bayern - Bremen: Daten zum Spiel