Bailly-Patzer bringt Lautern den Sieg

Von Jochen Tittmar / Martin Rösch
Und hoch das Bein. Der Gladbacher Dante mit besten Haltungsnoten im eigenen 16er
© Getty

Der 1. FC Kaiserslautern hat zum Auftakt des 27. Spieltags der Bundesliga mit 1:0 (0:0) bei Schlusslicht Borussia Mönchengladbach gewonnen und damit drei wichtige Punkte im Kampf gegen den Abstieg eingefahren. Für Gladbach wird die Lage nach der Niederlage immer bedrohlicher.

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Vor 46.000 Zuschauern im Borussia-Park erzielte Gladbach-Keeper Logan Bailly mit einem Eigentor (61.) das Tor des Tages für den FCK.

Durch den Dreier rangiert der FCK mit nun 31 Punkten vorerst auf dem 12. Tabellenplatz und vergrößerte den Abstand zur Gladbacher Borussia auf acht Punkte. Die Borussia bleibt mit 23 Zähler weiter Letzter.

Reaktionen:

Lucien Favre (Trainer Mönchengladbach): "Das ist eine sehr, sehr große Enttäuschung. Wir haben gut angefangen, dann aber zu viele Ballverluste gehabt. Wir haben Angst gehabt, das Spiel zu machen. Kaiserslautern war sehr gut organisiert. Wir müssen weitermachen, wir haben noch sieben Spiele zu spielen und es sind noch 21 Punkte zu vergeben. Das Gegentor war ein großer Fehler, aber ich will das nicht kommentieren. In Bremen hat Bailly ein gutes Spiel gemacht."

Martin Stranzl (Abwehrspieler Mönchengladbach): "Wir haben gewusst, dass Kaiserslautern bei Standardsituationen gefährlich ist. Wenn man so ein Tor bekommt, ist es natürlich schwer zurückzukommen. Aber wir verlieren und gewinnen als Mannschaft zusammen. Von daher gibt es überhaupt keine Vorwürfe in Richtung Bailly. Wir müssen dran bleiben und den Kopf oben behalten, auch wenn es jetzt noch wesentlich schwieriger wird."

Marco Kurz (Trainer Kaiserslautern): "Das war ein direktes Duell gegen einen Tabellennachbarn. Wenn man da einen Dreier einfährt und den Abstand vergrößert, dann ist das ein Big Point auf einem noch langen Weg. Man hat am Anfang gemerkt, dass wir zu verhalten waren. Aber durch die Leistungssteigerung haben wir auch verdient gewonnen."

Christian Tiffert (Mittelfeldspieler Kaiserslautern): "Es war alles andere als ein Leckerbissen. Das muss man ehrlich sagen. Aufgrund der zweiten Halbzeit, in der wir klar besser waren, geht der Sieg in Ordnung. Nachdem Bailly schon beim ersten Ball unsicher war, wollte ich die Ecke schon auch wieder Richtung Torwart spielen. Trotzdem muss er so einen natürlich normalerweise runter pflücken. Das ist jetzt nicht gegen ihn, aber er hat nicht den sichersten Eindruck gemacht. Das muss man dann ausnutzen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Gladbach-Coach Lucien Favre ändert seine Anfangsformation auf einer Position: Nordtveit darf für Marx auf der Sechs ran. Auch beim FCK nur eine Änderung: Kirch ersetzt Hoffer. Für Keeper Sippel (Grippe) und Torjäger Lakic (Fußprellung) kommt ein Einsatz von Beginn an noch zu früh.

16.: Trapp klärt eine Arango-Ecke von rechts genau vor die Füße von Stranzl. Der nimmt das Leder mit links per Drop-Kick. Rodnei rettet kurz vor der Linie mit dem Kopf.

41.: Hlousek schlenzt einen Freistoß von rechts in den Strafraum. Nemec ist vor Stranzl am Ball und köpft per Aufsetzer knapp rechts daneben.

43.: Tiffert per Freistoß von halblinks. Bailly klebt auf der Linie, Rodnei berührt die Kugel mit den Haarspitzen. Abel rutscht am langen Pfosten am Ball vorbei.

58.: Konter der Gäste über Nemec, der Moravek links frei spielt. Der legt in die Mitte zu Ilicevic, der wiederum an der Strafraumgrenze rechts zu Tiffert weiterleitet. Tiffert schießt nur knapp links daneben.

60.: Ilicevic spielt Daems rechts im Strafraum schwindelig und hält aus 14 Metern drauf. Bailly taucht ab und klärt genau zu Nemec, der aus sieben Metern drüber schießt.

61., 0:1, Bailly (ET): Tiffert zieht eine Ecke von links mit Zug aufs Tor. Bailly will mit einer Faust klären und legt sich das Ei selber ins Tor.

79.: Ilicevic mit einem tollen Steilpass vom rechten Flügel in den Lauf von Lakic. Bailly wirft sich am Elfmeterpunkt mutig in den Schuss.

Fazit: Verdienter Sieg des FCK gegen kopflose Gladbacher, die nach dem Gegentor blind anrannten.

Der Star des Spiels: Rodnei. Bärenstark in der Luft, mit gutem Stellungsspiel und starker Antizipation gegen den beweglichen Idrissou. Gewann 87 Prozent seiner Zweikämpfe. Nur so geht's im Abstiegskampf.

Der Flop des Spiels: Logan Bailly. Unfassbarer und amateurhafter Patzer beim 0:1. Fast mit Ansage, da der Belgier wenige Momente zuvor einen Eckball ähnlich fahrlässig klärte und Glück hatte, dass die Kugel da nur knapp neben den Kasten ging. Dieser Fehler erschütterte den VfL im Mark.

Der Schiedsrichter: Knut Kircher fuhr eine großzügige Linie und lag damit meist richtig. Kleiner Fehler jedoch bei Daems Einsteigen gegen Ilicevic zu Beginn des Spiels, als der Gladbacher hätte Gelb sehen müssen. Ansonsten ein souveräner Auftritt.

Analyse: Sehr schwache und zerfahrene Partie im ersten Durchgang. Lautern agierte abwartend und schlug viele lange Bälle. Über die Außen ging nur wenig, es fehlte das Tempo in den Offensivbemühungen. Spielgestalter Moravek war vom Spiel beinahe abgeschnitten.

Gladbach zu Beginn kaum besser, aber immerhin mit Zügen eines Kombinationsspiels. Die Hausherren blieben dabei jedoch zu ungenau und spielten bisweilen auch zu überhastet.

Nach einer Viertelstunde wurde der VfL beflügelt durch die Stranzl-Chance aktiver, war mehr in Bewegung und schaltete zielstrebiger um. Reus gesellte sich bei Gladbacher Ballbesitz oftmals auf eine Höhe mit Idrissou und sorgte so für etwas mehr Durchlässigkeit nach vorne. Allerdings symptomatisch für das niveauarme Spiel: Zwei Standardsituationen kurz vor der Pause hätten dem FCK beinahe die Führung gebracht.

Im zweiten Durchgang änderte sich das Bild eklatant: Die Borussia plötzlich viel zu zögerlich und gegen die nun früher pressenden Gäste im Zentrum ohne jeden Zugriff. Nach dem Slapstick-Gegentor kam beim FCK das Selbstvertrauen und bei Gladbach die Angst zurück.

Lautern kombinierte nun flüssiger und ließ den Gegner dank einer klugen Umschaltbewegung viel laufen. Gladbach stand dabei zu weit vom Gegner entfernt und sich im Angriffsspiel zumeist selbst auf den Füßen, da sich zu viele Spieler im Zentrum tummelten.

Unter dem Strich ein nicht unverdienter Sieg des FCK, der das fragile Nervenkostüm der Hausherren vor allem im zweiten Abschnitt geschickt ausnutzte und sich im Abstiegskampf Luft verschafft.

Gladbach - Kaiserslautern: Daten zum Spiel

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