Diego macht den Unterschied

SID
Diego (r.) sicherte den Sieg mit einem Doppelpack
© Getty

Diego hat Wolfsburg wach geküsst und ist in der Mannschaft nach dem Weggang von Edin Dzeko endgültig in die Chefrolle gerückt. Mit dem kämpfenden Spielmacher dürften die "Wölfe" dem Abstiegskampf rechtzeitig entkommen.

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Ein verschossener Elfmeter, zwei Tore und drei Punkte: Diego war beim 2:1 (2:0)-Sieg seines VfL Wolfsburg im Kellerduell gegen Borussia Mönchengladbach der alles entscheidende Mann.

Der Brasilianer bescherte den Niedersachsen im Kampf gegen den Abstieg den ersten Heimsieg seit Ende Oktober und seinem Trainer Pierre Littbarski das dringend benötigte Erfolgserlebnis.

"Das war verrückt"

"Das war verrückt", sagte Diego nach seinem Galauftritt gegen eine lange enttäuschend spielende Gladbacher Mannschaft. "Es hat mir geholfen, dass meine Mannschaft nach dem verschossenen Elfmeter zu mir gehalten hat", meinte der Südamerikaner.

Nachdem er in der 29. Minute vom Punkt aus - wie schon vor drei Wochen gegen Hannover - patzte, ging er mit sich selbst hart ins Gericht: "So etwas darf nicht passieren. Das war der vierte Strafstoß in Folge, den wir verschossen haben."

Littbarski sah seinem Matchwinner den Fauxpas nach. Anders als vor drei Wochen, als Diego ohne Absprache zum Strafstoß antrat und anschließend für ein Spiel suspendiert wurde, blieb "Litti" diesmsl cool. "Diego stand auf der Liste. Er wird auch weiterhin Elfer für uns schießen." Der Coach verdankte seinem Spielmacher nach zwei Niederlagen sein erstes Erfolgserlebnis: "Diego hat heute gezeigt, dass er ein großer Spieler ist."

In der Tat wirkte der kleine Brasilianer nach dem Fehlschuss noch einen Tick ehrgeiziger und behielt sieben Minuten später bei einem Flachschuss zum 1:0 die Übersicht. "Da kamen mir die Tränen", verriet Diego. "Die Mannschaft hat mir Mut gemacht. Das war unsere Stärke." Und kurz vor der Pause machte der feine Techniker mit einem Freistoßschlenzer über die Mauer die Vorentscheidung perfekt.

Abwärtstrend gestoppt

Durch den Sieg stoppten die Wolfsburger nach vier Niederlagen in Folge den Abwärtstrend und können sich darauf verlassen, dass sie für den Rest der Saison einen Klassespieler haben, der in brenzligen Situationen das Team führt. Für Littbarski wäre es nach einer erneuten Niederlage eng geworden. Zumindest hätte der Ruf nach "Retter" Hans Meyer an Lautstärke deutlich zugenommen.

"Littbarski ist ein wichter Faktor für unser Team", lobte Diego. Der Interimstrainer fühlte sich jedoch nicht geschmeichelt. "Es geht doch hier nicht um mich", wiederholte der frühere Bundesliga-Star gebetsmühlenartig. Seine wichtigste Maßnahme ist der dauerhafte Appell an das Wir-Gefühl. Nach dem Spiel ging er mit den Spielern zu den Fans, unter seinem grauen Wintermantel trug er als Zeichen der Soldidarität das Trikot des verletzten Josue, der wiederum das Spiel mit den Fans in der Kurve verfolgte.

Wolfsburg lebt, und auch Manager Dieter Hoeneß atmete tief durch. Zwar ärgerte sich der 58-Jährige über ein wegen Foulspiels nicht gegebenes Kopfballtor von Simon Kjaer ("Das ist doch Jugendfußball"), dennoch war Hoeneß unterm Strich zufrieden. Seinem Kollegen aus früheren Zeiten bei der Nationalmannschaft konnte er problemlos das Vertrauen aussprechen. "Er sitzt beim nächsten Spiel wieder auf der Bank. Wir machen das bis Saisonende. Das weiß der Pierre."

Nervenkostüm hat gelitten

Hoeneß' früherer Trainer aus gemeinsamen Tagen bei Hertha BSC Berlin, Lucien Favre, wirkte nach seinem ersten Auswärtsspiel mit Borussia Mönchnengladbach gehetzt. Das dünne Nervenkostüm des Schweizers hatte enorm gelitten, auch wenn Filip Daems sein Team in der 73. Minute durch einen verwandelten Foulelfmeter noch einmal ins Spiel brachte. "Wolfsburg hat den Sieg verdient. Der zweite Gegentreffer kurz vor der Halbzeit hat uns das Genick gebrochen", sagte der 53-Jährige.

Eine Woche nach dem erstaunlichen 2:1 gegen Schalke gab das Schlusslicht ein erschreckend schwaches Bild ab und verfiel in alte Muster. Dennoch gab sich Favre kämpferisch: "Ich bin überzeugt, dass der Abstieg zu vermeiden ist", sagte er. Auch Abwehrspieler Tobias Levels wollte von Kapitulation nichts wissen: "Die Lage ist schwierig, aber machbar."

Wolfsburg - Gladbach: Daten zum Spiel

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