Diego sichert Wolfsburgs Zittersieg

Von Stefan Rommel
Wolfsburgs Regisseur Diego (2.v.l.) erzielte beide Treffer zum Sieg gegen Mönchengladbach
© Getty

Der VfL Wolfsburg hat seine Talfahrt in der Bundesliga nach vier Spielen ohne Sieg vorerst gestoppt und sich im Abstiegskampf ein wenig Luft verschafft. Die Wölfe siegten zum Auftakt des 24. Spieltags gegen Schlusslicht Borussia Mönchengladbach mit 2:1 (2:0) und brachten dem neuen Borussia-Trainer Lucien Favre dessen erste Niederlage bei. Diego war mit zwei Toren und einem verschossenen Elfmeter der Mann des Abends.

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Vor 28.700 Zuschauern in der VW-Arena stellte Spielmacher Diego schon in der ersten Halbzeit die Weichen mit seinen beiden Toren (36. und 45.) auf Sieg. Davor hatte er erneut einen Foulelfmeter verschossen (36.) - der vierte vergebene Elfmeter der Wölfe in Folge. Filip Daems' verwandelter Foulelfmeter (75.) war letztlich wertlos.

Durch den sechsten Saisonsieg verbessert sich Wolfsburg mit 26 Zählern vorübergehend auf Platz 13, während Gladbach mit 19 Punkten weiter Tabellenletzter bleibt.

Reaktionen:

Diego (VfL Wolfsburg): "Ich widme den Sieg meiner Mannschaft, die mich auch nach dem verschossenen Elfmeter weiter unterstützt hat. So etwas darf mir nicht passieren. Das war der vierte Strafstoß in Folge, den wir verschossen haben. Aber bei uns stimmt der Zusammenhalt."

Pierre Littbarski (Trainer VfL Wolfsburg): "Diego stand auf der Liste. Er wird auch weiterhin Elfer für uns schießen. Er hat gezeigt, dass er ein großer Spieler ist."

Lucien Favre (Trainer Borussia Mönchengladbach): "Wir waren in der Defensivbewegung zu nachlässig. Das zweite Tor kurz vor der Halbzeit war letztlich entscheidend. Das hat uns das Genick gebrochen. Wir wissen, dass wir noch viel zu tun haben - aber der Abstieg ist immer noch zu vermeiden."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Wolfsburg wieder mit Kjaer, der seine Sperre abgesessen hat und mit Hitz für Benaglio (Rückenbeschwerden) im Tor. Dazu aber auch mit einigen Überraschungen. Tuncay und der angeschlagene Helmes sitzen nur auf der Bank. Dafür darf Mbokani als einzige Spitze ran.

Die Borussia mit derselben Startelf wie beim Sieg gegen Schalke vom vergangenen Wochenende.

9.: Einen Diego-Freistoß aus dem linken Halbfeld verlängert Mbokani an den linken Pfosten. Polaks Nachschuss wird geblockt.

12.: Pekarik setzt sich auf dem rechten Flügel durch und spielt den Ball flach in die Spitze. Polak spritzt in die Lücke, wird aber im letzten Moment noch gestört.

29., Elfmeter für Wolfsburg: Diego lupft lässig in die Gasse auf Riether. Arango rempelt den plump um. Klare Sache. Diego verschießt: Der Brasilianer läuft mal wieder an. Satt in die Mitte - und drüber. Unfassbar!

32.: Langer Ball auf Reus. Der legt in die Mitte zu Neustädter. Wolfsburg im Zentrum völlig offen. Aber Neustädter rutscht der Ball aus 15 Metern vom Schlappen. Weit vorbei.

36., 1:0, Diego: Riether geht mit Tempo auf die Abwehr zu. Keiner greift richtig an. Riether geht Richtung Grundlinie, flankt dann flach an den Fünfer. Diego ist da und drückt den Ball aus sieben Metern flach ins rechte Eck.

45., 2:0, Diego: Freistoß aus dem linken Halbfeld, ca. 25 Meter Torentfernung. Diego schnibbelt über die Mauer, direkt neben den linken Pfosten. Keine Chance für Bailly. Perfekter Freistoß.

54.: Pass in die Tiefe auf Schäfer, bis auf die Grundlinie. Bailly ist ganz weit draußen. Rückpass an den Elfer. Mbokani bekommt den Ball erst spät unter Kontrolle und wird dann beim Abschluss abgeblockt.

74., Elfmeter für Gladbach: Einwurf von rechts. Polak lehnt sich übereifrig auf Stranzl auf. Drees zeigt auf den Punkt. Kann man geben.

75., 2:1, Daems: Der Kapitän zimmert den Ball halbhoch zentral ins Netz.

78.: Ecke Wolfsburg von links. Schäfer bringt den Ball auf den Elfmeterpunkt. Mbokani trifft die Kugel nicht richtig, trotzdem segelt der Aufsetzer aufs linke Kreuzeck zu. Levels klärt in höchster Not mit dem Kopf!

81.: Reus zieht volley aus 28 Metern ab - aber Hitz lenkt den Ball über die Latte.

83.: Der Ball zappelt im Netz aber der Treffer zählt nicht! Diego mit der Freistoß-Hereingabe von rechts. Kjaer drückt Dante runter, sein Kopfballtreffer wird zurückgepfiffen.

84.: Heilloses Durcheinander im Wölfe-Sechzehner. Stranzl setzt am Fünfer zum Fallrückzieher an und jagt den Ball in die Wolken.

Fazit: Verdienter Sieg für den VfL gegen schwache Gäste, die viel zu spät aufgewacht sind.

Der Star des Spiels: Diego stand von Beginn an besonders im Mittelfpunkt, war als Regisseur und Anführer gefordert. Beide Rollen füllte er voll aus, ließ sich auch von seinem erneuten Fehlversuch vom Punkt nicht aus dem Konzept bringen. Der Brasilianer war fleißig, kämpfte und sorgte für die spielerischen Highlights. Eine seiner besten Partien im Wolfsburg-Trikot.

Der Flop des Spiels: Die Gladbacher Doppel-Sechs, zunächst mit Nordtveit und Neustädter, später mit Marx, bekam das Spiel zu keinem Zeitpunkt in den Griff. Neustädter musste nach gut einer halben Stunde schon runter, die beiden Kollegen machten es in der Folge aber auch nicht wirklich besser.

Der Schiedsrichter: Dr. Jochen Drees hatte in einer intensiven Partie Probleme in der Zweikampfbewertung. Bei den wichtigen Entscheidungen lag er auch nicht immer richtig. Der Gladbacher Elfmeter war hart, aber vertretbar. Kjaers Tor nicht anzuerkennen sehr kleinlich, aber regelkonform. Allerdings übersah er ein klares Handspiel von Friedrich im Strafraum.

Analyse: Wolfsburg begann sehr druckvoll, vor allem über die rechte Seite mit Riether und dem nachrückenden Pekarik wurde es immer wieder gefährlich. Gladbach versuchte, früh zu attackieren, bekam aber im Mittelfeld kaum Zugriff auf die Gastgeber, die teilweise flüssig durchkombinierten.

Gladbach hatte dagegen im Offensivspiel keine Linie, verlor die Bälle zu schnell und sorgte somit nur wenig für Entlastung. Der verschossene Elfmeter, dem vierten in Folge für Wolfsburg, wäre eigentlich eine prima Einladung für Gladbach gewesen, endlich auch ins Spiel zu finden. Nur nahm die Borussia das Geschenk nicht an.

Nach dem Wechsel stellten die Gäste auf 4-4-2 um, am trostlosen Spiel änderte aber auch diese Variation nichts. Gladbach stand weiter meterweit von den Gegenspielern weg und verstolperte gefühlt jeden zweiten Ball in der Vorwärtsbewegung. Erst der Anschlusstreffer weckte die müden Geister. Die Aufbruchstimmung in Gladbach hat durch die Pleite aber schon wieder einen herben Dämpfer erfahren.

Wolfsburg konnte man lange Zeit lediglich vorwerfen, die Partie nicht schon frühzeitig entschieden zu haben. In der Schlussphase wurde das flatternde Nervenkostüm dann plötzlich doch noch augenscheinlich. Am Ende war es sogar noch ein echter Zittersieg.

Wolfsburg - Gladbach: Daten zum Spiel

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