Prödl rettet Werder Last-Minute-Remis

Von Für SPOX in Bremen: Stefan Rommel
Eren Derdiyok erzielte beim 2:2 in Bremen das 1:0 für Leverkusen per Kopf
© Getty

Werder Bremen hat sich zum Abschluss des 24. Spieltags einen wichtigen Punktgewinn im Abstiegskampf erkämpft. In einem dramatischen Spiel bog die Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf einen 0:2-Rückstand gegen Bayer Leverkusen noch in ein 2:2 (0:1) um.

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Vor 37.500 Zuschauern im nicht ganz ausverkauften Bremer Weserstadion erzielten Eren Derdiyok kurz vor der Pause (42.) und Bayer-Kapitän Simon Rolfes (67.) die Tore für Leverkusen.

Stefan Kießlings Eigentor (82.) läutete eine dramatische Schlussphase ein, die Sebastian Prödl mit seinem Ausgleichstor in der 90. Minute noch in ein Remis umwandelte.

Reaktionen:

Thomas Schaaf (Trainer Werder Bremen): "Man hat gesehen, dass die Mannschaft auf dem Weg ist, die Dinge wieder besser anzunehmen. In der Schlussphase haben wir durch das ganz einfache Spiel versucht, uns neue Positionen zu schaffen und es hat letztlich funktioniert. In unserer Lage ist jeder Punkt wichtig. In der Schlussphase sind wir allerhöchstes Risiko gegangen. Wenn man 0:2 zurückliegt, dann ist ein Unentschieden in unserer Situation ein Erfolg."

Jupp Heynckes (Trainer Bayer Leverkusen): "Ich bin bis auf die letzten zehn Minuten mit meiner Mannschaft zufrieden. Wir haben bis dahin eine klasse Leistung abgeliefert. Aber dann waren wir nicht clever und cool genug. Wenn wir schon Konter spielen, dann müssen wir diese auch abschließen."

Rene Adler (Bayer Leverkusen): "Mich kotzt das richtig an und ich sage Ihnen auch warum: Wie im letzten Jahr führen wir 2:0 und durch Undiszipliniertheiten in der zweiten Halbzeit bekommen wir die Gegentore. Ich habe das Gefühl, als ob wir nicht in die Champions League wollen. Ich muss mich jetzt auch bremsen, weil jedes Wort zu viel mir im Nachhinein weh tun könnte. Wir spielen hier Bundesliga und nicht Bezirksliga oder Stadtliga - man sollte schon voraussetzen, dass jeder weiß, worum es hier geht. Für mich ist das unverständlich, wie das passieren kann."

Klaus Allofs (Geschäftsführer Werder Bremen): "Das war ein Sieg der Moral. Auch wenn uns das Ergebnis nicht den Sprung beschert hat, den wir wollten. Der Trainer hat in der Halbzeit gesagt, dass wir wieder aufstehen müssen, auch, wenn wir vielleicht noch einen zweiten Gegentreffer kassieren."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Drei Überraschungen bei Bremen: Hunt, Marin und Arnautovic sitzen nur auf der Bank. Dafür beginnen Pizarro, Wagner und der junge Trinks. Wiese ist nach seiner Rot-Sperre wieder im Tor.

BLOGS@SPOX Analyse: Ein gefühlter Sieg für Werder

Für den gesperrten Frings beginnt Borowski. Bremen mal wieder im 4-4-2. Bei Bayer sitzt Kießling nur auf der Bank, für ihn beginnt Derdiyok. Und auch Ballack sitzt erneut nur draußen. Vidal beginnt im Mittelfeld.

26.: Megachance! Trinks passt flach zur Mitte. Borowski steht völlig frei vor Adler. Der hält den Schuss aus acht Metern aber mit einem tollen Fußreflex.

30.: Verwirrung im Bremer Strafraum. Vidals Schuss aus 16 Metern pariert Wiese stark, den Nachschuss versenkt Derdiyok - allerdings aus Abseitsposition.

41.: Sam zieht von rechts zur Mitte. Pass auf Derdiyok. Der zieht aus 18 Metern ab. Wiese ist im rechten Eck und fischt den Ball noch raus.

42., 0:1, Derdiyok: Ecke von links. Wiese klebt auf der Linie. Derdiyok setzt sich drei Meter vor dem Tor im Kopfball durch und nickt ins rechte Eck ein.

67., 0:2, Rolfes: Rolfes kommt nach einem Durcheinander an der Strafraumgrenze an den Ball und versenkt das Ding aus 14 Metern eiskalt im langen Eck.

69.: Arnautovic kommt wenige Sekunden nach seiner Einwechslung halbrechts an den Ball und zieht sofort ab. Knapp am langen Pfosten vorbei.

73.: Trinks sieht den startenden Wagner am Elferpunkt. Der ist völlig blank vor Adler, bringt den Ball aus acht Metern aber per Kopf nicht am stark reagierenden Keeper vorbei.

82., 1:2, Kießling (Eigentor): Kießling mit der Rettungsaktion am eigenen Fünfer. Mit der Fußspitze drückt er den Ball über die eigene Torlinie.

87., Gelb-Rot Vidal: Vidal grätscht Fritz auf Höhe der Mittellinie aus den Socken und muss nach seiner Verwarnung aus der ersten Hälfte unter die Dusche.

88.: Konter Bayer. Kießling ist frei vor Wiese, schiebt den Ball aber aus 15 Metern links am Tor vorbei.

90., 2:2, Prödl: Eine weite Flanke an den zweiten Pfosten köpft Prödl aus sechs Metern unhaltbar in die rechte Ecke.

Fazit: Leverkusen hat den sicher geglaubten Sieg einfach so weggeworfen und wurde von einem leidenschaftlich kämpfenden Bremen für seine Überheblichkeit bestraft.

Der Star des Spiels: Rene Adler zeigte eine Weltklasseleistung. Dreimal rettet der Nationalkeeper gegen einen völlig freistehenden Bremer mit einem Wahnsinnsreflex. Umso ärgerlicher, dass es trotz Adlers überragenden Paraden nicht zum Sieg für die Gäste gereicht hat.

Der Flop des Spiels: Sandro Wagner bekam mal wieder seine Chance und nutzte sie mal wieder nicht. Der Stürmer hatte null Bindung zum Spiel, konnte sich gegen Hyypiä kaum einmal durchsetzen und fiel so über die gesamten 90 Minuten nur einmal auf: Als er eine hundertprozentige Chance gegen Adler liegen ließ.

Der Schiedsrichter: Deniz Aytekin hatte eine Unzahl an kniffligen Szenen zu bewerten und lag dabei nicht immer richtig. Werder fühlte sich bei sehr vielen Situationen ungerecht behandelt, wirklich spielentscheidende Fehler machte Aytekin aber nicht. Trotzdem erwarb sich Aytekin nicht unbedingt den Beinamen eines Heimschiedsrichters.

Analyse: Bremen begann in den ersten Minuten forsch und aggressiv im Zweikampf, dann machte sich aber die deutlich reifere Spielanlage der Gäste bemerkbar und Leverkusen übernahm dank seiner Ballsicherheit und Kombinationsfreude langsam die Initiative.

Das Spiel der Gäste war sehr rechtslastig, wo Bayer Silvestre als Schwachstelle ausgemacht haben wollte und den schnellen Sam immer wieder ins Eins-gegen-eins gegen den Franzosen schickte. Anders als in vielen Spielen zuvor erwischte Silvestre aber einen guten Tag und hatte die Schnelligkeitsvorteile Sams durch sein gutes Stellungsspiel einigermaßen im Griff.

Bremen hielt mit viel Leidenschaft und Kampf dagegen und hatte durch Borowski die Riesen-Chance zur Führung. Gegen Ende der ersten Halbzeit legte Bayer dann aber wieder einen Zahn zu und kam nicht unverdient zur Führung.

Auch nach dem Wechsel blieben die Gäste das bessere Team. Bayer machte das Spiel immer wieder schön breit und brachte Bremen damit in der Defensive ins Laufen. Lediglich der letzte Pass fehlte den Leverkusener Bemühungen, um noch torgefährlicher zu werden.

Werder war seinerseits bemüht, den Gastgebern fehlten aber die spielerischen Mittel, um die kompakte Defensive des Gegners zu gefährden.

Nach dem 0:2 brachte Schaaf mit Arnautovic den fünften Offensivspieler. Bayer igelte sich dann  plötzlich in der Schlussphase zu sehr hinten ein und wurde noch gnadenlos dafür bestraft worden. Einer Mannschaft wie Bayer darf so ein Punktverlust nie im Leben passieren, nachdem man die Partie über 80 Minuten voll im Griff hatte.

Bremen - Leverkusen: Daten zum Spiel