Werders Abstiegskampf mit Moral und Kampf

SID
Sebastian Prödl (2.v.r) schoss den 2:2-Ausgleich für Werder Bremen in der Nachspielzeit
© Getty

Spielerisch läuft beim einstigen Champions-League-Dauergast Werder Bremen weiterhin wenig zusammen. Nur dank des dritten Last-Minute-Tores binnen sechs Wochen stehen die abstiegsbedrohten Hanseaten nach dem 2:2-Unentschieden gegen Bayer Leverkusen noch nicht auf einem Abstiegsplatz.

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Die Moral ersetzte den Spielwitz, die Kampfkraft überdeckte die technischen Mängel und nur drei Last-Minute-Tore binnen sechs Wochen verhinderten den Sturz auf den tödlichen 17. Tabellenplatz.

Fußball zum Genießen ist bei Werder Bremen längst Vergangenheit, auch beim 2:2 (0:1) gegen Bayer Leverkusen war rustikaler Abstiegskampf Trumpf - mit ausdrücklicher Billigung von Trainer Thomas Schaaf.

"Gefühlter Sieg" gegen Bayer

"Wir haben im Moment nicht gerade die Phase, den Ball einfach laufen zu lassen. Derzeit geht es am besten mit einfachem Spiel", sagte der Werder-Coach in der ihm eigenen Gelassenheit.

Erinnerungen an spielerische Glanzstücke und Werder-Wunder auf der großen europäischen Fußball-Bühne sind längst verblasst, an der Weser geht es nur noch um die nackte Erstliga-Existenz.

Da kam der "gefühlte Sieg", wie Torschütze Sebastian Prödl das schmeichelhafte Remis gegen den Tabellenzweiten nannte, gerade recht, um den bei mehreren desaströsen Auswärtsspielen - wie vor Wochenfrist beim Hamburger SV (0:4) - schmerzlich vermissten Teamgeist bei den Hanseaten zu stärken.

Vorstandsboss Klaus Allofs jedenfalls meinte, eine solche Entwicklung erkannt zu haben: "Dieser Punktgewinn bringt die Mannschaft noch enger zusammen. Klar ist aber auch, dass wir Auswärtssiege brauchen, um unten herauszukommen."

Heynckes: "Nicht cool genug"

Einen solchen Erfolg hätten auch die Gäste vor 37.500 Zuschauern im Weserstadion gern eingefahren, weniger, um den designierten deutschen Meister aus Dortmund zu jagen, mehr, um Rekordmeister Bayern München im Kampf um die direkte Champions-League-Qualifikation auf Abstand zu halten.

Doch nach den Toren von Eren Derdiyok (42.) und Simon Rolfes (67.) agierten die Rheinländer zu sorglos und wurden durch ein Eigentor von Stefan Kießling (83.) und den Kopfballtreffer von Prödl (90.+1) schmerzhaft bestraft.

Extrem angesäuert reagierte via TV der an beiden Gegentreffern schuldlose Rene Adler. "Mich kotzt das richtig an. Wir spielen hier Bundesliga und nicht Bezirksliga", ätzte der Bayer-Schlussmann bei "Sky".

Sein Trainer Jupp Heynckes wählte bezüglich des gleichen Problems wohlgesetztere Worte: "Leider fehlte uns in den letzten zehn Minuten die Cleverness, wir waren nicht cool genug."

Somit bleiben München mit vier und Hannover mit zwei Punkten Rückstand auf Schlagdistanz.

Frings liebäugelte mit Karriereende

Luxusprobleme im Vergleich zur prekären sportlichen Situation bei den Norddeutschen, die ganz offenkundig auch das bevorstehende Karriereende von Werder-Kapitän Torsten Frings beschleunigt.

Gegen Leverkusen gelbgesperrt, liebäugelte der Ex-Nationalspieler öffentlich mit einem Schlussstrich als aktiver Fußball-Profi.

"Ich werde dieses Jahr 35, und ich hatte eine schöne Zeit. Irgendwann muss ja auch mal Schluss sein", sagte der Mittelfeldspieler in einem "NDR-2"-Interview, ohne sich allerdings endgültig festzulegen. Sein Vertrag bei den Bremern läuft zum Saisonende aus.

Frings-Thematik hat keine Priorität

Abschließende klärende Gespräche mit Schaaf und Allofs haben aufgrund der angespannten Tabellensituation derzeit nicht die höchste Priorität.

Und so spielt man von Vereinsseite aus noch ein bisschen auf Zeit.

Schaaf: "Wir haben vor längerer Zeit über dieses Thema schon einmal gesprochen. Danach sieht Torsten für sich mehrere Optionen, wie es weitergehen könnte."

Bremen - Leverkusen: Daten zum Spiel