Dortmund liefert sein Meisterstück ab

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Thomas Gaber
Der erste Streich: Lucas Barrios traf schon nach neun Minuten zum 0:1 für den BVB
© Getty

Borussia Dortmund hat seine schwarze Serie in München eindrucksvoll beendet. Der Tabellenführer gewann beim FC Bayern am 24. Bundesliga-Spieltag 3:1 (2:1) - der erste Sieg des BVB beim Rekordmeister seit 1991.
 

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Lucas Barrios (9.), Nuri Sahin (18.) und Mats Hummels (60.) erzielten die Tore für die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp vor 69.000 Zuschauern in der ausverkauften Bayern Allianz Arena.

Für die Bayern glich Luiz Gustavo (16.) mit seinem ersten Bayern-Tor zwischenzeitlich aus.

Der Rückstand der Münchner, die hinter Hannover 96 auf Platz vier zurückfielen, auf Dortmund beträgt zehn Spieltage vor Saisonende unfassbare 16 Punkte.

Reaktionen:

Louis van Gaal (Trainer FC Bayern): "Wir haben die Dortmunder so erwartet, wie sie gespielt haben. Dortmund hat ein super Pressing entwickelt. Wir waren vielleicht nicht frisch genug und sicher nicht schlau genug. Die ersten beiden Gegentore waren große individuelle Fehler. In so einem Spiel dürfen wir nicht zweimal in Rückstand geraten. In der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel dominiert, aber nicht im entscheidenden Moment getroffen. Dortmund hat das dann sehr gut ausgespielt. Am Ende können wir sagen, dass Dortmund verdient gewonnen hat. Die Meisterschaft war schon vorher weg. Wir müssen auf uns selbst schauen und eine Serie starten. Das haben wir gemacht, aber jetzt ist sie wieder abgebrochen."

Christian Nerlinger (Sportdirektor FC Bayern): "Ich denke, dass Dortmund zu Recht Deutscher Meister wird. Wir haben spätestens seit heute andere Ziele. Wir müssen jetzt den zweiten Platz angreifen. Wir sind in einer gefährlichen Situation, das darf die Mannschaft nicht unterschätzen."

Jürgen Klopp (Trainer Dortmund): "Das ist ein großer Tag für uns. Als Dortmund hier das letzte Mal gewonnen hat, waren einige Spieler von uns noch nicht auf der Welt. Es war ein Spiel gegen einen sehr guten Gegner, wir haben die Bälle reingemacht. Das hilft im Fußball manchmal. Die Meisterschaft interessiert mich überhaupt nicht. Wir haben ein tolles Spiel in München gemacht und gewonnen - das zählt und nichts anderes."

Nuri Sahin (Dortmund): "Es gibt sicher nicht viele Mannschaften, die in München so beeindruckend gewinnen, wie wir das gemacht haben."

Kevin Großkreutz (Dortmund): "Ich hatte eine große Klappe, aber es war offensichtlich etwas dahinter." 

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Die Bayern personell unverändert im Vergleich zum 1:0 in Mailand. Gustavo spielt hinten links, Pranjic als Partner von Schweinsteiger auf der Doppel-Sechs.

Beim BVB fällt Stammkeeper Weidenfeller wegen einer Knieverletzung aus, der Australier Langerak steht zum ersten Mal in der Bundesliga zwischen den Pfosten. Innenverteidiger Subotic ist nach seiner Gelb-Sperre wieder dabei.

9., 0:1, Barrios: Mega-Bock von Schweinsteiger im Mittelfeld. Großkreutz geht mit Tempo auf Tymoschtschuk drauf. Barrios läuft in die Gasse, Badstuber pennt. Der Pass kommt und Barrios legt das Ding aus sieben Metern locker ins lange Eck.

16., 1:1, Gustavo: Ecke Ribery von links. Piszczek schläft, Gustavo drückt den Ball aus neun Metern volley in den rechten Winkel. 1. Bayern-Tor für den Ex-Hoffenheimer.

18., 1:2, Sahin: Fehlpass Gomez. Dann der Blitzkonter: Barrios geht auf und davon, Robben und drei andere Bayern-Spieler hecheln hinterher, stoppen kann Barrios keiner. Der legt quer auf Götze, Rückpass auf Sahin. Der schlenzt den Ball aus 20 Metern in die linke Ecke.

28.: Ribery ist links durch. Pass an den Fünfer auf Gomez. Der braucht viel zu lange, legt dann auf Müller ab. Schuss aufs linke Eck, Piszczek rettet vor der Linie.

33.: Schweinsteiger schießt Tymoschtschuk im eigenen Sechzehner ins Gesicht. Hummels völlig frei vor Kraft. Scheitert. Legt quer auf Barrios - und der haut den Ball aus zehn Metern über die Latte.

53.: Götze flankt an den zweiten Pfosten. Großkreutz höher als Lahm. Kraft schon geschlagen, aber Schweinsteiger rettet auf der Linie.

60., 1:3, Hummels: Ecke von rechts. Hummels gewinnt den Kopfball gegen Schweinsteiger am ersten Pfosten und versenkt den Ball links im Winkel.

76.: Pranjic flankt an den Elfer. Gomez setzt sich einmal gegen Hummels durch und schießt aus zehn Metern aufs Tor. Aber Langerak ist schnell unten und kratzt den Ball aus dem linken Eck.

81.: Klose legt auf Kroos ab. Satter Schuss aus 18 Metern - Zentimeter rechts vorbei.

Fazit: Völlig verdienter Sieg des BVB gegen den FC Bayern, der nach dem Kraftakt in Mailand nicht in der Lage war, an die Leistung von San Siro anzuknüpfen.

Der Star des Spiels: Nuri Sahin. Dortmunds Kapitän war der Herrscher im Mittelfeld. Sein Aktionsradius war beeindruckend. Viele Angriffe gingen vom Türken aus, er holte viele Bälle tief in der eigenen Hälfte und erzielte ein klasse Tor.

Der Flop des Spiels: Bastian Schweinsteiger. Nach seinem Bock vor dem 0:1 war er total verunsichert. Ließ sich im Zweikampf immer wieder abkochen und spielte ungewöhnlich viele Fehlpässe. Die körperliche und geistige Frische fehlten Schweinsteiger komplett. Nach einem überflüssigen Foul im Mittelfeld sah er obendrein kurz vor Schluss noch seine fünfte Gelbe Karte und ist in Hannover gesperrt.

Der Schiedsrichter: Manuel Gräfe und seine Assistenten machten einige Fehler. Schmelzer kam für ein taktisches Foul an Robben ohne Gelbe Karte davon (27.). Großkreutz' Handspiel im oder am Strafraum nach Lahm-Flanke (29.) wurde übersehen. Hinzu kamen falsche Abseitsentscheidungen und zweifelhafte Gelbe Karten (Schmelzer, Lewandowski). Dortmund hätte nach einem Foul von Lahm an Großkreutz einen Elfmeter bekommen müssen (57.).

Analyse: Dortmund legte furios los. Bayerns Defensivspieler wurden schon bei der Ballannahme gestört. Lewandowski rückte bei Ballbesitz der Bayern auf eine Höhe zu Barrios. Das aggressive Pressing funktionierte; die Bayern erlaubten sich im Aufbau teilweise haarsträubende Fehler.

Dortmund nahm die Geschenke an. War der Ball einmal erobert, machten sich die Gäste mit ihrem schnellen Passspiel Bayerns fahrige Rückwärtsbewegung zunutze. Sahin und Bender dominierten das Mittelfeld gegen Schweinsteiger und Pranjic. Unverständlich, warum van Gaal den in Mailand auf der Doppel-Sechs starken Gustavo wieder links verteidigen ließ, zumal Pranjic von der Statur und Spielweise her als Gegenspieler von Götze besser geeignet gewesen wäre.

Bayerns Offensivspiel war recht eindimensional. Weil Großkreutz und oft auch Bender Schmelzer bei der Verteidigung von Robben unterstützten und den Niederländer so weitgehend aus dem Spiel nahmen, lief viel über Riberys linke Seite.

Es fanden sich aber wenige Lücken, weil Dortmund bei Ballbesitz der Bayern perfekt verschob und die Abstände zwischen der Viererkette und dem Mittelfeld konstant hielt.

Dortmund blieb auch in der zweiten Halbzeit überlegen, ohne weiter so aggressiv pressen zu müssen wie vor der Pause. Dem BVB genügte eine gute Ordnung in der Defensive, um planlos agierende Bayern vom eigenen Tor wegzuhalten. Auch van Gaals Umstellung (Kroos ins Mittelfeld, Pranjic auf links hinten) war komplett wirkungslos.

Dortmund lieferte in München sein Meisterstück ab und war den Bayern in allen Belangen überlegen. BVB-Ersatzzkeeper Langerak hinterließ einen sicheren Eindruck. Souverän bei hohen Bällen und mit einer Glanztat gegen Gomez.

Bayern - Dortmund: Daten zum Spiel

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