Labbadia: "Das ist ein harter Schlag"

Von Thomas Gaber / Daniel Riedmüller
VfB-Coach Bruno Labbadia war geschockt nach der Stuttgarter Pleite in Leverkusen
© Getty

Der VfB Stuttgart steht nach einer unglücklichen 2:4 (1:2)-Niederlage am 23. Bundesliga-Spieltag bei Bayer Leverkusen mit 19 Punkten weiterhin tief im Tabellenkeller auf Platz 17. Leverkusen verteidigte mit dem 13. Saisonsieg Rang zwei.

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Stefan Kießling (6./90.), Gonzalo Castro (40.) und Stefan Reinartz (81.) erzielten die Bayer-Tore vor 30.000 Zuschauern in der BayArena, Martin Harnik (16.) und Zdravko Kuzmanovic (52.) trafen für die Elf von Trainer Bruno Labbadia.

Reaktionen:

Rene Adler (Bayer Leverkusen): "Mir fällt ein Stein vom Herzen, dass mich die Jungs gerettet haben. Da muss ich mal einen ausgeben oder der Mannschaft was in die Kabine stellen. Das 2:2 nehme ich auf meine Kappe. Mit den Bällen ist es immer schwer. Ich brauche mich aber jetzt nicht hierherstellen und sagen, dass der Ball flattert. Ich muss ihn mit beiden Händen wegmachen."

Bruno Labbadia (Trainer Stuttgart): "Das ist ein harter Schlag, weil die Mannschaft vieles richtig gemacht hat. Sie ist geschlossen aufgetreten. Wir waren mindestens ebenbürtig mit Leverkusen und nach dem 2.2 dem 3:2 näher als Leverkusen. Das tut weh! Es wäre ein Fehler, jetzt jedes Spiel zum Endspiel zu machen. Wir müssen das Gesamte sehen und die Nerven behalten. Die Mannschaft will - und das sieht man."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Bayer beginnen die gegen Kharkow geschonten Schwaab, Hyypiä, Rolfes und Castro. Im Vergleich zum 3:0 in Frankfurt nimmt Heynckes nur eine Veränderung vor: Kießling stürmt statt Derdiyok. Ballack steht wieder im Kader.

Stuttgart ebenfalls im 4-2-3-1 mit der Elf, die in Lissabon am letzten Donnerstag 1:2 verlor. Okazaki macht sein erstes Bundesligaspiel und das von Beginn an.

6., 1:0, Kießling: Sam lässt Molinaro auf rechts stehen und bringt den Ball flach von rechts in den Strafraum, wo Castro unbedrängt drei Meter vor der Torlinie über den Ball drischt. Kießling reagiert am schnellsten und schiebt den Ball mit rechts am verdutzten Ulreich flach ins Tor. Das dritte Saisontor des Leverkuseners.

16., 1:1, Harnik: Hajnal wird 30 Meter vor dem Bayer-Tor nur zaghaft angegriffen. Harnik läuft in Position und kriegt den Steilpass im richtigen Moment. Schwaab hebt das Abseits auf und kommt dann gegen Harnik zu spät, der den Ball aus 15 Metern ins rechte untere Eck schießt.

41., 2:1, Castro: Rolfes öffnet einen Bayer-Angriff mit einem klasse Pass aus dem Zentrum nach links auf Kadlec. Der flankt aus vollem Lauf in die Mitte. Castro reagiert am schnellsten, Ulreich wehrt den Volleyschuss aus zehn Metern noch ab, den Abstauber verwertet Castro selbst per Kopf.

52., 2:2, Kuzmanovic: Kuzmanovic zieht aus 25 Metern einfach mal ab. Der Ball ist scharf und ändert zwei Mal die Richtung, dennoch eigentlich kein Problem für Adler. Denkste! Der Bayer-Keeper schätzt den Schuss falsch ein und pritscht den Ball ins eigene Tor.

61.: Cacau fasst sich ein Herz und hämmert den Ball aus halbrechter Position aufs Tor. Adler lenkt den Schuss mit einem Blitz-Reflex an den linken Pfosten.

81., 3:2, Reinartz: Castro bringt den Ball hoch in den Strafraum, Reinartz steigt hoch, wird nicht bedrängt und köpft aus sieben Metern ein. Die Stuttgarter schauen nur zu. Viel zu einfach und schlecht verteidigt von den Schwaben.

90., 4:2, Kießling: 99 Prozent des Treffers gehören Sam, der bei einem Konter mit viel Speed in den Strafraum eindringt, Boulahrouz Knoten in die Beine spielt und dann überlegt auf Kießling ablegt, der den Ball aus elf Metern einschiebt.

Fazit: Glücklicher Sieg für Leverkusen gegen gute Stuttgarter in einem sehr guten Bundesligaspiel. Der VfB schlägt sich selbst.

Der Star des Spiels: Stefan Reinartz. Beste Zweikampfwerte aller Bayer-Spieler (70 Prozent) und mit der einzigen Offensivaktion das vorentscheidende Tor gemacht - Effizienz pur beim Innenverteidiger.

Der Flop des Spiels: Arturo Vidal. Eines der schwächsten Saisonspiele des Chilenen. Vidal fand nie in die Partie, gewann nur 38 Prozent seiner Zweikämpfe und spielte kurz vor seiner Auswechslung (62.) zwei, drei haarsträubende Fehlpässe in der Vorwärtsbewegung.

Der Schiedsrichter: Michael Weiner. Gute Leistung in einem fairen Spiel mit wenigen Fouls. Korrekt, beim Zusammenprall zwischen Harnik und Adler auf eine Gelbe Karte für den Stuttgarter zu verzichten.

Analyse: Leverkusen dominierte die Anfangsphase. Schnell machte Bayer die linke Abwehrseite des VfB als Schwachstelle aus. Sam entwischte Molinaro ein ums andere Mal, wie vor dem 1:0. Erst Mitte der ersten Halbzeit bekam Stuttgart die Seite besser in den Griff, weil Okazaki mehr nach hinten arbeitete.

Der VfB erholte sich dennoch schnell vom frühen Gegentor und spielte gefällig nach vorne. Hajnal verteilte die Bälle, Harnik schlich sich immer wieder erfolgreich zwischen den Bayer-Verteidigern davon.

Stuttgart stand nach dem Ausgleich tief, musste aber kurz vor der Pause den zweiten Gegentreffer schlucken. Trotz deutlicher Überzahl im Strafraum fühlte sich niemand für Castro verantwortlich.

Beim Debakel gegen Nürnberg zerfiel Stuttgart in seine Einzelteile, in Leverkusen war der erneute Rückstand eher eine Initialzündung für die vielleicht beste Halbzeit des VfB in der Rückrunde. Die Gäste gingen volles Risiko, Linksverteidiger Molinaro war nur noch in der Bayer-Hälfte zu finden.

Leverkusen verlor die Ordnung im Mittelfeld, worauf Heynckes mit der Neu-Besetzung der Doppel-Sechs reagierte. Auch wenn Ballack und Bender keine Impulse setzen konnten, schoss Bayer doch noch das Siegtor.

Stuttgart war die bessere Mannschaft, schlug sich aber mal wieder selbst durch höchst naive Fehler wie bei Reinartz' 3:2.

Leverkusen - Stuttgart: Daten zum Spiel