Podolski kommt erst nach dem Abpfiff in Fahrt

SID
Lukas Podolski (M.) ging mit seinem Team hart ins Gericht
© Getty

Der 1. FC Köln hat nach seinem guten Start in die Rückrunde einen herben Dämpfer erlitten. Kapitän Lukas Podolski stellte aufgrund der desolaten Leistung beim 0:3 im Kellerduell beim FC St. Pauli die Charakterfrage.

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Auf dem Platz fehlten ihm die Antworten, in den Stadionkatakomben stellte Lukas Podolski die Charakterfrage. "Das war eine desolate Leistung. Wir müssen uns alle hinterfragen, ob wir genug tun, um in der Liga zu bleiben. Wir sind von der ersten bis zur letzten Minute nicht ins Spiel gekommen", schimpfte der Kapitän des 1. FC Köln nach der 0:3 (0:2)-Pleite im Kellerduell beim FC St. Pauli.

Erst nach dem Abpfiff kam der Nationalspieler richtig in Fahrt: "Wir können uns bei Michael Rensing bedanken, dass wir nicht noch höher verloren haben." Die Feierlaune vom 3:0-Sieg gegen Werder Bremen in der Vorwoche war verflogen, Katerstimmung machte sich breit.

3:30 Schüsse!

Die Bilanz von 3:30 Torschüssen dokumentierte den Spielverlauf. Die Kölner waren dem direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt in allen Belangen unterlegen.

"St. Pauli hat uns ein Lehrbeispiel dafür gegeben, wie man in so einem Abstiegsduell auftreten muss", sagte FC-Trainer Frank Schaefer: "Das ist eine ganz bittere Niederlage, die uns zurückwirft. An manchen Tagen gibt es nichts zu beschönigen. Wir sind überrollt worden." Kein Spielwitz, keine Gegenwehr, keine Leidenschaft - viel zu wenig für den Abstiegskampf.

Während die Hamburger von Beginn an mächtig aufs Gaspedal drückten, suchte man bei den Kölnern noch den ersten Gang. Zunächst konnten die Gäste St. Paulis Angriffswelle noch abwehren, nach dem Doppelschlag von Charles Takyi (30. und 35.) brach beim FC dann alles zusammen. Schon vor der Pause hätte es ein Debakel geben können.

Nach dem Seitenwechsel ging Kölns grausamer Nachmittag weiter. Einzig Torhüter Rensing verhinderte Schlimmeres. Beim schmeichelhaften Foulelfmeter, den Florian Bruns zum Endstand verwandelte (76.), war jedoch auch der Keeper machtlos. Die Rheinländer taugten allenfalls zum Aufbaugegner für St. Pauli.

Befreiungsschlag vor dem Derby

Nur eines von elf Spielen hatten die Hamburger vor dem Erfolg am Samstag gewonnen. Nun gelang ausgerechnet vor dem Stadtderby am kommenden Wochenende beim Hamburger SV der Befreiungsschlag. "Das war gut für die Seele. Jetzt geht es mit breiter Brust gegen den HSV", kündigte Mittelfeldspieler Fin Bartels an.

Fabian Boll ergänzte: "Mit fünf Punkten aus den ersten drei Spielen sind wir gut in die Rückrunde gekommen. Jetzt freuen wir uns auf ein geiles Derby." Und Innenverteidiger Ralph Gunesch sprach gar davon, im Abstiegskampf ein Zeichen gesetzt zu haben.

Trainer Holger Stanislawski wollte den höchsten Bundesliga-Sieg seit über neun Jahren hingegen nicht überbewerten. "Die Leistungskurve zeigt in die richtige Richtung. Aber es gibt keinen Grund zur Euphorie. Wir wissen, wie das Bundesliga-Geschäft funktioniert, und können diesen Sieg einordnen", sagte der Coach nach dem 90-minütigen Triumphzug vor 24.355 Zuschauern im ausverkauften Millerntor-Stadion: "Man kann aber festhalten, dass wir sehr gut Fußball gespielt haben. Darüber sind wir froh und glücklich - mehr aber auch nicht."

Emotionale Herausforderung für Kessler

Für einen Hamburger war die Begegnung vor allem eine emotionale Herausforderung. St. Paulis Torhüter Thomas Kessler ist gebürtiger Kölner und noch bis 2013 an den FC gebunden. Bei den Hanseaten spielt der Keeper nur auf Leihbasis.

"Natürlich ist der 1. FC Köln in meinem Herzen. Ich drücke ihnen die Daumen, dass sie die Klasse halten", sagte der Schlussmann: "Aber das ist für mich momentan alles ganz weit weg. Ich bin dankbar, dass ich bei St. Pauli meine Chance bekommen habe."

In der 15. Minute rettete Kessler gegen den heranstürmenden Milivoje Novakovic. Es war Kölns stärkste Szene - eingeleitet von Podolski. Dann tauchte der Angreifer ab und erst nach dem Abpfiff wieder auf.

St. Pauli - Köln: Daten zum Spiel