Schmeichelhafter HSV-Sieg in Gladbach

Von Daniel Börlein / Markus Matjeschk
Eljero Elia (l.) erzielte die 1:0-Führung für den Hamburger SV
© Getty

Borussia Mönchengladbach geht als Tabellenletzter in die Winterpause. Die Fohlen unterlagen dem Hamburger SV vor heimischer Kulisse mit 1:2 (0:0) und kassierten damit bereits die fünfte Niederlage in Folge.

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Vor 40.000 Zuschauern im Gladbacher Borussia Park brachte Eljero Elia die Gäste in Führung (46.), ehe Igor de Camargo im Gegenzug den Ausgleich erzielte (48.). Piotr Trochowski entschied die Partie dann zugunsten des HSV (72.).

Nach der erneuten Niederlage ist die Zukunft von Gladbachs Coach Michael Frontzeck nun offener denn je. Die Hamburger können dagegen nach den schwachen Leistungen der letzten Wochen wieder etwas durchschnaufen.

Reaktionen:

Michael Frontzeck (Trainer Gladbach): "Das ist ein Spiegelbild von vielen Spielen, die wir zu Hause gezeigt haben. Wir machen zwei, drei Fehler, die der HSV ausnutzt. Das ist bitter. Obwohl wir eine schlechte Ausgangsposition haben, bin ich überzeugt, dass wir es schaffen."

Max Eberl (Sportdirektor Gladbach): "Ich hatte einen guten Eindruck von der Mannschaft. Wir kriegen es aber leider nicht hin, mal zu Null zu spielen. Wenn wir die jetzige Situation betrachten, muss man sagen, dass wir alle Fehler gemacht haben: der Trainer, die Mannschaft, der Sportdirektor. Den Trainer zu opfern, ist deshalb zu einfach."

Rainer Bonhof (Vize-Präsident Gladbach): "Wir wissen, dass die Situation prekär ist. Aber wir haben ja gut gespielt. Michael Frontzeck kann die Tore schließlich nicht selbst machen."

Thorben Marx (Gladbach): "Wir sind mit dem Kopf im Moment irgendwie nicht mehr so ganz bei der Sache, in der Hinrunde ist bei uns leider ziemlich viel kaputt gegangen. Jetzt haben wir noch ein Pokalspiel, da wollen wir eine Runde weiter kommen."

Armin Veh (Trainer Hamburger SV): "Man hat bei uns die Verunsicherung gesehen. Wir haben in der ersten Halbzeit viel zu viele Fehlpässe gespielt. In der zweiten Halbzeit war es ein komplett anderes Spiel."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Gladbach mit Notbesetzung in der Abwehr, weil Brouwers, Anderson, Dante und Levels fehlen. Davor bringt Frontzeck mit Neustädter einen dritten Sechser. Reus ist nach seiner Gelbsperre wieder dabei.

Der HSV wieder mit verändertem System und Personal. Neu im Team: Rincon, Besic, Choupo-Moting und Elia. Van Nistelrooy nur auf der Bank.

4.: Hamburgs Viererkette rückt nicht richtig raus, de Camargo startet halblinks in die Nahtstelle und bekommt das Leder von Reus abnehmerfreundlich serviert. Rost stürzt aus seinem Kasten, schmeißt sich in die Schussbahn und hält.

25.: Arango flankt von der linken Eckfahne gefühlvoll in den Rücken der Abwehr. Bradley nimmt die Hereingabe aus 15 Metern volley und schickt die Kugel aufs rechte Eck. Rost taucht ab und pariert.

26.: Rost mit einer katastrophalen Rettungsaktion an der rechten Seitenlinie. Der Ball fällt Arango direkt vor die Füße. Der Venezolaner versucht's aufs leere Tor direkt mit dem Heber aus 40 Metern. Hauchdünn rechts vorbei.

46., 0:1, Elia: Pitroipa legt die Kugel links im Sechzehner per Hackentrick Elia in den Lauf. Der Niederländer zieht nach innen und trifft flach durch die Beine von Heimeroth. Elias 2. Saisontreffer.

48., 1:1, de Camargo: Bradley kratzt den Ball links von der Grundlinie und flankt an den Fünfer. De Camargo setzt sich im Luftduell gegen Westermann durch und nickt aus vier Metern ein. Sein 3. Saisontor.

72., 1:2, Trochowski: Freistoß für den HSV, halblinke Position. Trochowski schlenzt das Leder aufs kurze Eck. Freund, Feind und Heimeroth segeln vorbei und der Ball zappelt im Netz. Trochowskis 2. Saisontor.

Fazit: Gladbach mühte sich, solange die Kräfte reichten, redlich. Dennoch nahm der HSV alle drei Punkte mit - sehr schmeichelhaft.

Der Star des Spiels: Michael Bradley. Der Amerikaner nahm dieses Mal eine etwas offensivere Rolle ein und war dadurch an fast jeder gefährlichen Gladbacher Aktion beteiligt. Suchte selbst immer wieder den Abschluss und bereitete den zwischenzeitlichen Ausgleich vor. Wurde dann allerdings trotzdem vorzeitig ausgewechselt.

Die Gurke des Spiels: Eric-Maxim Choupo-Moting. Bekam mal wieder eine Chance von Beginn an und war auch durchaus bemüht, gelingen wollte ihm allerdings nichts. Leistete sich viele leichte Fehler und präsentierte sich extrem zweikampfschwach.

Die Pfeife des Spiels: Günter Perl. Hielt sich im Hintergrund und hatte die Partie mit seinem unaufgeregten Auftreten gut im Griff.

Analyse: Obwohl die Borussia die letzten vier Spiele allesamt verlor, nahm die Frontzeck-Elf das Spiel von Beginn an in die Hand. Anfangs versuchten es die Fohlen immer wieder mit langen Bällen, mit zunehmender Spieldauer gelang auch der eine oder andere sehenswerte Angriff.

Durch die Hereinnahme von Neustädter als Sechser vor der Abwehr bot sich Bradley immer wieder die Möglichkeit, sich in die Offensive einzuschalten, wodurch einige Chance entstanden. Der HSV präsentierte sich in Halbzeit eins größtenteils enttäuschend. Elia, Choupo-Moting und Pitroipa liefen sich in Einzelaktionen immer wieder fest, Trochowski und Jarolim versuchten vergeblich, Struktur ins Spiel zu bringen.

Nach der Pause war durch die beiden schnellen Tore 15 Minuten lang mehr Tempo und Leidenschaft in der Partie. Der HSV hielt nun dagegen und machte vor allem über die Außen immer wieder Druck. Gladbach hatte dennoch mehr Spielanteile und insgesamt auch die bessere Spielanlage.

Die erneute Führung für den HSV kam dann fast aus dem Nichts. Anschließend wirkte die Borussia allerdings ernüchtert und auch körperlich am Ende, so dass die Hamburger Defensive nicht mehr in Bedrängnis geriet und den schmeichelhaften Sieg über die Zeit rettete.

Gladbach - Hamburg: Daten zum Spiel

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