Labbadia kommt: 1:2-Pleite kostet Keller den Job

Von SPOX
Jens Keller ratlos: Das Spiel in Hannover dürfte sein letztes als VfB-Coach gewesen sein

Der VfB Stuttgart präsentierte sich bei der 1:2-Niederlage in Hannover wie ein Abstiegskandidat. Während das 96-Märchen weiter geht, läuten beim VfB die Alarmglocken, denn die Spieler scheinen den Ernst der Lage nicht begriffen zu haben. Erstes Opfer ist jedoch der Trainer: Jens Keller soll schon am Sonntag durch Bruno Labbadia ersetzt werden.

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Reaktionen:

Mirko Slomka (Trainer Hannover 96): "Ich freue mich über diesen Sieg, aber noch viel mehr über die 31 Punkte, die wir jetzt haben. Es war klar, dass es brutal schwer wird gegen den VfB. Der VfB war vor allem in der zweiten Hälfte sehr stark, da hatten wir unsere Probleme. Gut war, wie wir das Spiel nach dem 1:1-Ausgleich wieder gedreht haben. Die Gesamtatmosphäre im Team ist einfach sehr gut."

Jens Keller (Trainer VfB Stuttgart): "Ich bin maßlos enttäuscht vom Auftreten meiner Mannschaft, vor allem in der ersten Hälfte. Ich habe keine Erklärung dafür, wieso die Spieler nicht das umgesetzt haben, was wir uns vorgenommen hatten. Wir haben unter der Woche sehr gut trainiert, die Spieler haben gebrannt, aber davon war heute lange Zeit nichts zu sehen. Wir haben in der ersten Hälfte kaum Gegenwehr gezeigt, sondern wollten zaubern und mit der Hacke spielen. Das war ein klarer Rückschritt heute. Wenn wir so auftreten wie heute, stehen wir zurecht da, wo wir momentan stehen, und dann wird das auch nicht besser. Ich dachte eigentlich, die Spieler hätten kapiert, was ich von ihnen wollte, schließlich habe ich es ihnen jetzt wochenlang gepredigt. Mir tut es wahnsinnig weh, wie es zurzeit beim VfB läuft."

Fredi Bobic (Sportdirektor VfB Stuttgart): "Wir haben das Spiel selber aus der Hand gegeben und unerklärliche Fehler gemacht. Immer wieder bringen wir uns selber in die Bredouille. Die erste Halbzeit war sehr schwach, da müssen sich die Spieler auch mal hinterfragen, warum sie sich nicht auf den Punkt konzentrieren konnten. Wir müssen aber jetzt trotz allem nach vorne schauen, auch wenn wir sehr tief drin stecken im Schlamassel. Aber aufgeben gibt es nicht!"

Cacau (VfB Stuttgart): "Wir sind selber schuld an dieser Situation und daran, dass wir so ein Spiel verlieren. Es kann nicht wahr sein, wie wir in so ein Spiel gehen. Wie wir in der ersten Hälfte gespielt haben, geht gar nicht. Wir müssen uns der Situation stellen, aber wir haben nicht so gespielt, als ob wir gegen den Abstieg kämpfen. Unsere Einstellung muss sich ändern, egal wie. Wenn man sich unserer Situation nicht bewusst ist, ist man fehl am Platz."

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Nachbetrachtung:

Hannover bleibt zusammen mit Mainz die Überraschungsmannschaft der bisherigen Bundesliga-Saison. Mit Fleiß, Aggressivität, einer großen Portion Abgeklärtheit und treffsicheren Stürmern veredelt 96 seine schon längst beste Hinrunde aller Zeiten und beißt sich hartnäckig ganz oben fest.

Vom internationalen Geschäft will von den Verantwortlichen immer noch keiner sprechen. Trainer, Sportdirektor und Präsident bleiben in ihrer Haltung sehr defensiv - dabei ist das allererste Saisonziel, der Klassenerhalt, spätestens jetzt so gut wie sicher und man könnte sich langsam neue Ziele stecken.

Das einzige Ziel des VfB Stuttgart dagegen kann - eigentlich schon seit Wochen - nur noch lauten: Nichtabstieg. Und nichts anderes. Den meisten Beobachtern dürfte diese Tatsache längst klar sein. Den Spielern aber offenbar nicht.

Wie man in einer derart prekären Lage eine erste Halbzeit abliefern kann, wie der VfB, ist mit fahrlässig noch wohlgemeint umschrieben. Ohne Einsatzbereitschaft, Kampf und Leidenschaft spulte ein lethargischer Haufen sein Pensum ab.

Der Mannschaft fehlt neben essentiellen Tugenden auch eine ordnende Hand auf dem Platz, ein Anführer, der in den schwierigen Phasen vorangeht und sein Team auch mal wachrüttelt. Kapitän Matthieu Delpierre ist damit überfordert, die anderen vermeintlichen Führungsspieler sind derzeit viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

Die zweite Systemumstellung innerhalb der letzten 14 Tage sorgte zudem für noch mehr Durcheinander und killte auch die letzten Ansätze eines konstruktiven Offensivspiels. Trainer Jens Keller probierte erneut etwas aus und scheiterte damit ein weiteres Mal.

Kellers Interview nach dem Spiel auf "Sky", als er die Mannschaft schonungslos angriff und sich nicht mehr schützend vor sie stellte, kommt wohl für das Team und Keller selbst drei, vier Wochen zu spät.

Jetzt hängt Stuttgart ganz tief drin im Abstiegskampf und wird auf jeden Fall auf einem der drei letzten Plätze überwintern. Keller dürfte sein Amt verlieren, als Nachfolger soll Bruno Labbadia laut übereinstimmenden Medienberichten schon am Sonntag präsentiert werden - einigen Vorbehalten aus dem Umfeld und vor allen Dingen bei den Fans zum Trotz.

Hannover - Stuttgart: Daten zum Spiel

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