Stärke aus der zweiten Reihe

Von SPOX
Robert Lewandowski erzielte gegen den 1. FC Nürnberg schon seinen fünften Saisontreffer
© Getty

Borussia Dortmund enteilt dem Rest der Bundesliga mit Riesenschritten. Die Konkurrenz wartet schon seit Wochen vergeblich auf ein Tief des BVB. Einer der Gründe für die famose Dortmunder Kontinuität: die Spieler von der Ersatzbank.

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Reaktionen:

Dieter Hecking (Trainer 1. FC Nürnberg): "Wenn man von der Mittellinie einen Ball schlagen kann und der 50 Meter in der Luft ist, dann ist das ein klarer individueller Fehler von Andi Wolf. Da kann ich heute nicht den Mantel des Schweigens darüber legen. Natürlich kann man mit 18 Punkten zufrieden sein. Aber wir haben jetzt vier Spiele hintereinander verloren. Das ist das, was mich sehr ärgert."

Jürgen Klopp (Trainer Borussia Dortmund): "Ich kann natürlich auch die Tabelle lesen. Aber bis jetzt ist es nur eine sehr erfolgreiche Saison, das würden wir gerne fortführen. Dass in der Bundesliga noch keiner vor uns acht Auswärtsspiele in Folge gewonnen hat, ist ehrlich gesagt auch für mich überraschend. Ich habe mich in meinem Leben noch nie mit Titelkämpfen beschäftigen müssen und Prozentrechnung war auch nie mein Bereich. Wir müssen arbeiten, nicht rechnen."

Jens Hegeler (1. FC Nürnberg): "Wir müssen zusehen, dass wir in die Spur zurückkommen. Wir waren gegen Dortmund zumindest nicht chancenlos, das stimmt mich optimistisch. Wir spielen die Aktionen im Moment nicht gut genug zu Ende. Wir dürfen jetzt jedoch nicht in Hektik verfallen, müssen weiter kompakt stehen und aggressiv bleiben."

Andreas Wolf (1. FC Nürnberg): "Der Ball zum 1:0 geht leider auf meine Kappe. Ich sehe, dass es ein langer Ball ist und versuche, Hummels ins Abseits zu stellen. Leider klappt das nicht, was mich jetzt sehr ärgert. In der ersten Halbzeit hatten wir viel vom Spiel, mehr als der BVB. Wir haben viel richtig gemacht, es war das beste Spiel seit vier Spielen. Jetzt sind noch sechs Punkte zu holen, wir werden konzentriert daran arbeiten."

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Nachbetrachtung:

Die Dortmunder Gewinnzahlen vom Wochenende: 10, 15, 17, 22, 24, 40. Zehn Punkte beträgt der Vorsprung nach dem 2:0-Sieg in Nürnberg jetzt schon vor dem Zweiten Mainz 05, 17 vor den Bayern, die viel über ihre Aufholjagd reden, aber wenig dafür tun. Und 24 Punkte liegen bereits jetzt zwischen Erzrivale Schalke und dem BVB.

In Nürnberg holte Dortmund die Punkte 38 bis 40, und das nach 15 Spieltagen - das gab's noch nie, ist Rekord in der Bundesliga. Das Durchschnittsalter der Startelf beim Spiel gegen den Club lag knapp über 22 Jahre, exakt waren es 22,2 Jahre und damit die jüngste Bundesligamannschaft aller Zeiten.

Mittlerweile scheinen es schon nicht mehr die Siege an sich, die der Konkurrenz Angst machen sollten, sondern die Selbstverständlichkeit, mit der Dortmund einen Erfolg nach dem anderen einfährt.

"Unsere Kontinuität ist bis hierhin wirklich außergewöhnlich. Neben dem Talent, ist es die außergewöhnliche Mentalität der Truppe, die uns das erlaubt", sagt Trainer Jürgen Klopp. "Ich denke, wir waren in allen Spielen, die wir gewonnen haben, der verdiente Sieger."

Seit Wochen warten die Verfolger nun schon auf einen Ausrutscher, oder noch besser: ein veritables Tief der Dortmunder.

Wie scheinbar mühelos fast alles momentan läuft, verdeutlicht aber das Beispiel Robert Lewandowski: Der stand als Ersatz des eigentlich kaum zu ersetzenden Lucas Barrios unter besonderer Beobachtung und hatte in seinen Abschlussaktionen lange kein Glück oder zielte schlicht zu ungenau.

Lewandowski machte längst nicht alles richtig, Klopp musste sich besonders in der zweiten Halbzeit einige Male aufregen, weil der Pole sich nicht an vorgegebene taktische Muster hielt. Und trotzdem erzielte Lewandowski kurz vor Schluss dann doch noch sein Tor.

Ähnlich geräuschlos integrierten die Borussen schon andere Ergänzungsspieler, die mittlerweile sogar schon erste Wahl sind. Sven Bender hat den Ausfall von Kapitän Sebastian Kehl längst aufgefangen und passt mit seiner Dynamik und Aggressivität perfekt ins Dortmunder Spiel.

"Bei uns müssen alle gegen den Ball arbeiten. Wenn dann einem mal einer durchrutscht, ist ja immer noch der Bender da", erwähnte Klopp einzig seinen Staubsauger auf der Pressekonferenz nach dem Nürnberg-Spiel namentlich.

Lukasz Piszczek kam ohne Lobby aus Berlin und hatte als Ersatz für den eigentlich eingeplanten Patrick Owomoyela einen holprigen Start. Der Pole hat sich aber derart gut als Rechtsverteidiger gemacht, dass Owomoyela derzeit ohne Qualitätsverlust zu ersetzen ist.

Die Prognose vor der Saison, dass der BVB in der Tiefe qualitativ zu dünn besetzt sei, erweist sich immer mehr als falsches Vorurteil. Die Mannschaft schafft es scheinbar mühelos, ihre Kollegen aus der zweiten Reihe schnell auf ihr Niveau zu heben. Auch hier ist der BVB der Konkurrenz derzeit um einiges voraus.

Nürnberg - Dortmund: Daten zum Spiel

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