Hannovers Aussortierte werden zu Sieggaranten

SID
Jan Schlaudraff (l.) wurde von Hannover in dieser Saison viermal eingesetzt

Die vor der Saison eigentlich schon aussortierten Jan Schlaudraff und Mike Hanke sorgen bei Hannover 96 weiter für Furore. Schlaudraff war beim 3:0 über den SC Freiburg der entscheidende Mann für die Niedersachsen.

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Ihre Zeit bei Hannover 96 war eigentlich schon abgelaufen, doch Jan Schlaudraff und Mike Hanke haben kräftig an der Uhr gedreht. "Vielleicht haben sie ein wenig Druck gebraucht, um ihr Potenzial abrufen zu können. Ich freue mich sehr für die beiden", sagte 96-Klubchef Martin Kind nach dem 3:0 (1:0)-Sieg gegen den SC Freiburg.

Monatelang war gerade Kind einer der schärfsten Kritiker der Ex-Nationalspieler gewesen. Nur zu gern hätte er die Sorgenkinder vor Saisonbeginn von der Gehaltsliste gestrichen. Doch das vermeintlich tote Kapital präsentiert sich wieder quicklebendig.

"Ich habe nie aufgegeben"

"Ich habe nie aufgegeben und immer versucht, mich aus meiner schwierigen Situation herauszuarbeiten. Jetzt werde ich dafür belohnt", sagte Schlaudraff, der gegen Freiburg als Vollstrecker und Vorlagengeber glänzte.

Das 1:0 (15.) war sein erstes Tor in der Bundesliga seit gut elf Monaten, das 2:0 durch den starken Didier Ya Konan (73.) bereitete er mustergültig vor. Anschließend zeigte sich sogar Kind begeistert. Dabei hatte der 96-Boss noch vor wenigen Monaten ausgeschlossen, dass Schlaudraff jemals wieder für die Hannoveraner aufläuft.

"Das war Motivation", sagte Kind und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen: "Jan hat eine tolle Entwicklung genommen. Er ruft jetzt all die positiven Eigenschaften ab, die er immer hatte. Wir werden noch viel Freude an ihm haben."

Von einem Abschied des Topverdieners ist keine Rede mehr. "Im Moment sind wir zufrieden, dass er da ist", sagte 96-Sportdirektor Jörg Schmadtke. Und auch Schlaudraff meinte: "Ich habe noch eineinhalb Jahre Vertrag. Alles andere müssen der Präsident und der Manager entscheiden. Ich habe nie gestänkert. Das hat mir die Möglichkeit gegeben, in die Mannschaft zurückzukehren."

Hanke ist unzufrieden

Auch Hanke ist wieder Teil des Überraschungs-Vierten. Doch die Voraussetzungen bei dem 27 Jahre alten Edeljoker sind andere als bei Schlaudraff. Ganze 58 Minuten kam Hanke in der laufenden Saison zum Einsatz. Das reichte zwar immerhin zum dritten Treffer gegen Freiburg (89.) und zum Last-Minute-Siegtor in der Vorwoche gegen den Hamburger SV. Für die Ansprüche des Stürmers ist dies jedoch viel zu wenig.

"Meine Situation hat sich durch die beiden Tore nicht verändert. Wir werden uns demnächst zusammensetzen und über meine Zukunft reden", sagte Hanke. Die Zeichen scheinen auf Abschied zu stehen, zumal sein Vertrag in Hannover zum 31. Juli 2011 endet. Doch Kind wollte auch einen Verbleib des wieder treffsicheren Angreifers nicht ausschließen: "Wir werden Gespräche führen und dann weiter sehen."

Bei all dem Trubel um die eigentlich schon Aussortierten schien die hervorragende Tabellenposition der Niedersachsen fast schon ein wenig in den Hintergrund zu rücken. 25 Punkte stehen für den einst als Abstiegskandidaten gehandelten Klub zu Buche. Derzeit scheint sogar das internationale Geschäft möglich.

"Situation nüchtern bewerten"

"Die Fans dürfen träumen. Wir aber sind gut beraten, die Situation nüchtern zu bewerten. Die Partie gegen Freiburg war nicht unser bestes Spiel", sagte Schmadtke und wollte auch Schlaudraffs und Hankes Glanztaten nicht überbewerten: "Sie haben ihren Job gemacht."

Ein Fazit, dass Gäste-Trainer Robin Dutt angesichts der Leistung seines Teams nicht ziehen konnte. Erstmals seit 17 Spielen blieben die Breisgauer ohne eigenen Torerfolg und zeigten auch in der Defensive Schwächen.

"Hannover hat hochverdient gewonnen. Wir haben einfach die falschen Mittel gewählt, um Fußball zu spielen", meinte der Coach, dessen Mannschaft aber weiter in der oberen Tabellenhälfte zu finden ist.

Hannover - Freiburg: Daten zum Spiel