HSV versinkt irgendwo im Nirgendwo

SID
Mika Hanke köpfe frei vor Jaroslav Drobny zum 3:2 für Hannover ein
© Getty

Der Hamburger SV versinkt nach dem 2:3 (1:1) bei Hannover 96 und der dritten Auswärtsniederlage nacheinander immer mehr im Mittelmaß der Bundesliga.

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Frust und Enttäuschung machen sich bei den hochambitionierten Hanseaten breit. Hannover darf nach dem Last-Minute-Sieg hingegen von Großem träumen.

Sie rannten, dribbelten und kämpften - doch der Hamburger SV rutscht immer tiefer in die sportliche Krise. Nach dem 2:3 (1:1) bei Hannover 96 und der dritten Auswärtspleite in Folge dümpeln die Hanseaten in der Tabelle irgendwo im Nirgendwo und sind meilenweit von ihren Zielen entfernt.

"Für unsere Ansprüche zu wenig"

"Wenn man fünf Siege, drei Unentschieden und fünf Niederlagen auf dem Konto hat, ist das für unsere Ansprüche zu wenig", meinte Trainer Armin Veh. Mannschaftskapitän Heiko Westermann ergänzte: "Wir haben das, was wir uns vor der Saison vorgenommen haben, bisher überhaupt nicht erfüllt."

Man mag nicht widersprechen. In der Bundesliga steht Platz neun zu Buche. Auch im Pokal ist man nach der peinlichen 2:5-Klatsche vor gut drei Wochen bei Eintracht Frankfurt nur noch Zuschauer. Das erneute Verpassen des internationalen Geschäfts scheint schon mehr als eine Drohkulisse, der erste Titelgewinn seit 1987 meilenweit entfernt.

"Im Moment kommt es für uns knüppeldick. Bitterer geht es nicht. Wir waren in Hannover drauf und dran, das Spiel zu gewinnen. Aber wir müssen den Kopf oben behalten und jetzt da durch", sagte Sportchef Bastian Reinhardt und stapfte frustriert hinaus in den kalten Herbstabend.

"Wir müssen jetzt schauen, dass wir oben dranbleiben"

Selbst der erste Doppelpack von Supertalent Son Heung Min (40. und 54.) hatte die frostige Stimmung auf dem Rückweg an die Elbe nicht verhindern können. "Der HSV wird noch viel Freude an ihm haben", meinte Veh. Zumindest kurz lächelte der Coach. Dann kam der Ärger über die Gesamtsituation wieder hoch: "Wir müssen jetzt schauen, dass wir oben dranbleiben. Dafür wäre in Hannover schon ein Punkt hilfreich gewesen. Dass wir das nicht geschafft haben, ist einfach zum Kotzen."

Gemüt, Selbstvertrauen, zahlreiche Spieler - beim HSV ist derzeit so manches angeschlagen. Neun Profis fehlten Veh am Samstag aufgrund verschiedener Verletzungen. Gerade in der Defensive stehen den Hamburgern kaum noch Alternativen zur Verfügung. Im Nordderby musste Muhamed Besic sein Startelf-Debüt geben. Der war vor zwei Monaten noch 17 Jahre alt und ist jetzt der große Hoffnungsträger in der Innenverteidigung. Abwehrchef Joris Mathijsen kommt nach einem doppelten Bänderriss erst im kommenden Jahr zurück.

Besic deutete sein Potenzial zwar an, begünstigte durch einen Fauxpas aber auch das 0:1 durch Lars Stindl (31.). "Der Fehler war ja fast ein Eigentor. Aber er hat sich davon nicht beeindrucken lassen und danach ordentlich gespielt", urteilte Veh. Besic selbst stellte sich nach der Pleite als einer von wenigen HSV-Profis den Fragen. Fast mehr sprach aber der Blick des jungen Bosniers: Leere, Traurigkeit, Enttäuschung.

Erster Treffer seit sechs Monaten

Verantwortlich dafür war Mike Hanke. Der bei den Niedersachsen eigentlich schon aussortierte Stürmer hatte in der Nachspielzeit (90.+1) das Siegtor für die Platzherren geköpft. Es war sein erster Treffer seit gut sechs Monaten. Trotz seines zunächst großen Jubels hätte Hanke mit seiner Stimmung am Ende aber eher in ein HSV-Trikot gepasst.

"Bei der Mannschaft läuft es riesig, bei mir sieht es nicht so rosig aus. Daran ändert auch das Tor nichts", meinte der 27-Jährige, der in der laufenden erst magere 52 Minuten auf dem Platz stand und von Teilen der 96-Fans mehr als kritisch gesehen wird. "Wenn ich treffe, bin ich hier der Held. Sonst bin ich hier der Depp. Das kann es nicht sein", sagte Hanke.

Immerhin sorgten seine Teamkameraden für ausgelassene Stimmung. 22 Zähler stehen für die vor der Saison als Absteiger gehandelte Truppe von Trainer Mirko Slomka schon zu Buche. "Jetzt wollen wir die 40 Punkte so schnell wie möglich vollmachen", sagte Christian Schulz, der mit einem spektakulären Fallrückzieher das 2:2 (59.) besorgt hatte. Mit einem Augenzwinkern fügte der Abwehrspieler beim Blick auf die Tabelle hinzu: "Träumen darf man immer." In Hamburg tut dies momentan niemand mehr.

Hannover - Hamburg: Daten zum Spiel