Raul & Jurado: Zwei spanische Schicksale

Von Haruka Gruber
Lob für den einen, Strafe für den anderen: Matchwinner Raul (r.) und der kritisierte Jurado
© Imago

Während Raul nach dem 3:0 gegen den FC St. Pauli die Rückkehr seines Tor-Instinkts feierte, erreichte Landsmann Jurado den Tiefpunkt. Vorstand Horst Heldt stellte ihn öffentlich in Frage. Ein taktisches Manöver?

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Reaktionen:

Raul (FC Schalke 04): "Ich bin sehr glücklich und zufrieden, vor allem, dass wir den Fans den Sieg widmen konnten. Nach dem doch holprigen Start haben sie in den letzten Wochen gelitten. Ich hoffe, dass das der Anfang einer Siegesserie war. Ich fühle mich auf Schalke sehr wohl. Der Trainer gibt mir alle Freiheiten und wir reden jeden Tag miteinander. Wie ich agiere, hängt immer etwas vom Spielverlauf ab. Es gibt Spiele, in denen ich glaube, weiter hinten spielen zu müssen, weil ich denke, dass ich da der Mannschaft helfen kann."

Christoph Metzelder (FC Schalke 04): "Der Sieg war natürlich wichtig, das war gut für unser Punktekonto, gut für unser Selbstvertrauen und natürlich auch gut für die Schalker Seele, die ordentlich gelitten hat in den letzten Wochen. Wir stabilisieren uns hinten und wir haben auch vorne wieder Gefahr ausgestrahlt. Ich fühle mich besser und ich denke, ich kann der Mannschaft immer mehr helfen. Wir müssen uns jetzt in die Saison kämpfen. Es ist leider Gottes schon spät, aber noch nicht zu spät."

Nachbetrachtung:

Es war eines der interessanteren der ansonsten recht ereignislosen Halbzeit-Interviews. Da führte sein FC Schalke 04 gegen den FC St. Pauli mit 1:0 und in der Veltins-Arena war nach Wochen der Enthaltsamkeit endlich wieder eine gelöste Stimmung zu spüren.

Doch Vorstandsmitglied Horst Heldt schaute grimmig in die Kamera und holte zunächst zu einem Rundumschlag gegen einen Teil der Mannschaft aus und bemängelte die generelle Einstellung sowie die "fehlende Geilheit", bevor er auf Nachfrage speziell einen Spieler an den Pranger stellte.

"Hacke, Spitze, eins, zwei, drei ist nicht gefragt. Jurado muss sich an das Tempo und an die Atmosphäre gewöhnen. Ich verlange, dass er mehr Gas gibt", sagte Heldt und lenkte damit bewusst die Aufmerksamkeit der Berichterstatter auf die mäßige Leistung des Spaniers.

Aber warum? Denkbar, dass Heldt nach Absprache mit Trainer Felix Magath die überraschend deutlichen Worte fand, um Jurado zu signalisieren, dass seine Schonzeit vorbei ist. Folgerichtig wechselte Magath den 24-Jährigen noch in der Pause aus.

Jurados Problem: Seine technische Brillanz ist im Schalker Kader unerreicht, aber weil er sich zu spät vom Ball löst, verlangsamt er das Spiel häufig unnötig. Hinzukommt seine Körpersprache und die phasenweise mangelhafte Arbeit gegen den Ball.

In den letzten Wochen profitierte Jurado davon, dass Magath das 4-4-2 mit Raute bevorzugt und der Spanier im Grunde die einzig seriöse Option für die Spielmacher-Rolle ist. In der zweiten Halbzeit zeigte sich aber, dass womöglich ein flaches 4-4-2 eben ohne Jurado besser zur Mannschaft passt.

Der starke Farfan (rechts) und der für Jurado eingewechselte Edu (links) auf den Flügeln, die Raul und Klaas-Jan Huntelaar mit Flanken versorgen. In der Mittelfeld-Zentrale mit Jermaine Jones und Christoph Moritz zwei Sechser, deren Hauptaufgabe darin besteht, die nach wie vor nicht sattelfeste Abwehr (diesmal Benedikt Höwedes) zu stabilisieren.

Zumindest gegen einen am Ende derart schwachen Gegner wie St. Pauli war das flache 4-4-2 maßgeschneidert, um etwa die Stärken eines Raul zum Tragen zu bringen. Jurados Landsmann zeigte seine beste Leistung seit seinem Wechsel zu Schalke, erzielte zwei Treffer und war auch sonst gut in das Spiel eingebunden.

Auffällig, dass er wie von Magath geraten seine Position im Sturm hielt und sich - wenn überhaupt - nur fünf bis zehn Meter hinter Huntelaar zurückfallen ließ. Hätte Raul so defensiv agiert wie zuletzt, wäre er nie in der Position gewesen, um seine beiden Abstauber-Tore zu erzielen.

Genau diese Effektivität ging St. Pauli ab. In den ersten 30 Minuten waren die Hamburger ebenbürtig, doch viel versprechende Angriffe verpufften, weil ab 30 Meter vor dem Schalker Tor die Pässe überhastet gespielt wurden oder die Laufwege nicht stimmten.

Ein Bruch bedeutete der Ausfall von Abräumer Fabian Boll kurz vor der Pause: Ersatzmann Dennis Daube schoss zum Einstand zwar einen gefährlichen Freistoß, im weiteren Verlauf geriet er aber wie die restliche Mannschaft zusehends ins Schwimmen, so dass St. Pauli in de zweiten Hälfte fast durchgängig in Bedrängnis war. Am Ende waren sie mit dem 0:3 gut bedient.

Schalke - St. Pauli: Daten zum Spiel