Felix Magath: "Das war eine Erlösung für Raul"

Von Haruka Gruber / Tim Frische
Raul (M.) erzielte beim Sieg gegen St. Pauli zwei Treffer für Schalke
© Getty

Der FC Schalke 04 hat mit einem 3:0 (1:0)-Erfolg über den FC St. Pauli zumindest bis Samstag die Abstiegsränge verlassen und den ersten Heimsieg der Saison gefeiert.

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Vor 61.000 Zuschauern in der ausverkauften Veltins-Arena erzielten der zuletzt kritisierte Raul mit seinem zweiten Saisontreffer das 1:0 (14.), nach Wiederanpfiff erhöhte Klaas-Jan Huntelaar (54.). Für den Endstand sorgte erneut Raul (81.).

St. Pauli verlor bereits das dritte Spiel in Serie und muss nach dem besten Saisonstart der Klubgeschichte aufpassen, nicht weiter abzurutschen.

Für Aufsehen sorgte Schalkes Vorstandsmitglied Horst Heldt, als er in der Halbzeitpause bei "Sky" sehr deutlich Spielmacher Jurado kritisierte: "Hacke, Spitze, eins, zwei, drei ist nicht gefragt. Jurado muss sich an das Tempo und an die Atmosphäre gewöhnen. Ich verlange, dass er mehr Gas gibt." Wohl kein Zufall, dass der Spanier daraufhin ausgewechselt wurde.

Reaktionen:

Felix Magath (Trainer FC Schalke 04): "Ich bin froh, dass Raul in der Bundesliga getroffen hat. Ich freue mich für ihn und ich denke, dass es eine Art Erlösung war."

Holger Stanislawski (Trainer FC St. Pauli): "Wenn wir unsere hundertprozentigen Chancen nicht verwerten, kannst du kein Spiel gewinnen. Dann hast du es auch nicht verdient."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Schalke zum Tel-Aviv-Spiel mit drei Änderungen: Schmitz (für Escudero), Jones (Kluge) und Moritz (Rakitic). Bei Pauli kommt der Ex-Schalker Volz erstmals zum Einsatz, in der Dreier-Offensiv-Reihe ersetzen Naki/Kruse Asamoah und Hennings, der auf der Bank sitzt.

14., 1:0, Raul: Farfan schickt Uchida auf der rechten Seite steil, der Japaner flankt flach in die Mitte. Dort verlängert Huntelaar den Ball etwas glücklich weiter zu Raul, der aus fünf Metern einnetzt! Sein zweiter Saisontreffer.

37.: Jurado zieht von links in die Mitte und versucht es mit einem Distanzschuss aus 25 Metern. Der Spanier schlenzt den Ball in die lange Ecke, aber Kessler faustet die Kugel weg.

40.: Boll flankt den Ball von rechts ans kurze Fünfereck auf Bartels, der genial mit dem linken Außenrist per Heber direkt auf Naki verlängert. Naki kann frei aus sieben Metern abziehen, aber verzieht! Das hätte der Ausgleich sein müssen!

46.: Magath straft Jurado ab und wechselt Edu ein. Heißt: Schalke jetzt im flachen 4-4-2 mit Edu (links) und Farfan (rechts) auf den Flügeln.

54., 2:0, Huntelaar: Farfan zieht einen Eckball von der rechten Seite auf den kurzen Pfosten, Huntelaar läuft diesem entgegen, schüttelt Thorandt ab und köpft wie aus dem Bilderbuch aus sechs Metern ins lange Eck. Sechstes Saisontor für den Hunter!

81., 3:0, Raul: Doppelpack! Farfan flankt von der rechten Seite auf den langen Pfosten, Schmitz kommt an den Ball, Konfusion im Pauli-Strafraum, der Linksfuß bringt die Kugel in die Mitte zu Raul, der aus vier Metern einschiebt!

87.: Huntelaar wird schön im Strafraum freigespielt, Kessler verkürzt den Winkel, der Niederländer versucht, über den Keeper zu lupfen, aber Kessler kommt mit den Finger an den Ball.

Fazit: Ein am Ende auch in der Höhe verdienter Erfolg der Schalker gegen harmlose und naive Aufsteiger. Am Ende hätte es sogar einen Kantersieg geben können, wenn die Konter besser ausgespielt worden wären.

Der Star des Spiels: Raul. Was für eine Geschichte: Zeigte pünktlich 100 Tage nach seiner offiziellen Präsentation seine beste Leistung im Schalke-Trikot. Ließ sich anders als in den letzten Spielen nicht ins Mittelfeld zurückfallen, sondern hielt über weite Strecken seine Position neben Sturmpartner Huntelaar und wurde mit zwei Abstauber-Toren belohnt. Agierte nach der Pause zusehends selbstbewusster und bereitete mit einem schönen Pass auf Uchida fast einen weiteren Treffer vor (66.). Ebenfalls stark: Farfan.

Die Gurke des Spiels: Deniz Naki. War auf der für ihn eher ungewöhnlichen Position direkt hinter Sturmspitze Ebbers viel unterwegs, bot sich immer wieder an und lief gut in die Räume. Doch immer wenn Naki mit dem Ball in die Nähe des Schalker Strafraums kam, wollte ihm nichts mehr gelingen. Einige viel versprechende Konter in der ersten Hälfte endeten im Nichts, weil Naki entweder einen Fehlpass produzierte oder selbst überhastet den Abschluss suchte. Baute nach seiner vergebenen Großchance in der 40. Minute stark ab und wurde später ausgewechselt (72.).

Die Pfeife des Spiels: Jochen Drees. Hätte Jones nach seinem ersten bösen Foul (27.) Gelb zeigen müssen, beließ es jedoch bei einer Ermahnung. Lag ansonsten in vielen Situationen richtig und hatte die Partie im Griff.

Analyse: Zu Beginn sah das Schalker Spiel erneut so mühselig aus wie in den vergangenen Wochen. Die Abwehr, allen voran Höwedes, agierte phasenweise unsicher, und ein Offensivspiel kam nur zustande, wenn sich Farfan auf rechts mit einer guten Einzelaktion durchsetzte. Doch mit dem etwas glücklichen 1:0 durch Raul löste sich eine Blockade.

Nicht nur beim starken Raul, sondern auch bei Spielern wie Metzelder oder Schmitz, die Sicherheit ausstrahlten und mitverantwortlich waren, dass St. Pauli in der zweiten Hälfte praktisch nicht mehr stattfand.

Bei den Hamburgern wiederum setzt sich der Negativtrend fort. Nach der dritten Niederlage in Folge steckt Pauli in der unteren Tabellenhälfte fest - und muss um den Gesundheitszustand von Leistungsträger Boll bangen, der verletzt ausgewechselt werden musste. Was alarmierend war: Die Art und Weise, wie die Mannschaft nach dem 0:2 aufgab und Schalke das Spiel überließ.

Schalke - St. Pauli: Daten zum Spiel