Kursänderung in Richtung Zukunft

Von Martin Gödderz
Der 1. FC Köln möchte in der neuen Saison attraktiveren Fußball zeigen
© Getty

Bis zum Start der Bundesliga beleuchtet SPOX alle 18 Klubs in der großen Vorschau-Serie - mit allen Transfers, Hintergründen und der Saison-Prognose. Diesmal: Der 1. FC Köln.

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Die Bilanz des 1. FC Köln im ersten Jahr unter Trainer Zvonimir Soldo war durchwachsen. Gerade einmal drei Heimsiege bekam das leid geplagte Publikum präsentiert, lediglich 33 Tore erzielte das Team insgesamt, nur Nürnberg war schlechter. Äußerst selten konnten die Kölner mit schönem Fußball glänzen.

In der neuen Saison schlägt der Verein einen ganz anderen Kurs ein, auch weil Finanzsorgen den Klub plagen. Die Großeinkäufe der letzten Jahre sind passe, ein neuerlicher Sparkurs hat am Geißbockheim eingesetzt.

Ein "Paradigmenwechsel", wie Geschäftsführer Claus Horstmann betont. Die Verantwortlichen wollen vermehrt auf junge, deutsche Perspektivspieler setzen und Trainer Soldo im zweiten Jahr attraktiveren Fußball spielen lassen.

Das ist neu:

Die Transferpolitik. Wurde in den letzten Jahren vornehmlich in erfahrene Spieler mit teils großer Vergangenheit investiert und viel Geld in die Hand genommen, setzen die Kölner Führungskräfte nun auf preisgünstige und junge Spieler.

Sechs Neuverpflichtungen konnten bisher als perfekt vermeldet werden. Einzig für den rumänischen Stürmer Alexandru Ionita, der bereits letzte Saison als Verpflichtung feststand, gaben die Geißböcke viel Geld aus (2,5 Millionen Euro).

Einer, der sofort weiterhelfen kann, ist Martin Lanig, welcher für 700.000 Euro vom VfB Stuttgart kam und im halbrechten Mittelfeld gleich eine tragende Rolle in Soldos neuem System spielen soll.

Dessen Gegenüber auf halblinks heißt Mato Jajalo. Vom 22-jährigen Kroaten, der für 250.000 Euro vom AC Siena ausgeliehen wurde, verspricht sich Landsmann Soldo sehr viel.

Auf den großen Problemzonen der letzten Saison, den Außenbahnen, investierte der Verein vornehmlich in unbekannte Spieler. Der Brasilianer Andrezinho, der auf Empfehlung Pedro Geromels von dessen Ex-Klub Vitoria Guimaraes kam, macht dem slowenischen WM-Fahrer Miso Brecko auf rechts Konkurrenz. Konstantinos Giannoulis hat auf links dagegen weniger Chancen.

Auf der Seite der Abgänge stehen lediglich Pierre Wome und Maniche. Beide Spieler sind schon über 30 und galten als sehr schwierige Charaktere. Gerade der portugiesische Champions-League-Sieger Maniche fiel eher durch Undiszipliniertheiten denn durch Leistung auf.

Die Taktik:

Soldo hat in der Vorbereitung auf ein 4-3-1-2 umgestellt, von dem er selbst behauptet, dass es ein System mit Raute sei.

Neben dem defensiv orientierten Petit stehen mit Martin Lanig und Mato Jajalo zwei weitere eher zentral ausgerichtete Spieler in der Dreierreihe. Hinter den Spitzen wird dann entweder Lukas Podolski, auf den Soldo dieses System extra ausgerichtet hat, oder der in der Vorbereitung sehr überzeugende Taner Yalcin spielen. So oder so wird das Mittelfeld aber kaum einer typischen Raute ähneln, da hierfür einfach die schnellen Außenspieler fehlen.

Da sich neben dem gesetzten Milivoje Novakovic bisher kein weiterer Stürmer aufdrang, wird Podolski wohl wieder ganz nach vorne rücken. Nach einer verkorksten letzten Saison hat das Sturmduo einiges gutzumachen.

Während die Innenverteidigung feststeht, vorausgesetzt Pedro Geromel ist wieder fit, gibt es um die Außenverteidigerpositionen einen Kampf, den zumindest links mit Stefan Salger ein Nachwuchsspieler gewinnen könnte.

Der Spieler im Fokus:

In Deutschland ist Mato Jajalo ein gänzlich unbeschriebenes Blatt. Kölns Trainer Zvonimir Soldo kennt den Kapitän der kroatischen U-21-Nationalmannschaft aber schon aus dem eigenen Land und ist sehr angetan vom 22-Jährigen, der im Mittelfeld nahezu jede Position bekleiden kann.

Auch Michael Meier hält große Stücke auf den ausgeliehenen Spieler: "Mato Jajalo ist für uns eine wertvolle Verstärkung. Er ist im Mittelfeld variabel einsetzbar, hat eine gute Technik und ist sehr ballsicher. Zudem verfügt er über eine gute Spielübersicht."

Jajalo, der acht Jahre in Deutschland gelebt hat, spricht perfekt deutsch und sollte daher keine Eingewöhnungsprobleme haben. Er trägt gleich große Verantwortung auf seinen Schultern, schließlich soll er gemeinsam mit Martin Lanig den im letzten Jahr müden Spielaufbau ankurbeln und beweisen, dass Torhüter Faryd Mondragon nicht umsonst über ihn sagt: "Mato wird die große Überraschung. Ein Mann, der Spiele alleine entscheiden kann."

Das Interview

SPOX: Der FC hat Sie als Führungsspieler geholt, gleichzeitig aber auch klargemacht, jetzt und in Zukunft vermehrt auf die eigene Jugend setzen zu wollen. Wie finden Sie diesen Weg?

Lanig: Grundsätzlich gut. Aber es ist auch wichtig, eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen, hungrigen Spielern in der Mannschaft zu haben. Ich glaube, dass diese Mischung bei uns ganz gut ist.

Das ganze SPOX-Interview mit Martin Lanig

Die Prognose

Im Gegensatz zur letzten Saison haben die Kölner kein Hammer-Auftaktprogramm. Das heißt aber auch, dass gleich von Beginn an keine Ausreden mehr zählen. Den Fans dürstet es nach attraktiverem Offensivfußball.

Das Potenzial im Team ist vorhanden. Können Podolski und Novakovic ihr ganzes Leistungsvermögen abrufen, sind sie eines der besten Sturmduos der Liga. Die Innenverteidigung ist bereits seit zwei Jahren das Prunkstück des FC und im Mittelfeld gibt es eine interessante Mischung. Sowohl Jajalo wie auch Yalcin könnten zur Überraschung der Saison werden. Viele junge Spieler schüren den Konkurrenzkampf und der Kader ist im Vergleich zum Vorjahr breiter aufgestellt.

Ein großes Fragezeichen steht aber noch immer hinter dem Charakter der Mannschaft. Im letzten Jahr waren die Spieler eher mit Nebensächlichkeiten beschäftigt, als mit dem Fußball selbst. Leistungsträger wie Podolski, Novakovic oder Maniche machten, was sie wollten.

Kriegt Trainer Soldo den Charakter der Mannschaft in den Griff, so kann das Ziel, ein gesicherter Mittelfeldplatz, durchaus erreicht werden. Setzt es aber gleich zum Anfang wieder Niederlagen, so könnte das Fass schnell überlaufen, da Soldo keine große Lobby besitzt. Probleme sind dann vorprogrammiert und der FC müsste ein weiteres Jahr um den Abstieg kämpfen - ein Szenario, welches dem Leistungsvermögen der Mannschaft nicht gerecht würde.

Der Kader des 1.FC Köln im Überblick