Hertha: Hilflos, willenlos, chancenlos

SID
Wie Pal Dardai auf dem Weg zu den Fans gab die Hertha in Nürnberg ein trauriges Bild ab
© Getty

Schlusslicht Hertha BSC steuert nach der achten Pleite in Serie auf den ersten Abstieg seit 1991 zu.

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Eine Handvoll Profis schlich nach dem blamablen Auftritt beim 0:3 (0:2) im ultimativen Keller-Duell gegen den 1. FC Nürnberg noch zur Fankurve - doch selbst dort wurden die Versager von den wütenden Anhängern vertrieben.

Der neue Trainer Friedhelm Funkel sah das Drama über 90 Minuten stehend und mit erstarrter Miene an. "Wir waren hilflos und ich bin restlos enttäuscht. Die Spieler müssen endlich begreifen, dass wir gegen den Abstieg spielen", sagte Feuerwehrmann Funkel nach der zweiten Pleite bei seinem zweiten Hertha-Auftritt: "Da muss man die Ärmel aufkrempeln und nicht Hacke, Spitze eins, zwei, drei spielen."

Er hatte bereits bei seinem Amtsantritt gemutmaßt, dass es der schwerste Job seiner langen Bundesliga-Karriere als Rettungsspezialist werden würde, "aber dass es so schwer wird, habe ich doch nicht erwartet".

Preetz: Nur einer hat sich gewehrt

Gegen den Tabellennachbarn Nürnberg waren die Berliner in allen Belangen unterlegen, den einzigen gefährlichen Torschuss gab es nach 73 Minuten durch Patrick Ebert. Die Großverdiener Gojko Kacar und Raffael wurden früh ausgewechselt, Nationalspieler und Kapitän Arne Friedrich fiel nur durch eine dumme Gelbe Karte auf.

Kein Herthaner verdiente sich das Prädikat "bundesligatauglich" - wobei der bemitleidenswerte 19-Jährige Ersatz-Torhüter Sascha Beuchert noch die beste Figur machte.

"Ich habe nur einen gesehen, der sich gewehrt hat - und das war Sascha Beuchert. Das ist bezeichnend", sagte Manager Michael Preetz: "Jeder muss begreifen, dass wir mit dem Rücken zur Wand stehen und es um die Zukunft des Vereins geht."

Nürnberg vergibt höheren Sieg

Mit drei Zählern aus den ersten neun Spielen war Hertha letztmals in die Saison 1990/91 gestartet. Damals folgte der Abstieg und eine sechsjährige Leidenszeit ohne Eliteklasse. "Bei uns hat alles gefehlt: Ballsicherheit, Stellungsspiel, Abwehrverhalten. Nürnberg hat uns vorgemacht, was man im Abstiegskampf tun muss", kommentierte Funkel.

Selbst mit drei Bundesliga-Pleiten in Serie im Gepäck spielte der Club vor 38.094 Zuschauern die Gäste an die Wand und hätte noch wesentlich höher gewinnen können.

Bunjaku: "Das war die Wende"

Nach lediglich vier Toren in den ersten acht Spielen gab es diesmal gleich drei Treffer auf einen Streich. "Das war die Wende für uns. Allerdings hätten wir noch mehr Tore machen müssen", sagte Matchwinner Albert Bunjaku nach seinem Doppelpack (26./60.) grinsend.

Der andere Schweizer Daniel Gygax (18.) hatte den Torreigen bei seinem Bundesliga-Saisondebüt eingeleitet. "Das war auch ein bisschen ein Sieg für Dennis", meinte der nicht nur wegen seiner zwei Torvorlagen überzeugende Mike Frantz danach.

Ein Sieg für Dennis

Dennis Diekmeier hatte im Abschlusstraining vor dem Spiel einen Allergieschock erlitten, Physiotherapeut Günter Jonczyk und ein per Hubschrauber eingeflogener Notarzt verhinderten Schlimmeres.

Es war so etwas wie ein Weckruf für die Nürnberger, bei denen mit dem Sieg wieder Ruhe um Trainer Michael Oenning eingekehrt ist.

Funkel kündigt harten Kurs an

In Berlin kocht dagegen die Volksseele und Funkel will künftig mit eisernem Besen kehren: "Es wird Veränderungen geben und im Umgang wird es härter und aggressiver werden."

Auch Neuverpflichtungen in der Winterpause dürften ein Thema werden, denn "momentan sieht es so aus, als wenn die Qualität nicht ausreicht" (Funkel).

Bleibt nur ein Trost für die alte Dame, ausgesprochen vom blutjungen Teenager Sascha Beuchert: "Nach dieser Leistung kann es wirklich nur noch besser werden."

Nürnberg - Hertha: Daten zum Spiel