Schalke feiert, Magath zürnt

SID
Die Schalker Fans feiern ihr Team und ihren Trainer
© Getty

Mesut Özil und Hugo Almeida haben den Traum der Schalker von der Meisterschaft zerstört. Felix Magath wittert eine Verschwörung der Schiedsrichter, feiert aber mit den Zuschauern. Werder Bremen hat im Kampf um den dritten Rang jetzt die besten Karten.

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Nachdem der gebürtige Gelsenkirchener Mesut Özil alle Schalker Titelträume zerstört hatte, begann die meisterliche Party des Vizemeisters. 20 Minuten vor Schluss wogte erstmals La Ola durchs Stadion, und eine halbe Stunde nach dem 0:2 (0:0) gegen Werder Bremen tobten noch immer 40.000 Fans, als Felix Magath seine Ehrenrunde beendete. Doch der neue Schalker Volksheld nahm die Huldigungen mit viel Wut im Bauch entgegen.

"Ich bedaure es, dass ich diese sensationelle Stimmung nicht genießen konnte. Ich habe mich leider zu sehr geärgert", sagte der Trainer und Manager von Schalke 04: "Ich muss erst mal verdauen, dass die Meisterschaft durch eine Schiedsrichterentscheidung entschieden wurde."

Magath wittert Benachteiligung

Aufgebracht hatte Magath der ausgebliebene Elfmeterpfiff kurz vor der Pause, als der Bremer Nationalspieler Per Mertesacker den Schalker Benedikt Höwedes im Strafraum für jeden sichtbar regelwidrig zu Fall gebracht hatte (41.).

Schiedsrichter Knut Kircher ließ zur Überraschung aller weiterspielen, der Ex-Schalker Özil begrub mit seinem Tor nach sehenswertem Solo (55.) und der Vorlage zu Hugo Almeidas 2:0 (64.) die königsblauen Hoffnungen auf den ersten Meistertitel seit 52 Jahren. Und Magath witterte am Ende sogar eine bewusste Benachteiligung im Duell mit Bayern München.

Fans erinnern an 2001

"Es ärgert mich, dass die Schiedsrichter die Meisterschaft maßgeblich beeinflussen", sagte er und verwies auf das 1:2 vor drei Wochen gegen den Rekordmeister: "Da gab es auch eine Elfmetersituation, aber wir haben uns nicht öffentlich beklagt. Wenn man es einfach hinnimmt, wird man bei den Schiedsrichtern nicht respektiert. Man hat den Eindruck, die Schiedsrichter können dann machen, was sie wollen."

Die Fans kommentierten Kirchers Fehlentscheidung mit drastischer Wortwahl: "Schiebt den Bayern die Schale in den Arsch", hallte es durch die Arena - wie vor neun Jahren, als sie sich im spannendsten Bundesliga-Finale aller Zeiten schon einmal durch eine Schiedsrichterentscheidung, Markus Merks indirekten Freistoß in der 94. Minute für die Münchner, um den Titel gebracht fühlten.

Mannschaft und Fans stolz

Die Wut schlug jedoch in Stolz und Begeisterung um für eine Mannschaft, der selbst Magath die direkte Qualifikation für die Champions League nicht zugetraut hatte.

"Dass wir die Saison als Vizemeister beenden, hat niemand gedacht, auch ich nicht", sagte er, "wir haben eine fantastische Saison hingelegt."

Diese Einschätzung gewann auch bei den Spielern langsam die Oberhand, nachdem sie nach dem Schlusspfiff noch enttäuscht auf den Boden gesunken waren. "Steht auf, wenn ihr Schalker seid", forderten die Fans, und Kevin Kuranyi und Co. gehorchten. "Es war Gänsehautstimmung", befand Kuranyi, der vom königsblauen Anhang besonders lautstark gefeiert wurde.

"Traum ist geplatzt"

Ganz so, als hieße es, Abschied zu nehmen. Kuranyi genoss die Ovationen sichtlich, mit feuchten Augen und dem Gedanken, was wohl passiert wäre, wenn der Titeltraum Realität geworden wäre. "Wir wollten noch was Größeres erreichen", sagte der Torjäger, "leider ist unser Traum geplatzt."

Auf Wiedersehen sagen wollte der 28-Jährige noch nicht, auch wenn es nach Abschied klang, als er sich bedankte, "für alles, was schön war".

"Es ist noch alles offen", sagte Kuranyi über seine Zukunft, "es wird in der nächsten oder übernächsten Woche Gespräche geben. Dann wird man sehen, was passiert." Doch ob Magath mit den hochdotierten Angeboten aus Russland, der Türkei und England mithalten kann (und will), ist fraglich.

Özil mit Empathie für Ex-Klub

Wahrscheinlicher ist, dass Matchwinner Özil in Kürze einen neuen Vertrag bei Werder unterschreibt. Der gebürtige Gelsenkirchener freute sich zwar nach seiner Gala, "dass ich endlich wieder ein Tor gemacht habe".

Aber mit seinem Ex-Klub, von dem er vor zweieinhalb Jahren im Streit geschieden war, hatte der 21-Jährige auch Mitleid: "Auf jeden Fall, schließlich habe ich hier lange gespielt."

Mit Bremen hat Özil nun weiter die Champions League vor Augen, denn vor dem Nordduell mit dem Hamburger SV am letzten Spieltag hat es Werder selbst in der Hand, Platz drei zu behaupten.

Schalke - Bremen: Daten zum Spiel