München feiert die Meisterschaft

Von Thomas Gaber / Florian Bogner
Der FC Bayern München präsentierte seinen Fans im letzten Heimspiel die neuen Heimtrikots
© Getty

Der FC Bayern München ist deutscher Meister - zu 99,999 Prozent! Am 33. Bundesliga-Spieltag bezwang die Mannschaft von Trainer Louis van Gaal den VfL Bochum vor 69.000 Zuschauern durch drei Tore von Thomas Müller (18./20./69.) mit 3:1 (2:0) und hat vor dem letzten Spieltag drei Punkte und 17 Tore Vorsprung auf Schalke 04. Die Knappen verloren gegen Werder Bremen mit 0:2.

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Das Debüt von Dariusz Wosz als Bochums Interimscoach ging in die Hose. Christian Fuchs gelang per Freistoß nur das 1:3 (85.). Der VfL rutschte auf Platz 17 ab, hat aber am 8. Mai sein Endspiel gegen Hannover 96.

Champagner-Dusche in der Kabine

Nach dem Schlusspfiff lagen sich die Bayern-Spieler in den Armen und feierten mit den Fans, die obligatorischen Bierduschen blieben aber aus - das hob man sich wohl für den letzten Spieltag auf.

Die Spieler feierten lieber in der Kabine - nach einer halben Stunde hinter verschlossenen Türen kamen vor allem Karl-Heinz Rummenigge und Louis van Gaal durchnässt aus den Katakomben - Bastian Schweinsteiger hatte sie offenbar mit Champagner vollgespritzt. "Der Trainer hat es ordentlich abgekriegt und sich dann versteckt", berichtete Holger Badstuber.

Eine offizielle Feier ist für den Abend indes nicht geplant, höchstens ein gemeinsames Essen. "Nach dem Saisonfinale in Berlin lassen wir es richtig krachen", versprach Rummenigge.

Van Gaal: "Ich bin sehr stolz"

"Der Vorstand hat schon vor einem Jahr gesagt, dass dies der wichtigste Titel ist. Den haben wir jetzt erreicht. Ich bin sehr stolz. Für mich hat das einen sehr großen Wert", sagte van Gaal, der als erster holländischer Trainer die Meisterschale in Empfang nehmen wird.

"Es ist ein fantastisches Gefühl. Wir haben das erreicht, worauf wir die gesamte Saison hingearbeitet haben. Dass nun auch noch so ein Sahnetag von mir dazu kommt, ist natürlich ein Traum", sagte Matchwinner Müller, der einen Rekord aufstellte: Der 20-Jährige ist der jüngste Dreierpack-Schütze der FCB-Vereinsgeschichte.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei den Bayern bleibt der angeschlagene van Buyten draußen, für den Belgier spielt Badstuber in der Innenverteidigung, Contento verteidigt links. Ribery steht wieder für Altintop in der Startelf.

Wosz stellt seine Bochumer überraschend offensiv auf. Freier rechts und Fuchs links sollen das Sturmduo Dedic/Sestak mit Bällen füttern.

6.: Olic läuft nach Zuspiel aus dem Mittelfeld von halblinks alleine auf Heerwagen zu, trifft aber den Ball eher mit der Wade. Weit rechts vorbei.

18., 1:0, Müller: Van Bommel legt den Ball am Sechzehner butterweich rechts in den Lauf von Lahm. Der flankt scharf an den Fünfer. Heerwagen kommt nicht ran und Müller lässt den Ball mit der Brust in den Kasten tropfen. Sein elftes Saisontor - und Lahms achter Assist.

20., 2:0, Müller: Wieder wieselt Lahm ungehindert den rechten Flügel runter und hat sogar noch Zeit aufzublicken. Lahm sieht Ribery am langen Pfosten, der legt den Ball volley wieder an den Fünfer zurück. Müller torpediert ihn per Flugkopfball ins rechte Kreuzeck. Zwölftes Saisontor.

39.: Maltritz mit einem Flankenlauf über den rechten Flügel. Dedic legt in der Mitte per Kopf auf Sestak ab. Der nimmt den Ball aus der Luft an und zieht direkt volley ab - knapp links am Pfosten vorbei.

Halbzeit-Fazit: Eine halbe Stunde Bayern-Power reicht zur beruhigenden Führung gegen anfangs überforderte Bochumer, die sich zum Ende steigerten.

54.: Olic legt den Ball überragend links in den Lauf von Müller. Der guckt sich Heerwagen aus, legt ihn links am Keeper vorbei - der Pfosten rettet.

56.: Jubel in der Arena! Der Zwischenstand aus Schalke verbreitet sich wie ein Lauffeuer...

69., 3:0, Müller: Van Bommel spielt Müller am Sechzehner an. Der geht wie das heiße Messer durch die Butter an drei Mann vorbei in den Strafraum und schiebt ihn cool links an Heerwagen vorbei ins Netz. Saisontor Nummer 13, sein erster Dreierpack in der Liga.

78.: Holtby! Schöner Schuss aus 20 Metern, doch Butt kratzt den Ball aus dem linken Winkel.

81.: Ribery über links, lässt sich von Schweinsteiger im Strafraum hinterlaufen und legt genau im richtigen Moment ab. Schweini passt halbhoch an den Fünfer. Gomez steht drei Meter vor dem leeren Tor, bugsiert den Ball aber an die Latte.

85., 3:1, Fuchs: Freistoß Fuchs, halbrechts, 25 Meter. Mit links in den rechten Winkel. Butt noch dran, aber machtlos. Sein viertes Saisontor - alle per Freistoß.

Fazit: Nie gefährdeter Bayern-Sieg gegen tapfer kämpfende, aber chancenlose Bochumer. Der 22. Meistertitel ist den Münchnern nicht mehr zu nehmen.

Der Star des Spiels: Thomas Müller. Saisontore 11, 12, und 13. Zum ersten Mal drei Tore in einem Bundesligaspiel. Eins mit der Brust, eins mit dem Kopf, eins mit dem Fuß. Der Youngster ist nicht zu bremsen. Müller kämpfte sich durch eine Mini-Krise und ist im Endspurt wieder voll da. Müller traf noch den Pfosten und durfte nach 70 Minuten unter Applaus für Klose Platz machen.

Die Gurke des Spiels: Matias Concha. Bochums Rechtsverteidiger sah wahlweise Ribery, Contento oder Olic nur von hinten. Concha war völlig überfordert mit seinen Defensivaufgaben und wurde ständig überlaufen. Wosz hatte ein frühes Einsehen und erlöste Concha nach 27 Minuten. Maltritz rückte auf rechts, der eingewechselte Yahia verteidigte innen.

Die Pfeife des Spiels: Markus Schmidt war in einem fairen Spiel jederzeit Herr der Lage. Gelb gegen Demichelis und van Bommel war korrekt. Auch Schmidts Assistenten lagen bei ihren Abseitsentscheidungen stets richtig.

Die Lehren des Spiels: Anstoß Bochum, vier Bayern gehen auf den Ball und Concha verursacht den ersten Eckball. Nach nicht mal zehn Sekunden war klar, wohin die Reise gehen soll. Die Münchner waren wild entschlossen, das erste von vier Samstagsspielen im Mai so früh wie möglich an sich zu reißen. Keine Spur von Zurückhaltung, keine Spur von körperlicher oder physischer Müdigkeit nach dem Coup von Lyon.

Mit einer gehörigen Portion Selbstvertrauen ausgestattet, spielten die Bayern den VfL in der ersten halben Stunde an die Wand. Die Schablone der letzten Wochen wurde wieder rausgeholt: Bei Schweinsteiger begann der Angriff. Er und van Bommel verteilten die Bälle, mal schnell vertikal in den Fuß von Ribery oder Robben, mal gemächlich über die nachrückenden Contento und Lahm.

Bochum versuchte zu retten, was zu retten ist, wurde aber durch Müllers Doppelschlag früh erwischt. Zwar schlichen sich bei den Gastgebern mit zunehmender Spieldauer ein paar Unkonzentriertheiten ein, die Kontrolle über das Spiel blieb aber stets in Bayern-Hand.

Die letzte halbe Stunde war Party in der Arena, die Bayern spielten die Partie locker runter. Für Bochum war in München nichts zu holen. Wosz hat nun sieben Tage Zeit, die VfL-Welt zu retten. Nächsten Samstag gegen Hannover müssen Punkte her, um zumindest den Relegationsplatz zu erreichen.

Bayern - Bochum: Daten zum Spiel