Cacau hält Stuttgart auf Europa-Kurs

Von Stefan Rommel
Tranquillo Barnetta (r.) rauscht in Ciprian Marica und sieht für die Aktion zurecht Gelb-Rot
© Getty

Der VfB Stuttgart setzt seinen Höhenflug in der Bundesliga fort und rückt immer näher an die Europa-League-Plätze heran. Am 31. Spieltag besiegten die Schwaben Champions-League-Anwärter Bayer Leverkusen mit 2:1 (1:1) und stehen nun schon auf Rang sechs der Tabelle.

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Vor 41.500 Zuschauern in der Mercedes Benz Arena brachte Stefan Kießling (15.) die Gäste früh in Führung. Nach der Gelb-Roten Karte gegen Tranquillo Barnetta (19.) drehte der VfB aber die Partie durch zwei Tore des starken Cacau (29. und 85.).

Während der VfB nach dem fünften Sieg in Folge weiter vom internationalen Geschäft träumen kann, hat Bayer durch die fünfte Niederlage in der Rückrunde und die vierte Auswärtspleite in Folge den zur CL-Qualifikation berechtigenden Platz drei erstmals an Werder Bremen verloren.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Der VfB mit zwei Umstellungen im Vergleich zur letzten Woche: Für Boulahrouz beginnt Celozzi wieder hinten rechts. Und im Sturm ersetzt Cacau den Russen Pogrebnjak. Hleb und Khedira sitzen nach ihren Verletzungen zunächst auf der Bank.

Bei Leverkusen kehrt Hyypiä nach seiner Verletzung wieder zurück ins Abwehrzentrum. Dafür rückt Reinartz ins defensive Mittelfeld. Bender sitzt auf der Bank.

3.: Molinaro flankt von links an den Fünfer. Gebhart steht völlig blank, verstolpert den Ball aber stümperhaft.

9.: Kroos zieht aus 25 Metern ab. Der Ball flattert, Lehmann gleitet er durch die Finger und rutscht Zentimeter links am Pfosten vorbei ins Toraus.

13., 0:1, Kießling: Reinartz hat 30 Meter vor dem Tor viel Platz. Kießling löst sich von Tasci, Delpierre rückt zu früh raus und macht eine große Lücke auf. Kießling ist alleine vor Lehmann und versenkt aus halbrechter Position zentral ins Tor.

19., Gelb-Rot für Barnetta: Marica geht an vier Mann vorbei und hat fast freie Fahrt. Barnetta, der drei Minuten vorher erst Gelb gesehen hat, haut ihn um.

25.: Freistoß Bayer, 20 Meter. Kroos zieht ihn um die Mauer. Lehmann schon geschlagen, der Ball zischt aber Millimeter links vorbei.

29., 1:1, Cacau: Molinaro flankt von links halbhoch an den Fünfer. Marica, Friedrich und Hyypiä verpassen. Cacau steht am zweiten Pfosten und nickt ins leere Tor ein.

45.: Querschläger im VfB-Strafraum. Der Ball landet bei Kadlec, der völlig frei vor Lehmann steht. Schuss aus elf Metern, aber weit drüber.

Halbzeit-Fazit: Leverkusen spielt in Unterzahl - und hat trotzdem die besseren Chancen. Stuttgart fahrig im Aufbau und unsicher in der Abwehr. Schmeichelhaftes Remis für den VfB bisher.

48.: Khedira schön in die Gasse auf Cacau. Der umkurvt Adler, der den Stuttgarter mit der Hand leicht touchiert. Im Stolpern schiebt Cacau am Tor vorbei.

53.: Überragender VfB-Angriff über rechts. Gebharts Flanke nimmt Cacau kurz an, dreht sich und zieht aus sechs Metern ab. Aber Adler rette per Fuß mit einem tollen Reflex.

63.: Träsch ist rechts durch. Dessen Rückpass nimmt Kuzmanovic kurz an und zielt auf den rechten Winkel. Aber Adler fischt das Ding magisch raus.

69.: Kießling setzt sich gegen Delpierre durch und sieht, dass Lehmann zu weit vor dem Tor steht. Volley-Lupfer aus 30 Metern, knapp links vorbei.

70.: Gebhart erkämpft sich den Ball gegen Sarpei und zieht von links zur Mitte. Schuss aus acht Metern. Adler wehrt mit dem Fuß ab. Den Nachschuss jagt Träsch volley an die Oberkante der Latte.

77.: Nach Derdiyoks Flanke kommt Reinartz eher zufällig an den Ball. Schuss aus sieben Metern, aber Lehmann pariert phantastisch.

85., 2:1, Cacau: Pogrebnjak geht links durch. Seine Flanke köpft Hyypiä weg, aber direkt auf die Füße von Cacau. Der zieht aus elf Metern ab und jagt den Ball flach ins rechte Eck.

Fazit: Am Ende siegt der VfB etwas glücklich, aber auf Grund der zweiten Halbzeit nicht unverdient.

Der Star des Spiels: Cacau rettet den VfB wie schon in der Vorwoche in Berlin und lässt Stuttgart weiter von der Europa League träumen. Zwischen seinen beiden Toren scheiterte er einige Male aussichtsreich am ganz starken Adler - aber nicht von ungefähr ist Cacau derzeit derjenige Spieler, der die Stuttgarter Entschlossenheit und den Willen am eindrucksvollsten verkörpert. Ein Jammer für den VfB, dass der Nationalspieler den Verein am Saisonende verlässt.

Die Gurke des Spiels: Roberto Hilbert bekam den Vorzug von Hleb auf der linken Seite - und lieferte eine schwache Vorstellung ab. Hilbert offenbarte technische und taktische Mängel, hatte überhaupt keine Bindung zu seinem Hintermann Molinaro und dementsprechend kein Zusammenspiel mit dem Italiener. Nach einer Stunde war folgerichtig Schluss. Seine Chancen auf einen Verbleib beim VfB dürfte das Spiel nicht gesteigert haben.

Die Pfeife des Spiels: Manuel Gräfe hatte eine heikle Partie zu leiten, in der er mit den Entscheidungen an sich zwar fast immer richtig lag, im Strafmaß aber keine klare Linie fand. Gelb-Rot gegen Barnetta ging in Ordnung. Adlers Aktion gegen Cacau war grenzwertig - kann man aber so entscheiden.

Die Lehren des Spiels: Der VfB hat marschiert weiter unbeirrt Richtung internationaler Wettbewerb. Die Mannschaft ist mittlerweile so von sich überzeugt, dass sie sich auch von Rückschlägen in Form von Gegentoren nicht aus der Bahn werfen lässt. Zum dritten Mal in den letzten vier Spielen drehte der VfB einen 0:1-Rückstand noch in einen Sieg.

Trainer Christian Gross traf in der Pause nach schwacher erster Halbzeit die richtigen Maßnahmen, stellte sein Mittelfeld um und impfte der Mannschaft den Glauben ein, dass man auch einen starken Gegner wie Leverkusen mit der Zeit in die Knie zwingen kann.

Die größere Entschlossenheit und das konsequente Spiel über die Flügel bescherten Stuttgart den unheimlich wichtigen Sieg in einer Phase der Partie, als Leverkusen selbst mehr wollte als nur den einen Punkt.

Allerdings bleibt für Gross weiter viel Arbeit in der Defensivbewegung, speziell die Innenverteidigung patzte einige Male gravierend.

Bayer indes kann die Meisterschaft endgültig abhaken und muss sich jetzt ernsthafte Sorgen um den fest einkalkulierten Champions-League-Platz machen. Aufwand und Ertrag halten sich seit Wochen schon nicht mehr die Waage - denn selbst mit einem Mann weniger lieferte Leverkusen eine starke Partie ab.

Nach der vierten Auswärtspleite in Folge ist Platz drei aber erstmal weg und im Moment spricht der Negativlauf im Vergleich zur Konkurrenz aus Bremen und Dortmund klar gegen Leverkusen. Die Europa-League-Qualifikation wäre nach der überragenden Vorrunde deutlich zu wenig.

Stuttgart - Leverkusen: Daten zum Spiel