Magath stichelt im Titelkampf

SID
Der Pfosten verhinderte das 19. Saisontor von Kevin Kuranyi
© Getty

Spitzen, Sprüche, Sticheleien - Felix Magath legte jegliche Zurückhaltung ab. Mit der ureigenen Taktik des großen Rivalen will der mit allen Wassern gewaschene Trainer von Schalke 04 seinem Ex-Klub Bayern München die Meisterschale vor der Nase wegschnappen.

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"Wir haben eine gute Chance, Meister zu werden. Die Bayern sind hautnah am Endspiel der Champions League. Sie werden deshalb noch Punkte lassen", sagte Magath nach dem 3:1 (2:1) gegen Borussia Mönchengladbach: "Unsere Chance, mit drei Siegen den Titel hierher zu holen, ist groß. Das ist jetzt unser Ziel. Und wir sind auf alle Fälle nah dran."

Ganz egal, wer dem Meistertrainer ein Mikrofon entgegenstreckte, er bekam Auszüge der "Verunsicherungsoffensive" der Königsblauen zu hören. "Die Bayern fühlen sich unter Druck. Die Champions League nimmt Konzentration", sagte Magath, drehte sich um und legte nach: "Ich gehe davon aus, dass sie bereits am Samstag in Gladbach nicht gewinnen. Das ist für den FC Bayern nicht so wichtig wie ein Champions-League-Halbfinale."

Schalker sticheln

Allerdings konnte Magath zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen, welch ein Torfeuerwerk der Konkurrent im Meisterzweikampf wenige Stunden später beim 7:0 gegen Hannover 96 abbrennen würde. Unabhängig davon übertrug sich das demonstrativ zur Schau gestellte Selbstbewusstsein auf die Spieler.

"Das macht mich stolz", sagte Torjäger Kevin Kuranyi, nachdem er 15 Minuten lang mit den Fans den "ganz wichtigen Sieg" gefeiert hatte: "Jetzt geht es aufwärts. Jetzt müssen wir die Euphorie mitnehmen."

Noch liegen die Bayern im Titelrennen vorn, die Schalker Sticheleien sollen das bald ändern. "Wir machen jetzt so weiter, dann können wir am Ende vorne sein", sagte Kuranyi. Matchwinner Ivan Rakitic, der mit einem fulminanten Weitschuss die Weichen auf Sieg stellte (8.) und vom Elfmeterpunkt keine Nerven zeigte (47.), fügte an: "Wir gucken gar nicht auf die Tabelle. Wir wollen einfach alles gewinnen."

Gavranovic mit starkem Bundesliga-Debüt

Sollte Magath weiterhin sein goldenes Händchen beweisen, stehen die Chancen nicht schlecht. Diesmal zauberte er zur Pause einen gewissen Mario Gavranovic aus dem Hut: 19 Jahre, noch kein Bundesliga-Spiel, Schweizer und kroatischer Pass. Es dauerte keine 90 Sekunden, da hatte der Debütant den Elfmeter zur Vorentscheidung herausgeholt.

Raul Bobadilla (16.) hatte für Mönchengladbach zuvor das zwischenzeitliche 1:1 erzielt, Jefferson Farfan traf praktisch mit dem Halbzeitpfiff für Schalke (45.). Dennoch stand Ivan Rakitic, wieder Dreh- und Angelpunkt des Schalker Spiels, noch mehr im Rampenlicht.

Er jagte den Ball beim 1:0 mit 118 km/h ins Netz und war zu verblüfft, um zu jubeln. "Ich bin nicht so häufig Torschütze. Das Ding war perfekt", sagte er.

Gladbacher monieren Kuranyi-Foul

Für die Gladbacher war eine andere Szene der große Aufreger. Vor dem 2:1 hatte Kuranyi zweimal im Strafraum leicht geschubst. Er holte zunächst eine Ecke heraus und rempelte sich dann den Weg frei zum Kopfball - den Abpraller drückte Farfan über die Linie.

"Der spielt zweimal Foul in zehn Sekunden. Ich weiß nicht, wie man sowas übersehen kann", sagte Klub-Legende Rainer Bonhof, und auch Trainer Michael Frontzeck war sauer: "Ich weiß nicht, was den Schiedsrichter da geritten hat, zweimal nicht zu pfeifen."

Schalke - Gladbach: Daten zum Spiel