Armin Veh adelt den Hamburger SV

SID
Die HSV-Spieler feiern den vierten Treffer in Wolfsburg. Mittendrin, Torschütze Romeo Castelen
© Getty

Der neue Wolfsburg-Trainer Armin Veh sieht im Hamburger SV den Titelkandidaten Nummer Eins. Sein Gegenüber Bruno Labbadia tritt dagegen auf die Bremse: es sei lediglich ein guter Start in die Bundesliga geglückt, nicht mehr und nicht weniger.

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Erst nahmen sie die Festung des deutschen Fußball-Meisters VfL Wolfsburg im Sturm, dann wurden die Profis des Hamburger SV vom gegnerischen Trainer zum Titelkandidaten ernannt.

"Die Meisterschaft läuft in diesem Jahr über den HSV. Das ist eine richtig gute Mannschaft", meinte der zerknirschte VfL-Coach Armin Veh, nachdem sein Team von den Hanseaten regelrecht zerlegt worden war. 4:2 hieß es am Ende für die Hamburger, die sich im Klassement nur aufgrund der schlechteren Tordifferenz hinter Spitzenreiter Bayer Leverkusen einreihen mussten.

Wolfsburgs Serie reißt nach 20 Spielen

Mit (H)ingabe, (S)pielwitz und unbedingtem (V)erlangen nach Erfolg beendete der HSV in Galaform nicht nur Wolfsburgs Heimserie von 20 Spielen ohne Niederlage, sondern verlieh den drei Buchstaben des Vereinskürzels auch noch neue Bedeutung.

Für Hamburgs Trainer Bruno Labbadia führte das Lob seines Kollegen dennoch ein wenig zu weit. "Mit seiner Aussage hat Armin den Druck schön weitergegeben. Das würde ich an seiner Stelle genauso machen. Mir geht das aber alles zu schnell. Das war ein ordentlicher Start in die Bundesliga - mehr nicht", sagte der Coach der Hanseaten und schob hinterher: "Gerade unsere erste Halbzeit war sehr gut, aber wir haben da nicht genug aus unseren Torchancen gemacht. Es geht immer noch besser."

"Nur ganz schwer zu schlagen"

Labbadia wollte den Ball bewusst flach halten, für die Konkurrenz dürften seine Worte jedoch wie eine Drohung geklungen haben. Zumal Stürmer Mladen Petric ergänzte: "Wenn wir noch 31 solcher Spiele machen, stehen wir am Ende oben."

Auch Abwehrchef Joris Mathijsen gab zu bedenken: "Wenn wir so weitermachen, sind wir nur ganz schwer zu schlagen." Schon vor dem Seitenwechsel hätte der HSV in Wolfsburg fünfmal ins Schwarze treffen können. Da Paolo Guerrero jedoch zweimal unbedrängt an VfL-Keeper Diego Benaglio scheiterte und Piotr Trochowski die Latte des Wolfsburger Tores im Weg war, blieb es bei zwei Toren - allerdings innerhalb der ersten sieben Minuten.

Elia erzielte erstes Pflichtspieltor

Erst profitierte Guerrero nach einem Pfostenschuss vom Pech Benaglios, dem der Ball an den Nacken und von dort ins Netz prallte (3.). Dann legte Zugang Eljero Elia mit seinem ersten Pflichtspieltor für den HSV nach (7.).

"Besonders in der ersten Halbzeit war unsere Leistung desolat. Wir mussten uns bei Diego bedanken, dass es nur 0:2 stand", meinte VfL-Spielmacher Zvjezdan Misimovic und Veh grantelte sich nach Spielende von Interview zu Interview.

Veh ist völlig bedient

"In der ersten Halbzeit waren wir fast nicht auf dem Platz. Das hatte mit Bundesliga nichts zu tun. So kann man nicht bestehen", wetterte der Coach, für den es die erste Pflichtspiel-Niederlage auf Wolfsburgs Trainerbank war: "Die Favoriten sind jetzt erst einmal andere."

Auch das zwischenzeitliche Aufbäumen seines Teams hatte an Vehs Laune nichts ändern können. Immerhin war Misimovic (52.) und Obafemi Martins bis zur 56. Minute der Ausgleich gelungen.

Doch gegen die Offensivstärke des HSV war an diesem Abend kein Kraut gewachsen. Petric (75.) und Joker Romeo Castelen (90.) schlugen zurück.

Labbadia lobt die Moral der Truppe

"Dass wir nach dem 2:2 noch einmal zurückgekommen sind, spricht für die Moral der Mannschaft", lobte Labbadia und freute sich besonders über Castelens 4:2. Für den eingewechselten Niederländer war es schließlich ein ganz besonderer Treffer.

617 Tage hatte der Flügelflitzer aufgrund zweier Knieoperationen auf seinen insgesamt 14. Bundesliga-Einsatz warten müssen. Nun gelang dem 26-Jährigen beim Comeback sogar sein erster Bundesliga-Treffer.

Castelen "braucht keinen Sauerstoff"

"Als nach meinem Tor plötzlich alle Mitspieler auf mir lagen, bekam ich überhaupt keine Luft mehr. Aber man kann sich gar nicht vorstellen, wie glücklich ich in diesem Moment war. Da braucht man keinen Sauerstoff", meinte Castelen.

Während der HSV scheinbar einen perfekten Tag feierte, richteten die Wolfsburger den Blick schnell nach vorn. Am kommenden Samstag geht es für den VfL zum Rekordmeister Bayern München.

"Wir haben gegen eine große Mannschaft verloren und müssen nun normal weiterarbeiten. Wir wissen, dass es auch bei den Bayern schwierig wird", sagte Torschützenkönig Grafite.

Wolfsburg - Hamburg: Daten & Fakten